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Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Titel: Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Autoren: Ajahn Chah
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fort, mit großem Vertrauen und wachsendem Verständnis zu praktizieren. Allmählich begann ich, den natürlichen Vorgang der Meditation zu erkennen. Da mein Verlangen offensichtlich ein Hindernis war, praktizierte ich auf eine offenere Art und untersuchte die Elemente des Geistes, sobald sie aufkamen. Ich saß und beobachtete, saß und beobachtete, immer und immer wieder.
    Eines Tages, an einem späteren Zeitpunkt meiner Praxis, übte ich abends nach elf Uhr Gehmeditation. Es traten kaum Gedanken auf. Ich lebte in einem Waldkloster und konnte die Geräusche eines Festes hören, das im Dorf in einiger Entfernung stattfand. Als ich von meiner Gehmeditation müde geworden war, begab ich mich zu meiner Hütte. Noch während ich mich zur Meditation niedersetzte, merkte ich, daß ich nicht schnell genug in meine gewohnte Sitzhaltung kommen konnte. Mein Geist wollte sich ganz natürlich in tiefe Konzentration begeben. Es geschah ganz von selbst. Ich dachte mir: »Warum ist das so?« Als ich so saß, war ich wahrhaftig ruhig. Mein Geist war unerschütterlich und konzentriert. Nicht, daß ich nicht den Klang der Gesänge aus dem Dorf hörte, doch ich konnte mich auch dazu bringen, ihn nicht zu hören.
    Mit diesem einsgerichteten Geist hörte ich, wenn ich den Geist auf die Töne lenkte; wenn ich dies nicht tat, war es still. Wenn Töne aufkamen, betrachtete ich den, der sich ihrer bewußt war, der von den Tönen getrennt war, und ich sann darüber nach: »Wenn er dies nicht ist, was könnte er sonst sein?« Ich konnte meinen Geist und sein Objekt als getrennt wahrnehmen, wie die Schüssel und der Kessel hier. Der Geist und die Klänge waren ganz und gar nicht verbunden. Auf diese Weise fuhr ich fort zu untersuchen, und dann verstand ich: Ich sah, was Subjekt und Objekt zusammenhält, und erkannte, daß, wenn die Verbindung unterbrochen ist, wahrer Frieden hervortritt.
    Zu dem Zeitpunkt war mein Geist an nichts anderem interessiert. Falls ich hätte aufhören wollen zu praktizieren, so hätte ich dies beruhigt tun können. Wenn ein Mönch aufhört mit seiner Übung, sollte er prüfen: »Bin ich faul? Bin ich müde? Bin ich unruhig?« Nein, es gab keine Faulheit, Müdigkeit oder Unruhe in meinem Geist, bloß das Gefühl von Vollständigkeit und Ganzheit in jeder Hinsicht.
    Als ich aufhörte, um zu ruhen, war es nur das Sitzen, das aufhörte. Mein Geist blieb derselbe, unbewegt. Als ich mich niederlegte war mein Geist so ruhig wie nie zuvor. Als mein Kopf das Kissen berührte, kehrte sich mein Geist nach innen. Ich wußte nicht, wohin er sich wandte, aber er richtete sich nach innen, wie elektrischer Strom, der angeschaltet wird, und mein Körper explodierte mit lauten Geräuschen. Das Bewußtsein hatte sich so verfeinert, daß kaum noch eine Steigerung möglich schien. Nachdem der Geist auch diesen Zustand hinter sich gelassen hatte, ging er weiter nach innen. Innen gab es nichts, überhaupt nichts; nichts kam dort hinein, nichts konnte erreicht werden. Das Bewußtsein verweilte innen für eine Zeit und wandte sich dann nach außen. Nicht, daß ich dies veranlaßte hätte – nein, ich war lediglich ein Beobachter, derjenige, der sich all dessen bewußt war.
    Als ich aus diesem Zustand heraustrat und wieder zu meinem normalen Geisteszustand zurückkehrte, kam die Frage hoch: »Was war das?« Als Antwort kam: »Diese Dinge sind einfach, was sie sind. Es besteht kein Grund, sie anzuzweifeln.« Nur so viel wurde geantwortet, und mein Geist konnte es akzeptieren.
    Nachdem es für eine Weile aufgehört hatte, kehrte sich mein Geist wiederum nach innen. Ich tat nichts dazu, es geschah von selbst. Nachdem er sich nach innen gekehrt hatte, erreichte er seine Grenze wie zuvor. Dies zweite Mal brach mein Körper in kleine Stücke, der Geist drang weiter nach innen, lautlos, unerreichbar. Nachdem er in dieser Weise nach innen gedrungen war und dort so lange verweilte, wie er wünschte, kam er wieder heraus, und ich kehrte zu meinem Normalzustand zurück. Während dieser Zeit agierte der Geist vollkommen aus eigenem Antrieb. Ich versuchte nicht, ihn dazu zu veranlassen, auf besondere Art und Weise zu kommen und zu gehen. Ich war lediglich gewahr und beobachtete. Ich zweifelte nicht. Ich fuhr einfach fort, zu sitzen und zu betrachten.
    Als der Geist sich zum dritten Mal nach innen kehrte, zerbrach die ganze Welt: Erde, Gras, Bäume, Berge, Menschen – alles war bloß Raum. Nichts blieb übrig. Nachdem der Geist nach innen gegangen war und
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