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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz
Autoren: Robert Goolrick
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dass Sie Charlie Beale heißen. Wenigstens seit dem Tag, an dem Sie von Russell Land gekauft haben. Wir wissen, wie Sie heißen, wir wissen, was Sie dafür bezahlt haben. Die Frage ist, was wollen Sie damit machen? Warum sind Sie hier? Das ist die Frage, Mister Beale.«
    »Ich bin Metzger, Mr. Haislett. Ein guter. Ich suche Arbeit. Das ist alles, was ich will. Arbeit.«
    »Sehen Sie hier einen vollen Laden? Sehen Sie lauter Kundschaft, die vergeblich darauf wartet, bedient zu werden? Denn wenn es das ist, was Sie sehen, dann habe ich wahrlich bessere Augen als Sie.«
    »Ein guter Metzger. Mit jeder Menge Erfahrung. Es gibt nichts, was ich nicht weiß.«
    Der Junge ließ Charlie keine Sekunde aus den Augen, sondern ging nur zu dem Mann mit den weißen Haaren hinüber und hielt sich an seinem Hosenbein fest.
    »Mann o Mann. Ich bin ein guter Metzger und führe einen netten, sauberen Laden. Die Leute kommen und gehen, keiner hat sich je beschwert. Seit über dreißig Jahren mache ich das jetzt, seit ich aus der Armee entlassen wurde, und ich hab es von meinem Vater gelernt, der es von seinem Vater gelernt hat.«

    Der kleine Junge lachte. »Beebo«, sagte er fröhlich. »Beebo, Beebo.« Sein Vater blickte zu ihm hinab und strich ihm über den Kopf.
    »Das hier, Mr. Beale, ist Sam Haislett. Er ist mein Sohn, er ist fünf Jahre alt, und er ist mein Ein und Alles. Gib Mr. Beale die Hand, mein Junge.«
    »Beebo!«, lachte der Junge wieder, trat nach vorne und streckte ihm die Hand hin, sah zu, wie sie in Charlies breiter Faust verschwand. »Freut mich sehr, dich kennen zu lernen, Sam. Ist mir wirklich ein Vergnügen. Nenn mich Charlie.«
    »Ich werde Sie Beebo nennen, Sir. Ist das okay?«
    »Wie du willst, mein Sohn. Was dir am besten gefällt.«
    Der Junge ging wieder zu seinem Vater und drückte sich an sein Bein. Will nahm ein Metzgermesser in die Hand und wischte es mit einem sauberen Tuch ab.
    »Ich würde nichts für meine Arbeit verlangen.«
    »Genau so viel ist die Arbeit dann auch wert  – nichts.«
    »Ich arbeite einen Monat umsonst für Sie. Dann entscheiden Sie, was Sie tun wollen. Ob Sie mich immer noch hier haben wollen. Ich bin es wert, das werden Sie sehen.«
    »Warum würden Sie etwas so Dummes tun?«
    »Ich möchte mich hier niederlassen, Mr. Haislett. Ich hab genug von der Welt gesehen. Ich will nur einfach ein kleines Eckchen davon für mich haben. Einen Ort, an dem ich mich zu Hause fühle.«
    »Und wo ist ›zu Hause‹?«
    »Mittlerweile nirgendwo mehr. Ich bin im Norden aufgewachsen. Geboren in Ohio.«
    »Warum sind Sie dort weg?«
    »Die alte Geschichte. Kam aus dem Krieg zurück. Daddy war tot. Mama hat bei Verwandten gewohnt. Die ganze Familie war in alle Winde verstreut. Und so bin ich rumgereist.
Hab mir das Land angeschaut, nach etwas gesucht, ich weiß nicht was. Ja, doch, ich weiß es. Nach etwas Wundervollem. Irgendwas Besonderem. Ich hab mir Brownsburg angeschaut. Ich habe es mir eine Woche gut überlegt.«
    »Lassen Sie sich von mir was sagen, mein Sohn. Wenn man jung ist und etwas Wundervolles erleben will, dann ist alles noch frisch und unverbraucht wie ein nagelneuer Penny. Doch auf dem Weg zu den Wundern dieser Welt kommt erst einmal das, was man als ›ganz okay‹ bezeichnen könnte, und wenn man dort angelangt ist, dann sollte man es sich ganz genau anschauen, weil man vielleicht gar nicht mehr weiter kommt. Brownsburg ist kein Himmel, in keiner Hinsicht. Aber es ist vollkommen in Ordnung. Es ist ›ganz okay‹.«
    »Ich habe vor zu bleiben. Ich habe niemanden und keinen Ort, an dem ich sonst sein möchte. Ich muss etwas mit meiner Zeit anfangen.«
    »Und Geld bedeutet nichts?«
    »Wie ich bereits gesagt habe, Sir, ich habe niemanden. Ich besitze das, was in meinen Koffern ist. Ich möchte ein Haus finden, möchte mir ein Zuhause schaffen, wo ich abends meinen Kopf hinlegen kann, und für all das braucht man Geld und Arbeit. Ich bin Metzger, das ist es, was ich kann.«
    »Schlachten auch?«
    »Alles. Ich kann eine Kuh so schnell schlachten, dass sie friedlich aussieht, als wäre sie im Schlaf gestorben. Es heißt, das Fleisch würde besser und zarter, wenn das Tier schnell und friedlich gestorben ist.«
    »Ach, ich weiß nicht. Ich sag Ihnen was. Es ist fast Mittagessenszeit. Gehen Sie da in den Kühlraum, schneiden Sie uns vom Rind ein paar Steaks ab und kommen Sie mit uns nach Hause. Meine Frau Alma ist schlauer als ich. Sie ist
Lehrerin. Sie wird wissen, was zu tun ist. Ich
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