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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
Autoren: Sabrina Jeffries
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kleingeistigen Herren, denen sie in der feinen Gesellschaft begegnete, seit sie ihr Debüt gehabt hatte. Er hatte selbst einen Skandal zu bewältigen, nachdem sich sein Vater vor vier Monaten umgebracht hatte. Das hatten sie und Giles miteinander gemein.
    Doch als sie den Blick über ihre Geburtstagsgäste schweifen ließ und Giles nicht entdeckte, obwohl sie ihn eingeladen hatte, stieg Enttäuschung in ihr auf. Wie sollte sie ihn jemals dazu bringen, etwas anderes in ihr zu sehen als die kleine Schwester seiner Freunde, wenn sie ihn nie zu Gesicht bekam?
    Als die Nachmittagsparty vorbei war, ging sie in den Garten, um ihren Kummer zu lindern, und hörte zufällig, wie sich ihre Brüder unterhielten, die hinter dem Haus Zigarren rauchten.
    »Die Jungs haben mir erzählt, Newmarshs Fest beginnt um zehn«, sagte Oliver. »Wir treffen uns kurz vorher hier draußen. Gott sei Dank ist es nicht weit, und wir können zu Fuß gehen! Also braucht es niemand von den Bediensteten zu erfahren. Ihr wisst ja, wie die sind – sie verraten Großmutter alles, und dann hält sie uns eine Standpauke, weil wir an Minervas Geburtstag ausgehen.«
    »Großmutter wird es bestimmt merken, wenn wir uns verkleidet aus dem Haus schleichen«, wandte Jarret ein.
    »Bevor wir verschwinden, gehen wir einer nach dem anderen in den Garten und verstecken unsere Kostüme. Lasst euch dabei nur nicht von Minerva erwischen! Wir wollen doch ihre Gefühle nicht verletzen.«
    Minerva war kurz davor, ihnen den Marsch zu blasen, weil sie an ihrem Geburtstag ohne sie auf ein Fest gehen wollten, als ihr plötzlich ein Licht aufging. Wenn ihre Brüder sich irgendwo mit »den Jungs« trafen, würde auch Giles dort sein! Und da es ein Maskenball war, konnte sie hingehen, ohne dass es jemandem auffiel. Und sie wusste auch schon, was sie anziehen wollte. Ihre jüngere Schwester und sie waren kürzlich auf einen Koffer mit Kleidern ihrer Großmutter gestoßen, die über dreißig Jahre alt waren – eine wahre Fundgrube an Kostümen!
    Um neun Uhr schlüpfte sie mit der vierzehnjährigen Celia in den Schuppen im Garten. Celia hatte ihr ihre Unterstützung versprochen – im Austausch gegen einen vollständigen Bericht über alles, was Minerva auf dem Ball sehen und erleben würde. Sie half ihr, sich in eins der alten Korsetts und einen ausladenden Reifrock zu zwängen. Dann zog Minerva das elegante Kleid aus goldenem Satin an, das Großmutter bei der Hochzeit ihrer Eltern getragen hatte.
    Sie kicherten unaufhörlich, während sie ihr hellbraunes Haar unter eine gepuderte Perücke mit weißen, hoch aufgetürmten Locken stopften. Danach setzte Minerva eine Augenmaske auf, und Celia klebte ihr einen Schönheitsfleck auf die Wange. Eine Kette mit einem altmodischen blauen Kamee-Anhänger von Großmutter gab dem Kostüm den letzten Schliff.
    »Und? Sehe ich aus wie Marie Antoinette?«, fragte Minerva im Flüsterton. Ihre Brüder waren noch nicht im Garten aufgetaucht, aber sie würden sicherlich jeden Moment kommen.
    »Du siehst großartig aus«, entgegnete Celia leise. »Und sehr exotisch.«
    »Exotisch« war Celias neues Lieblingswort, doch Minerva nahm an, dass sie eigentlich so etwas wie »erotisch« meinte, denn das Oberteil ihres Kleides war unverschämt tief ausgeschnitten.
    Aber sie wollte Giles ja auch bezirzen. »Du verschwindest jetzt besser«, sagte sie zu ihrer Schwester. »Bevor sie kommen.«
    Celia eilte zurück ins Haus. Minerva musste noch eine Weile warten, bis sich ihre Brüder im Garten verkleidet hatten und loszogen. Dann folgte sie ihnen unauffällig.
    Zum Glück waren viele Leute zu dem Maskenball unterwegs, und sie tauchte in der Menge unter, als ihre Brüder das Haus des Gastgebers betraten. Obwohl sie keine Einladung hatte, war es erstaunlich einfach für sie, ebenfalls hineinzugelangen. Da es sich jedoch als schwierig erweisen könnte, Giles zu finden, weil sie ihren Brüdern aus dem Weg gehen musste, steckte sie dem Butler Geld zu, damit er ihr sagte, was für ein Kostüm das Objekt ihrer Begierde trug.
    »Mr Masters ist gar nicht hier, meine Liebe«, antwortete er mit empörender Vertraulichkeit. »Er hat abgesagt, weil er zu seiner Mutter aufs Land fahren musste.«
    Minerva wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte, dass Giles wegen einer anderen Verpflichtung nicht zu ihrer Geburtstagsparty hatte kommen können, oder enttäuscht, weil sie ihn nun nicht treffen würde.
    »Aber wenn Sie einen Gönner suchen«, fuhr der Butler beflissen fort,
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