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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Autoren: Roxann Hill
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auf den Beistelltisch, was ihm wegen seiner jetzt heftig zitternden Arme nicht leicht fiel. Aber um nichts in der Welt durfte er den wertvollen Inhalt verschütten. Kein einziger Tropfen durfte verschwendet werden.
    Er hob die gläserne Spritze und tauchte ihre Spitze in die Mitte des Destillats. Mit einer jahrhundertelang geübten Bewegung zog er den Kolben zurück.
    Er öffnete seinen Mund, während er seinen Kopf in den Nacken legte. Er zögerte, aber nicht aus Angst vor dem Einstich, sondern um sich für diesen einzigartigen Moment zu wappnen, um seine Sinne zu schärfen. Tausendmal hatte er es schon getan und doch übertraf das Erlebnis stets seine lebhaftesten Erinnerungen.
    Langsam atmete er ein. Dann konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er hob seine Zunge an, stieß die Nadel tief in sein weiches Fleisch hinein und drückte den Kolben nach vorne. Das Serum schoss in seinen Körper.
    Er war unvorsichtig gewesen. Er hatte sich nicht gesetzt. Jetzt warf ihn der ungeheure Schock zu Boden. Er landete auf den Knien. Die leere Spritze baumelte aus seinem Mund.
    Bilder zuckten vor seinen Augen. Gequälte und geschändete Menschen. Todesschreie. Der Genuss von Folter und Mord.
    Die Eindrücke fielen in sich zusammen, als das Böse durch ihn hindurch raste. Er keuchte vor purer Ekstase und gab sich ganz diesem unbeschreiblichen Kick hin, während er ausgestreckt auf dem Boden lag, die Finger in den Teppich gekrallt.
    Unkontrolliert bäumte er sich auf. Kraft und Lebensenergie explodierten in ihm, als sich jede Zelle seines Körpers verjüngte. Das berauschende Gefühl von Macht und Unbesiegbarkeit war uferlos.
    Er wollte genussvoll durchatmen, doch die immer noch in der Unterseite seiner Zunge hängende Spritze hinderte ihn daran.
    Er zog die Nadel heraus. Seine Finger waren geschmeidig, sie zitterten nicht mehr. Die Haut auf seinem Handrücken war straff und jugendlich. Von Altersflecken keine Spur.
    Mit einem Satz sprang er auf, um sich mit verschränkten Armen auf die Rückenlehne des Sessels zu stützen. Selbstvergessen, beinahe schon träumerisch, blickte er erneut in den Raum jenseits der Glaswand.
    Er streifte den Ohrenschutz ab. Das Wesen in dem Reagenzglas war ruhig und bewegte sich nicht.
    Er musste über seine eigenen Gedanken grinsen. Für einen Augenblick hatte er doch tatsächlich gedacht, es handle sich um ein Wesen, was dort drüben in dem Behälter gefangen gehalten wurde und ausgepresst worden war, wie eine reife Zitrone.
    Aber es war kein Wesen.
    Es war eine Seele.
    Die Seele eines Menschen. Eines gefährlichen, verdorbenen und bösen Menschen, den er gekannt hatte. Sie hatte es nicht bis in die Hölle geschafft. Nein, Samael hatte sie abgefangen und hierher geschleppt.
    Teufel konnten so etwas.
    Und hier, in dem Raum jenseits der Panzerglasscheibe, befand sich eine ganz private Hölle.
    Eine Hölle in Miniaturformat.
    Eine Hölle, nur für den Eigenbedarf.
    Zugegebenermaßen hatte Samael einen riesigen Bedarf.
    Sein Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. Die Menschen hatten seit Angedenken der Zeit über die Hölle gerätselt, sie gefürchtet und mit ihrer Existenz andere eingeschüchtert und bedroht.
    Aber sie hatten ja keinen blassen Schimmer.
    Sie hatten keine Ahnung, was dort tatsächlich abging.
    Die negative Lebenskraft der Seelen stellte eine exquisite Droge für Dämonen dar. Sie war überaus geschätzt und begehrt. Je böser ein Mensch gewesen war, desto schwärzer war seine Seele und desto größer war die negative Energie, die man aus ihr gewinnen konnte.
    Man kochte sie einfach aus.
    Bei Menschen hatte diese kostbare Essenz eine überaus erfreuliche Nebenwirkung. Sie stoppte den Alterungsprozess, machte ihn rückgängig. Regelmäßig eingenommen verhalf sie zu ewigem Leben - oder was Menschen unter ewigem Leben verstanden.
    Er lächelte bitter.
    Er war zweiunddreißig Jahre alt. Das war er bereits seit mehr als einem halben Jahrtausend. Er hatte nicht vor, auch nur einen Tag zu altern.
    Der unscheinbare Rest der Seele begann, seine Konturen zu verlieren. Sie löste sich auf und drang in die andere Dimension ein. Dort würde sie als bewusst- und identitätsloser Müll durch die Unendlichkeit driften.
    Eine Hand legte sich auf seine Schultern. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Elisabeth war. Denn Elisabeth Le Maas-Heller war die einzige andere Person, die Zutritt zu diesem Raum hatte.
    Im Übrigen gehörte ihr hier wirklich alles. Das schloss ihn mit
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