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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist
Autoren: Lawrence M.Krauss
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dem ersten Feuerball des Urknalls im Prinzip – jenseits von Lithium, dem drittleichtesten Atomkern in der Natur – keine Kerne gebildet wurden. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Berechnungen zutreffen, weil unsere Vorhersagen für die kosmische Fülle der leichtesten Elemente exakt mit diesen Beobachtungen übereinstimmen. Diese leichtesten Elemente, nämlich Wasserstoff, Deuterium (der Kern schweren Wasserstoffs), Helium und Lithium, liegen mengenmäßig um zehn Größenordnungen auseinander. 9 Die Beobachtungen und theoretischen Vorhersagen stimmen über diese unfassbare Spanne hinweg überein.
    Damit haben wir eine der berühmtesten, aussagekräftigsten und erfolgreichsten Vorhersagen, die uns bestätigen, dass der Big Bang sich tatsächlich ereignet hat. Nur ein heißer Urknall kann den beobachteten Überschuss leichter Elemente hervorbringen und mit der derzeit beobachteten Expansion des Universums in Übereinstimmung bleiben . Ich habe immer eine Karte in der Hosentasche stecken, auf der ein Vergleich der Vorhersagen zum Überschuss leichter Elemente und dem beobachteten Überschuss festgehalten ist. Jedes Mal, wenn ich jemanden treffe, der nicht glaubt, dass der Big Bang stattgefunden hat, kann ich die Karte vorzeigen. Üblicherweise komme ich in Diskussionen natürlich nie so weit, weil Leute, die schon vorher beschlossen haben, dass etwas an dem Bild nicht stimmt, sich selten von Daten beeindrucken lassen. Die Karte habe ich trotzdem immer dabei – weiter unten im Buch werde ich sie vorstellen.
    Auch wenn Lithium für manche Menschen wichtig ist – für alle anderen sind die schwereren Atomkerne wie die von Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Eisen und so weiter weit wichtiger. Sie sind nicht im Verlauf des Urknalls entstanden, sondern konnten nur im feurigen Kern der Sterne hervorgebracht werden. Und es gibt nur einen Weg, auf dem sie heute in unsere Körper gelangt sein können – diese Sterne müssen so nett gewesen sein, zu explodieren und ihre Produkte in den Kosmos hinauszuspeien, damit die sich eines Tages in einem kleinen blauen Planeten in der Nähe des Sterns namens Sonne und seiner Umgebung vereinen konnten. Im Lauf der Geschichte unserer Galaxis sind etwa 200 Millionen Sterne explodiert. Diese Myriaden Sterne opferten sich, wenn man so will, damit wir eines Tages geboren werden konnten. Ich nehme an, das qualifiziert sie so gut wie sonst etwas für die Rolle als Erlöser.
    Wie sich herausstellt, besitzt ein bestimmter Typ explodierender Sterne (Supernovae des Typs 1a) eine bemerkenswerte Eigenschaft, was während der 1990er Jahre durch sorgfältige Studien mit hoher Genauigkeit gezeigt werden konnte: Supernovae des Typs 1a, die intrinsisch (absolut) heller sind, strahlen auch für längere Zeit. Die Korrelation ist empirisch sehr gut abgesichert, auch wenn wir sie theoretisch nicht vollständig verstehen. Das heißt, diese Supernovae sind sehr gute »Standardkerzen«. Damit ist gemeint, dass diese Supernovae zur Kalibrierung von Entfernungen verwendbar sind, weil so durch eine von der Entfernung unabhängige Messung ihre absolute Helligkeit direkt festgestellt werden kann. Beobachten wir eine Supernova in einer fernen Galaxie – und das ist möglich, weil sie alle sehr hell sind –, so können wir feststellen, wie lange sie leuchtet, und daraus auf ihre absolute Helligkeit schließen. Wenn wir dann ihre Helligkeit mithilfe unserer Teleskope messen, können wir exakt ableiten, wie weit die Supernova und ihre Heimatgalaxie entfernt sind. Wenn wir nun die »Rotverschiebung« des Lichts von den Sternen in dieser Galaxie messen, können wir deren Geschwindigkeit bestimmen und somit die Geschwindigkeit mit der Entfernung vergleichen. Daraus erhalten wir die Expansionsrate des Universums.
    So weit, so gut, aber wenn pro Galaxie nur ungefähr einmal in hundert Jahren eine Supernova explodiert, wie wahrscheinlich ist es dann, dass wir je eine sehen können? Denn die letzte Supernova in unserer Milchstraße, die auf der Erde bemerkt worden ist, wurde 1604 von Johannes Kepler gesehen! Es wird gern behauptet, Supernovae in unserer Milchstraße würden nur zu Lebzeiten der größten Astronomen gesehen, und Kepler erfüllt dieses Kriterium mit Sicherheit.
    Kepler, der als bescheidener Mathematiklehrer in Österreich begonnen hatte, wurde Assistent des Astronomen Tycho
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