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Ein Prinz wie aus dem Maerchen

Ein Prinz wie aus dem Maerchen

Titel: Ein Prinz wie aus dem Maerchen
Autoren: Lynne Graham
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wäre
Adrian für bankrott erklärt, aber nicht wegen seiner
Schulden eingesperrt worden, als wäre er ein Krimineller. Sie
hatte keine andere Wahl, als sich bei Tariq zu melden und für
ihren Bruder um Gnade zu bitten. Tariq war in seiner Heimat sehr
mächtig. Er konnte sicher alles tun, was er wollte.
    Warum
schreckte sie also bei dem Gedanken zurück, sich vor Tariq zu
erniedrigen? Warum stellte sie ihren Stolz über das Wohlergehen
ihres Bruders? Nervös lief Faye im Zimmer auf und ab. Würde
Tariq überhaupt einwilligen, sie zu sehen? Wie konnte sie einen
so großen Gefallen von jemandem erhoffen, der sowohl sie als
auch ihren Stiefvater verachtete? Sie fühlte sich so hilflos in
Jumar, wo allein die Luft nach Reichtum und Privilegien zu riechen
schien. Vor einem Jahr war sie allerdings noch hilfloser gewesen, und
zwar in Gegenwart eines so exotischen und weltgewandten Mannes wie
Tariq ibn Zachir. In ihrer bodenlosen Einfalt hatte sie sich
eingebildet, aus einer so ungleichen Beziehung könnte sich etwas
Dauerhaftes entwickeln. Aber gleichgültig, was Tariq glauben
mochte, sie hatte keinen Anteil an Percys schmutzigem
Erpressungsversuch gehabt!
    Eingedenk
dieser Tatsache griff Faye nach dem Telefon und wählte die
einzelne Nummer. In den folgenden Minuten entdeckte sie jedoch, dass
in der Palastzentrale nur Arabisch gesprochen wurde. Frustriert
beendete sie die Verbindung und holte ihre Börse aus der
Handtasche. Im Mittelfach befand sich ein schmaler Goldring, in den
verschlungene hieroglyphenartige Zeichen eingraviert waren.
    Ihre
Hand zitterte. Sie erinnerte sich noch genau an den Moment, als Tariq
ihr in der Londoner Botschaft von Jumar den Ring auf den Finger
geschoben hatte. Der Gedanke, dass sie tatsächlich geglaubt
hatte, es handele sich um eine echte Hochzeit, war einfach zu
demütigend. Es war eine Farce gewesen, die man lediglich
inszeniert hatte, um Percys Drohung zu vereiteln, Jumar in einen
widerwärtigen Presseskandal zu verwickeln. Erst als das grausame
Spiel zu Ende war, hatte Faye erkannt, wie gründlich Tariq sie
blamiert hatte.
    Sie
steckte den Ring in ein Kuvert aus der Schreibmappe, die das Hotel
seinen Gästen zur Verfügung stellte, und fügte eine
Notiz mit der Bitte um ein Treffen mit Tariq hinzu. Dann ging sie
hinunter zur Rezeption und erkundigte sich, ob man einen eiligen
Brief ausliefern könne. Der Empfangschef studierte mit großen
Augen den Namen auf dem Umschlag und setzte mit ihrer Erlaubnis die
Worte "persönlich, vertraulich" hinzu.
    "Für
Prinz Tariq?"
    Errötend
nickte Faye.
    "Einer
unserer Fahrer wird die Nachricht sofort zustellen, Miss Lawson."
    Wieder
auf ihrem Zimmer, duschte sie und zog sich um. Kaum hatte sie sich
aufs Bett gelegt, klopfte es heftig an der Tür. Percy. Faye
ignorierte ihn. Er hämmerte jedoch so unerbittlich gegen die
Tür, dass sie fürchtete, die Leute würden im Hotel
zusammenlaufen. Sie öffnete.
    "Na
also …" Ihr Stiefvater schob sie beiseite. Sein Gesicht
war vom Alkohol gerötet. "Du gehst jetzt ans Telefon und
meldest dich bei Tariq. Hoffentlich genießt er es, wenn du dich
ihm zu Füßen wirfst. Und falls das Seiner Königlichen
Hoheit nicht genügt, drohst du ihm, der Presse zu erzählen,
wie es ist, am selben Tag zu heiraten und wieder geschieden zu
werden."
    Faye
war schockiert. "Meinst du wirklich, wüste Drohungen würden
Tariq bewegen, Adrian zu helfen?"
    "Mag
sein, dass ich mich letztes Jahr in Tariq geirrt habe, aber jetzt
weiß ich, wie der Bursche tickt. Er ist eine harte Nuss –
dieses Spezialtraining und so –, doch er ist auch ein Offizier
und Gentleman, und darauf ist er stolz. Zuerst wirst du ihm also die
Stiefel lecken und auf zerknirscht machen …" Percy
begutachtete kritisch ihre dunkelblaue Bluse, die Baumwollhose und
das zurückgebundene Haar. "Zerknirscht und schön!"
    Ein
leises Klopfen ertönte und bot eine willkommene Unterbrechung.
Es war der Hotelmanager, der sie bei ihrer Ankunft begrüßt
hatte. Jetzt verbeugte er sich so tief, als wäre Faye plötzlich
sein wichtigster Gast.
    "Eine
Limousine ist eingetroffen, um Sie zum Haja zu fahren, Miss Lawson."
    Faye
schluckte trocken. Mit einer so schnellen Antwort hatte sie nicht
gerechnet.
    "Keine
Sorge … Sie ist in zwei Minuten unten." Anerkennend
wandte Percy sich seiner Stieftochter zu. "Warum hast du mir
nicht gesagt, dass du den Stein bereits ins Rollen gebracht hast?"
    Um
seiner unangenehmen Gesellschaft möglichst schnell zu entrinnen,
eilte Faye zum Lift.
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