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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
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nicht hin.«
    »Oh, Archie!«, stieß Mrs Easterbrook jammernd hervor.
    »Die Einladung kommt zu spät; ich könnte ja etwas a n deres vorhaben.«
    »Aber du hast doch nichts anderes vor, Liebling.«
    Schmeichelnd dämpfte sie nun die Stimme.
    »Und ich finde, Archie, du müsstest wirklich hingehen, einfach um der armen Miss Blacklock zu helfen. Ich bin sicher, dass sie auf dich zählt, damit die Sache richtig g e macht wird.«
    Sie legte den Kopf mit der blond gefärbten Locke n pracht zur Seite und riss ihre blauen Augen weit auf.
    »Wenn du es so siehst, Laura … « Der Colonel zwirbelte wichtig seinen grauen Schnurrbart und blickte nachsichtig in das puppenhafte Gesicht seiner Frau – Mrs Easterbrook war mindestens dreißig Jahre jünger als ihr Mann.
    »Wenn du es so siehst, Laura«, wiederholte er.
    »Ich halte es wirklich für deine Pflicht, Archie«, erklärte sie feierlich.
     
    Auch im Hause Boulders bei den Damen Miss Martha Hinchliffe und Miss Amy Murgatroyd war die Chipping Cleghorn Gazette abgegeben worden.
    »Martha … Martha!«
    »Was ist los, Amy?«
    »Wo bist du?«
    »Im Hühnerstall.«
    Vorsichtig trippelte Miss Murgatroyd, eine rundliche, freundliche alte Jungfer, durch das nasse hohe Gras zu ihrer Freundin, die die Hühner fütterte.
    Amys graue Lockenfrisur war zerzaust, und sie war vö l lig außer Atem.
    »In der Gazette«, keuchte sie, »hör dir das an … Was kann das bedeuten? ›Ein Mord wird angekündigt. Er wird Freitag, den 29. Oktober, um 6 Uhr 30 abends in Little Pa d docks verübt. Freunde und Bekannte sind herzlichst eingeladen, daran teilzunehmen. Eine zweite Aufford e rung erfolgt nicht‹ … «
    »Quatsch!«, erklärte Martha.
    »Ja, aber was soll das heißen?«
    »Auf jeden Fall etwas zu trinken«, sagte Martha.
    »Hältst du es für eine Einladung?«
    »Das werden wir feststellen, wenn wir dort sind. Wah r scheinlich wird es schlechten Sherry geben.«
     
    »Großer Gott!«, rief Mrs Harmond am Frühstückstisch ihrem Gatten, Reverend Julian Harmond, zu. »Bei Miss Blacklock gibt es einen Mord!«
    »Einen Mord?«, fragte ihr Mann, leicht überrascht. »Wann? «
    » Heute Nachmittag … um halb sieben. Oh, wie schade, Liebling, da musst du gerade Konfirmandenu n terricht geben.
    Das ist wirklich eine Schande, wo du doch Morde so gern hast. «
    » Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst, Bunch.« Mrs Harmond, deren rundliche Formen und pausbäck i ges Gesicht ihr schon frühzeitig den Spitzn a men »Bunch« – Kügelchen – an Stelle ihres Taufnamens Diana eing e bracht hatten, reichte ihrem Mann die Gazette über den Tisch.
    »Da steht ’ s, zwischen den Verkaufsanzeigen von Kl a vieren und gebrauchten Gebissen.«
    »Eine höchst ungewöhnliche Anzeige!«
    »Nicht wahr?«, stieß sie vergnügt hervor. »Man kann sich aber gar nicht vorstellen, dass Miss Blacklock Int e resse für einen Mord und für solche Spiele hat. Ich gehe jedenfalls hin und erzähle dir dann alles. Zu schade, dass du nicht dabei sein kannst, denn ich mag eigentlich keine Spiele, die im Dunkeln vor sich gehen; ich habe Angst, wenn mir plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legt und mir zuflüstert: ›Sie sind tot!‹ Ich weiß, ich würde mich so aufregen, dass ich vielleicht wirklich einen Her z schlag bekäme. Hältst du das für möglich?«
    »Nein, Bunch, du wirst uralt – mit mir zusammen.«
    »Wir werden am selben Tag sterben und im selben Grab begraben, das wäre herrlich!«
    Bunch strahlte über ihr ganzes rundes Gesicht ob dieses schönen Zukunftsbildes.
    »Du bist wohl sehr glücklich, Bunch?«, fragte ihr Mann lächelnd.
    »Wer an meiner Stelle wäre nicht glücklich?«, erwiderte sie. »Mit dir und Suzanne und Edward, ihr habt mich alle lieb, und es macht euch nichts aus, dass ich dumm bin … und dazu scheint noch die herrliche Sonne!«

2
     
    A uch in Little Paddocks war man beim Frühstück. Miss Letitia Blacklock, eine Dame Anfang sec h zig, die Besitz e rin des Hauses, saß am Kopfende des Tisches; sie trug ein schlichtes Tweedkostüm und ein dreireihiges breites Halsband aus großen unechten Perlen, das weder zu dem Kostüm noch zu ihrer Erscheinung passte. Sie las die Daily Mail, während Julia Simmons g e langweilt im Tel e graph blätterte und Patrick Simmons das Kreuzworträ t sel in der Times löste. Miss Dora Bunner widmete ihre ganze Aufmerksamkeit dem lokalen W o chenblatt.
    Plötzlich ertönte aus Miss Bunners Mund ein gluckse n der Laut wie von einem
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