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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne
Autoren: Barry B. Longyear
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brauchst du den?«
    Wacos Hand schoß vor, packte den Karton und entwand ihn Grabschs Zugriff. »Willst du’s wissen?« Er öffnete den Kasten, entfernte die sechs Birnen für die Lichtergirlande und ließ sie in die Luft entschwinden. »Wenn du’s wissen willst, dann komm mit.« Er drehte sich um und folgte dem Schlangenbeschwörer in den Hauptgang zu den Familienquartieren. Waco zog sich in eine der Kabinen, die am Gang lagen. Grabsch blieb an der Tür stehen und sah hinein. Festgebunden auf vier Kojen, fünf pro Koje, lagen Wacos zwanzig Schlangen von Ssendiss. Alle schienen zu schlafen. Waco ging an eine Koje und strich über eine der Schlangen. »Hassih, ich hab’ den Kasten.«
    Die Schlange öffnete die Augen, zischte und schloß sie wieder. Waco öffnete den Karton. Ergriff unter eine der zusammengerollten Schlangen, zog ein Ei hervor und legte es in eines der Fächer in den Kasten, dann ging er zur nächsten Schlange. Grabsch runzelte die Stirn. »Was soll das, Waco?«
    »Sie sind tot … jetzt alle. Liegt an der Luft.«
    Grabsch schüttelte den Kopf. »Das tut mir leid, Waco. Was passiert mit den Eiern? Kann ich irgend etwas tun?«
    »Nein.« Waco ging zu einer anderen Schlange und zog ein neues Ei hervor, tief aus den Windungen des Reptils. »Alles, was ich brauchte, war dieser Kasten. Ich kann die Eier doch nicht hier drinnen herumfliegen lassen. Sie würden zerbrechen.«
    »Was willst du mit ihnen machen, Waco? Wie lange dauert es bis zum Schlüpfen?«
    Waco legte ein weiteres Ei in den Kasten. Es waren fünf, faustgroß und leuchtend blau. Er verschloß den Kasten und hielt ihn in beiden Händen. »Nach unserer Zeitrechnung, Grabsch, brauchen diese Eier fast zweihundertsiebzig Jahre, bis sie ausgebrütet sind. Was auch immer geschieht, ich muß mich darum kümmern, daß sie versorgt sind. Ich hab’s ihnen versprochen.« Er drehte den Kopf seinen toten Schlangen zu.
    Grabsch schüttelte den Kopf. »Waco, bis dahin wirst du längst nicht mehr da sein. Wer kümmert sich um die Eier, wenn du auf dem Friedhof liegst?«
    »Meine Söhne und Töchter und deren Söhne und Töchter.«
    »Bist du verheiratet?«
    »Noch nicht. Aber ich werde es sein.« Er wandte sich den toten Schlangen zu, schloß die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich verspreche euch allen, daß diese Eier ausgebrütet werden, Hassih, Sstiss, Nissa … Ihr werdet nicht vergessen sein.«
    Grabsch zog sich wieder auf den Gang und ließ den Schlangenbeschwörer allein zurück.

 
40
     
    Bordbuch, O’Hara’s GreaterShows 2. Mai 2148
     
    Unterwegs zum Sternensystem 9-1134. Noch sechs Tage. Die Stromzufuhr des künstlichen Schwerefeldes wurde manipuliert, um Wassermoleküle aufzubrechen, so daß Sauerstoff frei wurde. Das hat das Atmen etwas erleichtert, verringert aber den Wasservorrat noch mehr.
    Peru Abner Bolin sah von seiner Koje auf und fand die Clowns um sich herum versammelt. Er fragte Cholly: »Was ist das hier, Cholly? Totenwache?«
    »Peru, vielleicht können wir hier drinnen das Schwerefeld einschalten lassen, oder wir können dich wenigstens in die Menageriefähre bringen …«
    »Nein, nein, Jungs, das Atmen geht ohne Schwerkraft viel leichter.«
    »Kann Knochenbrecher nichts machen?«
    Peru Abner schüttelte langsam den Kopf. »Was mir fehlt, Cholly, kann nur durch eine Zeitmaschine behoben werden. Knochenbrecher hat keine mehr.« Der alte Clown schloß die Augen und drehte den Kopf zu Cholly hin. »Die Mutt and Jeß- Nummer , die ich mit Ahssil gemacht habe – war das nicht toll?«
    Cholly nickte. »Ich wünschte, der Knirps wäre jetzt hier.« Peru runzelte die Stirn. »Ich meine nicht, in dieser Klemme, Peru. Aber er würde bei dir sein wollen.«
    »Der Junge ist ein Prinz, Cholly. Er hat Pflichten.« Peru Abner lächelte. »Ich wette, er wird einen großartigen Monarchen abgeben, wenn die Zeit kommt. Kannst du ihn dir vorstellen, wie er in einem Narrenkostüm hofhält?«
    Cholly schüttelte den Kopf. »Ihr wart schon ein rechtes Paar.« Er duckte sich, denn Stenny hatte danebengegriffen und kam kieloben gegen ein Schott gesegelt. Peru Abner streckte eine Hand aus und schüttelte Cholly am Arm.
    »Zu schade, daß du deine Nummer nicht im freien Fall geben kannst, Cholly. Das wäre was zum Lachen.«
    Cholly hob die Augenbrauen und lächelte. »Peru, meine Nummer hat dir nie gefallen. Ihr feinen Clowns habt nie etwas für die dummen Auguste übrig gehabt.«
    Peru Abner zog die Mundwinkel herab und schüttelte den Kopf.
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