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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Perry
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Monk in südlicher Richtung zur Isle of Dogs.
    Der Wind pfiff durch die schmalen Straßen und trug die Gerüche des Flusses heran, den Gestank fauliger Abfälle und überlaufender Entwässerungskanäle, die modrige Note von nassen Steinen. Monk befragte jeden Passanten, der ihm entgegenkam. Längst war klar, dass die Nachricht sich überall verbreitet hatte. Und da viele einfach vorgaben, zu sehr in Eile zu sein, um seine Fragen beantworten zu können, musste er nachdrücklich werden. Dann zeigten sie sich auf einmal empört und bereit, alles zu tun, nur um das Entsetzen und die Angst aus ihrem Leben zu verbannen.
    Monk war immer noch in der Nähe des Hafens, als er in ein kleines Tabakgeschäft trat, wo es auch Lebensmittel und die örtliche Zeitung gab.
    »Ich weiß nix von der Sache!«, hielt ihm der Inhaber entschieden entgegen, sobald Monk sich ausgewiesen hatte. Der Mann weigerte sich sogar, das Bild anzuschauen, und fegte es mit der Hand von der Theke.
    »Es zeigt sie nicht als Tote«, schnaubte Monk verärgert, »sondern so, wie sie vorher aussah. Sie könnte eine verheiratete Frau aus dem Viertel hier sein.«
    »Na gut.« Der Mann streckte die Hand aus, um sich die Zeichnung noch einmal geben zu lassen. Und dann studierte er sie eingehend. »Sie könnte wirklich von hier sein«, gab er zu. »Aber ich kenn sie trotzdem nich’. Tut mir leid. Hier hat sie nich’ gearbeitet, ob verheiratet oder nich’.«
    Monk bedankte sich und ging.
    Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, Meile um Meile die geschäftigen, schmalen grauen Straßen abzulaufen, von wo man überall den Fluss mit seinen Geräuschen hören und sehen konnte. Er sprach auch mit mehreren Prostituierten, doch sie leugneten, die Frau auf der Skizze je gesehen zu haben. Dass sie dergleichen zugeben würden, hatte er auch gar nicht erwartet. Aus welchem Grund auch immer – es lag in ihrem Interesse, jeden Kontakt mit der Polizei zu vermeiden. Gleichwohl hatte er gehofft, in dem einen oder anderen Gesicht wenigstens eine Ahnung des Erkennens aufflackern zu sehen. Was ihm stattdessen entgegenschlug, waren Ablehnung und ausnahmslos Angst.
    Allmählich neigte er zu der Annahme, dass die Tote tatsächlich nicht zu ihnen gehörte. Dafür unterschied sie sich zu sehr. Sie war mindestens fünfzehn Jahre älter, und ihr Gesicht hatte etwas Sanftes, das den Prostituierten hier fehlte. Es wirkte eher von einer Krankheit gezeichnet als von Alkohol oder einem Leben in den Straßen verhärtet. So neigte er mehr und mehr zu der Vermutung, dass sie eine verheiratete Frau war, die von ihrem Mann misshandelt wurde.
    Er hatte den Polizeiarzt gefragt, ob sie Kinder gehabt hatte, doch laut Overstone ließ sich das wegen der brutalen Verstümmelungen nicht mehr beurteilen.
    Es war Orme, der in dem vom Fluss abgewandten Teil des Viertels schließlich auf die Antwort stieß. Als er dem Inhaber eines Gemischtwarenladens nicht weit von der Britannia Bridge die Zeichnung der Frau zeigte, starrte dieser das Gesicht lange intensiv an, ehe er schließlich ebenso traurig wie verwirrt aufblickte.
    »Sagte, sie ähnle einer gewissen Zenia Gadney von der Copenhagen Place«, berichtete Orme Monk, als sie sich um ein Uhr in einem Gasthaus zu einem kurzen Mittagessen trafen.
    »War er sich sicher?«, wollte Monk wissen. Noch hatten sie keine Gewissheit, aber ihren Namen und ihre Adresse zu erfahren hieß, ihr Realität zu verleihen.
    »Anscheinend.« Orme blickte Monk betrübt in die Augen und erkannte darin dieselbe Befürchtung. »Die Zeichnung ist gut.«
    Eine Stunde später klopften er und Monk in der nur eine Viertelmeile vom Fluss entfernten Copenhagen Place an die Türen.
    Eine erschöpfte Frau mit zwei Kindern an den Rockschößen betrachtete das Bild, das Monk ihr entgegenhielt. Müde strich sie sich die lose herabhängenden Haare aus den Augen.
    »Ja, das is’ Mrs Gadney aus unserer Straße. Aber Sie sollten das arme Ding nich’ verfolgen. Sie tut doch niemand was zuleide. Na gut, vielleicht zeigt sie sich hin und wieder dem einen oder anderen Gentleman gefällig, vielleicht auch nich’. Aber selbst wenn, was is’ so schlimm daran? Haben Sie denn nix Besseres zu tun? Warum fangen Sie nich’ lieber den verdammten Wahnsinnigen, der die arme Frau auf dem Pier aufgeschlitzt hat, hä?« Sie hob ihr blasses, abgespanntes Gesicht und starrte Monk voller Verachtung an.
    »Sind Sie sicher, dass das Mrs Gadney ist?«, fragte Monk leise.
    Erneut musterte sie ihn, und auf einmal
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