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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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Lumpensack gefischt und aus einer Laune heraus mitgenommen. Auf beiden Ärmeln befanden sich lange Reihen mit goldenen Pailletten.
    »Ich weiß, die Strickjacke ist wirklich schauderhaft, nicht wahr?«, erwiderte Laurie und zog die Ärmel der Strickjacke herunter. »Aber schließlich ist nur einmal im Jahr Weihnachten.«
    Lily grinste, nahm sie an die Hand und zog sie in die Wohnung. »Schön, dich zu sehen, Liebes«, erklärte sie. »Wir haben dich schon vermisst. Jetzt lass mich dir aber erst einmal zeigen, was die anderen für mich gemacht haben.«
    Laurie ging an ein paar Gästen vorbei, die sich im Flur unterhielten, während Lily sie in die Küche führte. Laurie hielt vor Überraschung die Luft an, als sie den Unterschied zu vorher sah. Die Küchenwände sowie ein paar der Wohnzimmerwände waren mit einer wunderschönen Tapete repariert worden, außerdem standen Lilys Kochbücher nun in schicken, heimeligen Regalen. Der zerrissene Linoleumboden war ausgetauscht worden, wodurch die gesamte Wohnung nicht nur neu, sondern sogar noch schöner aussah. »Hübsch, oder?«, lächelte Lily. »Jay hat die Regale gemacht«, fuhr sie fort und strich mit der Hand über das Holz. »Talentierter Mann, das sage ich dir«, stellte sie fest und zwinkerte Laurie zu. »Und deine Freundin Rachel und ihre Kinder haben auch mitgeholfen, Gott segne sie.« In Lilys Augen blitzten Tränen auf.
    Die vielen Leute um sie herum aßen, tranken und lachten zusammen. In der Küche wiegten sich sogar ein Mann und eine Frau mittleren Alters zur Musik. Lily schaute Laurie anerkennend an und zog die Augenbrauen hoch, als sich die beiden langsam näherkamen. »Das ist doch mal Weihnachten, das Fest der Liebe, in live, oder?«, fragte sie kichernd. Freunde von Lily aus den benachbarten Wohnblocks saßen um den Tisch verteilt, zusammen mit ihren Kindern im Teenageralter. Gelächter erfüllte den Raum.
    Als Laurie sich ein wenig mariniertes, gegrilltes Hähnchen auf den Teller schaufelte, fiel ihr Blick auf Jay. Oder vielmehr seinen Hinterkopf. Er stand draußen im Hinterhof, und durch das Fenster war zu erkennen, wie er sich mit jemandem unterhielt, der außerhalb ihres Sichtfeldes stand.
    Im Vorfeld hatte Laurie versucht, sich mental auf genau diese Situation vorzubereiten, dennoch versuchte sie instinktiv, in Deckung zu gehen. Sie schaute sich um – das Sofa, das jemand in eine Nische geschoben hatte, war von Jays Standpunkt aus so gut wie nicht zu sehen. Dort saß ein Mann, den Laurie zwar vom Sehen her kannte, jedoch nicht einzuordnen wusste. Er trug einen leuchtend blauen Anzug und hatte lange, ein wenig ergraute Dreadlocks. Laurie setzte sich neben ihn. Er nahm ein Foto vom Beistelltisch und betrachtete es. »Eine hübsche Frau«, stellte er anerkennend fest. Laurie schaute überrascht auf und merkte dann erst, dass er auf ein Bild von Lily bei einer Party zeigte. Laurie rückte näher, um das Foto genauer zu betrachten. Lily musste darauf um die dreißig Jahre alt sein, also etwa in Lauries Alter, und tanzte mit einem kleinen Jungen auf einer vollen Tanzfläche. Sie schaute genau in die Kamera und lächelte strahlend.
    »Und das ist sie immer noch«, fuhr der Mann fort und blickte auf. Laurie musterte seine lebhaften braunen Augen und die karamellfarbene Haut. Für einen Mann in seinem Alter sah er gar nicht mal so schlecht aus. »Sie sind der Fahrradmann, nicht wahr?«, erkundigte sich Laurie. »Bill, oder?« Laurie kannte das Schild, das er manchmal nebenan aufstellte und auf dem er mit großen Kreidebuchstaben für seine Fahrradreparaturen warb. Vor seinem Laden bildete sich immer eine lange Schlange.
    »Das bin ich, stimmt«, erwiderte er mit einem tiefen Lachen, riss sich von Lilys Foto los und streckte ihr die Hand entgegen. »Angenehm. Darf ich Ihnen noch einen Rum einschenken?« Er griff nach der Flasche, goss ihn in ein Glas und füllte dieses mit Ginger Ale auf. Laurie aß in der Zwischenzeit noch einen Happen Hühnchen.
    »Sie haben da was, genau da.« Bill deutete höflich auf eine Stelle zwischen Lauries Zähnen, wo sich etwas von dem Hühnchen festgesetzt hatte. Beschämt pulte Laurie es heraus und dankte ihm.
    »Sie ist ’ne ziemlich gute Köchin, nicht wahr?«
    »Die beste«, nickte Laurie und folgte Bills Blick hinüber zu Lily. »Sie sollten sich wirklich mal mit ihr unterhalten«, ermunterte Laurie ihn.
    »Ja, meinen Sie?«
    »Oh ja! Zufällig weiß ich sehr genau, dass sie Single ist.«
    Mehr ermutigende Worte brauchte
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