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Ein neuer Anfang?

Ein neuer Anfang?

Titel: Ein neuer Anfang?
Autoren: SHARON KENDRICK , Pößneck GGP Media
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wurden, verließen sie einer nach dem anderen das Büro.
    Sobald sie mit Adam allein war, fragte Kiloran mit bebender Stimme: „Na, sind Sie nun zufrieden?“
    „Wieso?“
    „Nachdem Sie ihnen von der Unterschlagung erzählt haben!“
    „Wie gesagt, halte ich Ehrlichkeit für die beste Strategie.“
    „Und mich haben Sie einfach ignoriert! Sie haben mich wirklich an meinen Platz verwiesen, stimmt’s, Adam? Verschafft es Ihnen Befriedigung, dass jetzt jeder weiß, dass Sie das Heft in der Hand halten?“ Kaum waren ihr diese Worte entschlüpft, bereute sie sie schon.
    „So ist das Leben, Kiloran. Darauf habe ich mich mit Vaughn geeinigt.“ Er sah sie ungeduldig an. „Zu diesem Zeitpunkt müssen Sie Ihren Stolz zurückstellen. Wenn ich meine Aufgabe erledigt habe, können Sie die Geschäftsführerin spielen.“
    Kiloran setzte zu einer bissigen Antwort an – und sagte dann doch nichts. Was hätte sie schon einwenden können, ohne einen erbitterten Streit anzuzetteln?
    Adam wies auf den Aktenstapel. „Wenn Sie also damit fertig sind, Hierarchiefragen zu diskutieren, können wir uns endlich an die Arbeit machen!“

5. KAPITEL
    Adam arbeitete wie besessen.
    Den ganzen Vormittag über jonglierte er mit Zahlen und entwarf an Kilorans Computer Finanzierungsmodelle. Das Faxgerät stand kaum still. Seine Zielstrebigkeit war beeindruckend. Kiloran saß neben ihm, versuchte, sich nicht ständig von seinem Aussehen ablenken zu lassen, und stand ihm Rede und Antwort. Er feuerte seine Fragen so schnell ab, dass sie sich nach einer Weile fühlte wie bei einem Fernsehquiz.
    Irgendwann zog er das Jackett aus. Dann folgte die Krawatte. Etwas später machte er ungeduldig die beiden obersten Hemdknöpfe auf. Kiloran beobachtete diese Verwandlung fasziniert. Was kommt wohl als Nächstes? fragte sie sich. Die Hose? Würde er irgendwann in Unterwäsche im Büro sitzen? Bestimmt trug er graue Boxershorts aus Seide, dessen war sie sich sicher.
    Gerade als sie das dachte, blickte er irritiert auf. „Ist etwas, Kiloran? Sie haben ja ganz rote Wangen.“
    „Es … es ist ziemlich heiß hier drinnen“, sagte sie stockend.
    „Stimmt. Machen Sie doch das andere Fenster auch auf.“
    Es überraschte sie, dass er nicht gesagt hatte: ‚Seien Sie ein Schatz und …‘ Aber es war ihr ganz recht, dass sie nun einen Vorwand hatte, sich abzuwenden und ihre heißen Wangen zu kühlen. Dann nahm sie einen Packen Dokumente und begann, ihn durchzuarbeiten.
    Irgendwann steckte Heather den Kopf zur Tür herein. „Die Kantine schließt bald. Der Koch möchte wissen, ob Sie noch etwas essen wollen.“
    Adam hob nicht einmal den Blick. „Er soll uns ein paar Sandwiches und Kaffee heraufschicken. Das genügt.“
    Heather sah Kiloran mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wollte sie sagen: Tyrann! „Sind Ihnen Sandwiches recht, Miss Lacey?“
    „Ja, danke.“ Sobald Heather verschwunden war, erhob sich Kiloran. „Wenn ich nicht bald etwas frische Luft bekomme, gehe ich ein. Ich mache ein paar Schritte im Garten, falls Sie nichts dagegen haben, Adam.“
    Adam sah Kiloran an, bemerkte, wie angespannt sie wirkte, und fragte sich, ob er zu viel von ihr verlangte. Sie hob die Hand und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Handgelenke waren ganz schmal, wie er feststellte, genauso wie ihre Fußknöchel. Überhaupt wirkte sie sehr zart. Zerbrechlich. Stirnrunzelnd blickte er auf die Uhr. Es war beinah zwei Uhr, und sie hatten ohne Pause durchgearbeitet.
    Er rieb sich die Augen. „Natürlich nicht. Gehen Sie ruhig.“ Dann streckte er sich und gähnte. „Eigentlich kann ich auch mitkommen. Zeigen Sie mir das Gelände!“ Seine Stimme wurde tief. „Führen Sie mich durch Ihren wunderschönen Garten, Kiloran!“
    Sein sanfter Tonfall und das Gähnen, bislang die einzigen Anzeichen dafür, dass Adam Black sich auch einmal entspannte, nahmen Kiloran wieder für ihn ein. Ob er immer so viel von sich erwartete? Und wenn ja, warum wohl?
    Sie lächelte. „Ist das ein Befehl?“
    „Hm.“ Es war das erste Mal, dass sie ihn wirklich freundlich angelächelt hatte. Das sollte sie öfter tun, dachte er. Unbedingt. Oder besser doch nicht? Nicht wenn er sachlich bleiben und einen klaren Kopf behalten wollte! „Nun kommen Sie schon!“
    Kiloran führte ihn nach draußen, wo sie stehen blieben, geblendet vom gleißenden Sonnenlicht. Es ist beinah ein Sakrileg, diese weitläufige, parkartige Anlage einen Garten zu nennen, dachte Adam. Er kam
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