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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel
Autoren: Kat Martin
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strich liebevoll über seine Wange. »Es ist so lange her ... so viele Jahre. Tausend Mal habe ich versucht, mir vorzustellen, wie du wohl aussiehst. Du bist jetzt richtig erwachsen!« Ihre Lippen zitterten. »Ich habe das alles verpasst... all diese Jahre.« Dann verzog sich ihr Mund vor Sehnsucht. »Junge, du schaust prächtig aus!«
    Sein Hals war ganz eng, und er konnte kaum schlucken. Wie hatte er sie nur so schlecht behandeln können? Warum hatte er sie all diese Jahre ignoriert? Etwas brannte hinter seinen Augen. Ungläubig bemerkte er, dass Tränen an seinen Wimpern hingen.
    Er weinte niemals, der kalte, gefühllose Justin Bedford Ross. Tränen kamen für ihn nicht in Frage.
    Er räusperte sich. »Meine Frau ist hier, Großmutter. Sie hat sich darauf gefreut, dich kennen zu lernen.« Der einzige Grund, warum er überhaupt gekommen war ... Wenn Ariel ihn nicht überredet hätte, dann wäre er jetzt nicht hier. Und seine Großmutter würde ein weiteres Weihnachtsessen einsam zu sich nehmen.
    Seine Brust krampfte sich peinvoll zusammen.
    Die alte Dame streckte die Hand aus und nahm Ariels Rechte in die ihre. »Ich bin froh, dich kennen zu lernen, meine Liebe.«
    Im Licht der Kerze erkannte sie, dass Ariels Augen feucht waren. »Genau wie ich! Justin hat mir oft von Euch erzählt.« Was nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber das Gesicht seiner Großmutter leuchtete auf.
    »Hat er das?« Es war eine süße kleine Lüge, und er betete Ariel dafür an. »Ich hatte schon befürchtet, er hätte mich vergessen.«
    »Oh, nein«, versicherte ihr Ariel schnell und wischte sich heimlich die Feuchtigkeit aus den Augen. »Das könnte er niemals ...«
    »Nein, Großmutter«, erklärte Justin bedrückt, sein Hals klemmte so sehr, dass es beinahe unmöglich war, ein Wort herauszubringen. »Wie könnte ich dich vergessen?« Und plötzlich wusste er, dass es tatsächlich stimmte. Er hatte diese kleine Frau geliebt, sie war für ihn die Mutter gewesen, die in seinem Dasein fehlte. Er hatte sie damals geliebt, und liebte sie auch jetzt.
    So lange hatte er seine Gefühle verdrängt, hatte sie so tief in sich vergraben, dass sie anscheinend gar nicht mehr existierten. Der abweisende, gefühllose Mann, zu dem er sich entwickelt hatte, war sicher gewesen, kein Herz zu besitzen. Jetzt fühlte er es, es schlug in seiner Brust und zwar mit einem Gefühl, das er zu seiner größten und äußersten Verwunderung als Liebe erkannte.
    »Ariel hat ein Geschenk für dich dabei, Großmutter!«
    Sie lächelte voller Begeisterung. »Ein Geschenk? Für mich? Aber ich habe kein Geschenk für euch beide. Ich habe nicht geglaubt ...«
    »Du hast uns ein wundervolles Essen zubereitet ... und herrliche Erinnerungen geweckt, die schon beinahe verblasst waren. Das sind Geschenke genug!«
    Ariel reichte ihr das Angebinde, bei dem sie sich solche Mühe gegeben hatte, und seine Großmutter nahm es in ihre zerbrechliche, zitternde Hand.
    »Warum setzen wir uns nicht, dann kannst du das Päckchen aufmachen«, schlug Justin vor, weil er bemerkte, dass seine Großmutter müde wurde.
    Er half ihr auf ihren Stuhl, und die Gäste setzten sich neben sie. Vorsichtig zog sie das rote Band von dem bunt eingewickelten Päckchen; dann berührte sie liebevoll das Bild auf der Gipsplatte, fuhr über die Umrisse seines Profils.
    »Es ist wunderschön«, erklärte sie mit einem strahlenden Blick auf Ariel. »Ein so kostbares Geschenk!« Sie stand wieder auf, diesmal viel lebhafter als zuvor. »Kommt mit. Ich habe auch schon den perfekten Platz, wo ich es aufhänge.«
    Justin nahm den Arm seiner Großmutter und führte sie in den Salon, Ariel folgte ihnen.
    »Siehst du?« Sie deutete auf eine Anzahl Portraits, die an der Wand hingen. »Ich habe sie gemalt, nachdem du weg warst. Damit ich mich immer an dich erinnerte, wie du gewesen bist.«
    Ein halbes Dutzend Aquarelle hingen nebeneinander an der Wand des Salons. Sie waren nicht perfekt, aber die Ähnlichkeit sichtbar.
    Und alle Bilder stellten ihn dar.
    Wenn er noch Zweifel gehabt hatte, ob er überhaupt ein Herz besaß, so war er jetzt sicher: denn es brach mitten durch und schmerzte heftig in seiner Brust.
    »Du siehst aus wie dein Vater, aber hast das störrische Kinn deiner Mutter.« Die alte Dame lächelte. »Ich könnte mir vorstellen, dass du genauso entschlossen bist, wie sie es war.«
    »Ich dachte, du hättest mich vergessen«, meinte er leise und ein wenig brummig.
    »Du warst der Sohn, den ich nie hatte. Ich habe
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