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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten
Autoren: Selim Özdogan
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langweilig, teuer und zeitraubend geworden.
    Es waren die kleinen Abweichungen, die ich mochte, diese winzigen Momente, in denen ich glauben konnte, daß sich hier zwei Menschen begegneten. Ein Mann, der, kurz bevor es ihm kommt, sagt: Ich laufe, Baby. Die Frau, die ihm kurz vor seinem Höhepunkt den Finger in den Arsch rammt, was ihn sichtbar in eine andere Welt schleudert. Die Frau, die einfach nur ihren Kopf schüttelt, als er seinen Schwanz ihrem Mund nähert. Der Mann, der sehr schnell spritzt und den seine Frau mit den Worten: Ist nicht schlimm, tröstet.
    Warum konnten sie mir nicht einfach einen Haufen Jungs zeigen, die eine Frau mit großen Brüsten vergewaltigen wollen? Sie zerren sie in ein Auto, verbinden ihr die Augen, fahren mit ihr in den Wald. Dort reißen sie ihr die Klamotten vom Leib. Die Frau hat Angst, sie bettelt darum, in Ruhe gelassen zu werden. Sie verspricht ihnen Geld, sie fängt an zu weinen und fällt auf die Knie. Die Jungs kriegen Mitleid, zögern, doch sie können sich nicht entschließen, sie gehen zu lassen, sie sind spitz. Ich kann verstehen, ihr seid geil, versucht es die Frau nun, ihr könnt mich doch einfach zwischen die Titten ficken, oder? Ihr müßt doch nicht …? Die Jungs sind einverstanden.
    Billige Männerphantasien, na klar, aber es ist doch nichts Schlechtes daran, sie zu befriedigen.
    Ich dachte an Ellen und Alicia, mit denen ich Sexfilme gesehen hatte, und ich dachte an Monika, die sich strikt weigerte, sich jemals so etwas Ekliges und Perverses anzusehen. Wie kann man so wenig neugierig sein, hatte ich mich gefragt.
    Im Aufzug lächelte Oriana mich an. Ich betrachtete die beiden großen Schneidezähne, die leicht nach innen zeigten, die Lücke dazwischen und diese spitzen, etwas schiefen Eckzähne, die vorstanden und ihrem Lächeln etwas Schelmisches verliehen, das nicht ganz zu den dunklen vollen Lippen paßte.
    Als ich Oriana das erste Mal sah, hatte sie mit einer Dose Cola dagesessen, ich war zögernd auf sie zugegangen, wir hatten uns in die Augen gesehen, und sie hatte gelächelt, mir ihre Zähne gezeigt, und ich hatte gewußt, daß ich das am liebsten jeden Tag sehen wollte.
    – Möchte der Herr mit auf mein Zimmer? fragte sie jetzt und zwinkerte mir zu.
    – Gestatten, daß ich mich vorstelle: Mesut, einigen tollen Damen, die schon von meinem Charme betört in meinen Armen lagen, besser bekannt unter dem Namen: Shiva, der Gott mit dem Harten.
    Wir lachten, der Aufzug hielt. Ich hatte ihr heute im Flugzeug die Geschichte erzählt. Shiva, ein hinduistischer Gott, begibt sich nackt, als Bettler getarnt, in einen Pinienwald, in dem sieben weise Männer leben, die spirituelle Praktiken üben. Die Frauen der sieben Weisen baden eines Tages im Fluß, als Shiva sich ans Ufer stellt. Sie sind ergriffen von seiner schönen Gestalt. Langsam steigen sie aus dem Wasser und zeigen sich Shiva in ihrer Nacktheit, um ihn zu verführen. Schamlos schläft er nacheinander mit jeder, bis ihr Feuer gelöscht ist. Als die Weisen das herausfinden, sind sie wütend und wollen Shiva bestrafen, indem sie ihn entmannen. Flugs laufen sie zum Fluß, an dessen Ufer sich der Gott gerade ein wenig ausruht, das Glied dank seiner unerschöpflichen Potenz immer noch steif. Die sieben weisen Männer überwältigen Shiva und legen Hand an ihn. Doch als Shivas Schwanz zu Boden fällt, senkt sich Dunkelheit über das ganze Universum. Da erkennen die Weisen ihren Fehler und flehen Shiva an, die Ordnung wiederherzustellen. Unter der Bedingung, daß sie seinen erigierten Schwanz anbeten, willigt er ein. Fortan huldigen die Weisen dem riesigen Phallus.
    – Damen, Charme, Armen, lagen, Namen, du bist wirklich gut, sagte Oriana, du hättest einen guten Rapper abgegeben.
    Das mochte sein, aber es hatte nun mal nicht geklappt.
    – Hast du schon mal einen Porno gesehen? fragte ich, als sie die Tür hinter sich schloß.
    – Nein.
    – Möchtest du mal einen sehen?
    – Wann?
    – Jetzt.
    – Hier?
    Ich nickte und setzte mich aufs Bett. Sie stand vor der Badezimmertür und sah aus, als könne sie sich nicht sofort entscheiden. Hoffentlich sagt sie ja, wünschte ich mir, hoffentlich habe ich gerade keinen schlechten Anfang gemacht, das ist unsere allererste Nacht in einem Hotel.
    Sie schien nicht verunsichert, zumindest nicht mehr als ich. Warum zögerte sie. Manchmal war sie ein wenig ängstlich oder übervorsichtig, wenn sie etwas nicht überblicken konnte. Sie hatte nicht ohne Hotelbuchung losfahren
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