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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns
Autoren: Carter Brown
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die Augen. Es sind die kleinen
impulsiven Gesten, die einen Schimmer von Wärme in unser ödes Dasein bringen,
nicht wahr? Vielleicht ist das das einzige, was die gesamte Menschheit von der
gleichzeitigen Verdammung abhält ?«
    Sie nahm ein schmales
Platinetui aus ihrer Handtasche und suchte sich mit großer Sorgfalt eine
Zigarette aus. »Ich persönlich bin ja mehr für das einfache Leben .« Es gab eine flüchtige Pause, während der sie die
Zigarette mit einem diamentenbesetzten Feuerzeug
anzündete, dann schüttelte sie leicht verärgert den Kopf. »Da haben wir’s
wieder! Ich rede zuviel . Aber ich rede schließlich
immer zuviel . Vielleicht ist das eine Zwangsneurose.
Was meinen Sie ?«
    »Vielleicht sind Sie ein
bißchen zu verkrampft ?« sagte ich. »Sie könnten ein
bißchen näher an mich heranrücken und diskrete amouröse Annäherungsversuche
machen. Das würde mich auf Stunden in gute Laune versetzen .«
    Ihre Mundwinkel verzogen sich
spöttisch, und der ironische Schimmer in ihren Augen wurde noch heller. »Ich
brauche Sie nicht auf Stunden in guter Laune halten, Mr. Holman — obwohl ich zugeben muß, daß das vielleicht amüsant gewesen wäre. Ich brauche
es nur noch zwei Minuten lang zu schaffen .« Sie warf
einen Blick aus dem Fenster und sah mich dann wieder mit leisem kehligen Lachen an.
    »Halten Sie etwas davon,
furchtlos Ihrem Schicksal entgegenzumarschieren, wie schrecklich es auch sein
mag, Mr. Holman ? Oder sind Sie wie ich und klopfen,
wo Sie gehen und stehen, auf Holz ?«
    »Da Sie im Augenblick
Bestandteil meines Schicksals zu sein scheinen, gedenke ich, furchtlos den Sitz entlangzurutschen , bis wir beide unentwirrbar in
dasselbe Schicksal verstrickt sind, Sonia, Süße«, sagte ich vergnügt. »Macht
Sie das nervös, Miss Scott ?«
    »Im Augenblick nicht«,
erwiderte sie ruhig. »Die Zeit ist für Sie zu kurz, Rick, Süßer. Wenn wir noch
eine Viertelstunde hätten, so wäre das zugegebenermaßen etwas —
besorgniserregend ?«
    Der Wagen fuhr langsamer und
fuhr in einer scharfen Kurve in eine private Auffahrt. Ein paar Sekunden später
fiel das Licht der Scheinwerfer auf die Fassade eines Hauses. Dem flüchtigen
Eindruck nach schien es eine typische Connecticut-Scheune zu sein, die ohne
Rücksicht auf Kosten modernisiert worden war. Der Cadillac hielt mit einem
sanften Ruck vor dem Haus, und der Chauffeur stellte den Motor ab.
    »Ich hätte gedacht, daß Joe Friberg in einem der Hotels wohnt«, sagte ich in die
plötzlich einsetzende Stille hinein.
    »Tut er auch«, sagte sie.
    »Ich hatte Sie für seine
Privatsekretärin oder für seine Freundin gehalten .«
    »Privatsekretärin trifft zu —
aber die von Mr. Irving Hoyt .« Sie lächelte mich boshaft an. »Er möchte sich gern auf nette und gemütliche
Weise ein wenig mit Ihnen unterhalten, bevor Sie Mr. Friberg besuchen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen ?«
    Neben mir wurde plötzlich die
Tür aufgerissen, und die liebevoll den Kolben einer gefährlich aussehenden achtunddreißiger Pistole umklammernde Hand des Chauffeurs
machte meine Antwort überflüssig.
    »Raus !« sagte er mit harter, forscher Stimme. »Und zwar langsam und ruhig, damit ich
nicht nervös werde.«
    »Ich fürchte, Sie werden
diesmal nicht meinen Koffer tragen. Oder ?« sagte ich
wehmütig.
    Sonia Scott kicherte leise. »Oh !« sagte sie entzückt. »Sie sind wirklich ein Schatz, Rick,
Süßer. Mr. Hoyt wird von Ihnen hingerissen sein .«
    »Lassen Sie Ihren Koffer, wo er
ist«, sagte der Chauffeur und winkte ungeduldig mit der Pistole, um mich zum
Vorwärtsgehen zu veranlassen.
    Ich stieg aus dem Wagen,
langsam und ruhig, wie der Mann gesagt hatte und ging dann hinter Sonia her zur
Haustür. Der Chauffeur folgte mir mit der Pistole. Sonia hatte einen Schlüssel,
und so brauchten wir nicht zu warten, daß jemand öffnete. Wir gingen durch
einen Flur in ein massiv möbliertes Wohnzimmer, schlängelten uns um die drohend
aussehende Ritterrüstung herum, die innen am Eingang Wache stand, und standen
schließlich dem Manne gegenüber, der am anderen Ende eines massiven unpolierten
Tisches saß, der wie die Hinterlassenschaft aus dem Refektorium irgendeines
Klosters aus dem siebzehnten Jahrhundert wirkte.
    »Mr. Hoyt «,
sagte Sonia förmlich, »darf ich Ihnen Mr. Holman vorstellen ?«
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte
ich nur eine vage Vorstellung von Irving Hoyt gehabt
— als ebenso stiernackigen Bären von Mann wie Hutchins, wenn auch vielleicht
mit Haaren. In
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