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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot
Autoren: MARY BRENDAN
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aufgegangen.“
    George hatte den Kopf in beide Hände gestützt und sah nur kurz auf, um die Bemerkung von sich zu geben. In seinem Schädel hämmerte es, als beherberge er einen Hufschmied darin. Der quälende Schmerz machte es George schwer, die Augen offen zu halten, und die Eichenvertäfelung im Esszimmer kam ihm schwindelerregend schief vor. Minutenlang presste er die Hände gegen seine Stirn, bevor es ihm möglich war, sich wenigstens so weit aufzuraffen, seinen Butler aus dem Raum zu schicken.
    „Frauen oder Geld? Eins von beiden muss es sein, wenn du so verdammt früh hier auftauchst.“
    „Beides“, sagte Jason und setzte sich unaufgefordert auf einen Stuhl am Frühstückstisch.
    George wickelte sich fester in seinen Morgenrock und nahm einen winzigen Bissen von seinem trockenen Toast. Der fade Geschmack trug nicht dazu bei, seinen flauen Magen zu beruhigen. Sein alles andere als willkommener Gast blieb ungewöhnlich still, und das machte George reizbar. Er fing an, mit dem Besteck herumzufuchteln. „Du hast herausgefunden, dass ich diesem Mistkerl Bridgeman Geld schulde und er mir mit dem Gefängnis droht. Na und?“
    „Ich habe herausgefunden, dass du auch vor Kuppelei nicht zurückschreckst, um dich deiner Schulden zu entledigen.“
    George spürte, wie seine Wangen heiß wurden. „Bridgeman wollte Charlotte heiraten“, fuhr er Jason an und warf verärgert die Gabel auf den Tisch. „Wenn es mich zu einem Kuppler macht, dass ich einen wohlhabenden Mann ermutige, meine Schwester zu umwerben, dann sind alle ehrgeizigen Mütter von Töchtern ebenfalls der Kuppelei zu bezichtigen.“
    „Und Helen? Wollte er Helen auch heiraten?“
    George rieb sich das unrasierte Kinn und warf seinem Besucher zum ersten Mal einen direkten Blick zu. Jason machte einen ähnlich mitgenommenen Eindruck wie er selbst. „Du bist immer noch betrunken … genau wie ich“, sagte er müde. „Lass uns das ein anderes Mal …“
    „Wollte er Helen auch heiraten?“, brüllte Jason unbeherrscht.
    George zuckte zusammen und presste eine Hand an die schmerzende Stirn. „Natürlich nicht! Bridgeman begehrt sie schon seit Jahren, aber nicht zur Frau.“ Er wurde wieder rot, brachte es jedoch fertig zu höhnen: „Er wollte sie nur für sein Bett, genau wie du.“
    Jason sprang auf. „Helen ging gestern Abend mit Bridgeman mit, um ihn dazu zu bringen, Charlotte in Ruhe zu lassen.“
    „Ich weiß. Hat sie mir gesagt, als ich sie nach Hause brachte.“
    „Was hat sie noch gesagt?“
    „Wenn du glaubst, ich würde dir über eine private Unterhaltung Auskunft geben und das Vertrauen meiner Schwester enttäuschen …“
    Jason unterbrach ihn mit einem verächtlichen Lachen. „Du enttäuscht das Vertrauen deiner Schwester seit Jahren. Helen glaubte, dass du den Willen ihres Vaters ehren und für sie und Charlotte sorgen würdest. Sie glaubte, dass du deine Schwester den Mann heiraten lässt, den sie liebt.“
    „So wie deine Schwester glaubte, dass du sie den Mann heiraten lassen würdest, den sie liebte“, fauchte George ihn an und kam ebenfalls auf die Füße. Er stand schwankend da, die Fäuste auf den Tisch gestützt. „Aber du konntest es natürlich nicht zulassen, nicht wahr? Du musstest unser Glück zerstören.“
    Mit grimmiger Miene trat Jason auf ihn zu. „Ist das der Grund für deine Boshaftigkeit und Verbitterung? Die Sache mit dir und Beatrice?“
    George wich dem Blick aus den kühlen grauen Augen aus, winkte resigniert ab und drehte Jason den Rücken zu. Mit hartem Griff wurde er an der Schulter gepackt und herumgewirbelt, sodass beide Männer sich Auge in Auge gegenüberstanden.
    „Meine Schwester war sechzehn, als du sie überredet hast, mit dir durchzubrennen. Die Folgen für ihre Zukunft wären verheerend gewesen, wenn jemand etwas davon erfahren hätte.“
    „Ich wollte sie heiraten“, stieß George feindselig hervor.
    „Sie war zu jung und unschuldig, und das wusstest du. Schon damals warst du selbstsüchtig und rücksichtslos, genau wie heute.“
    „Und du warst immer verdammt weibstoll, genau wie heute. Iris sagte mir, dass sie dich gestern Abend mit Diana erwischt hat. Du bist mit Helen in den Vauxhall Gardens erschienen und beendest den vergnüglichen Abend mit deiner ehemaligen Mätresse. Und trotzdem besitzt du die Frechheit, herzukommen und dich als Helens edler Ritter aufzuspielen!“
    „Oh, deswegen bin ich nicht hier, George“, erwiderte Jason mit sanfter Stimme. „Sondern deswegen.“
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