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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer
Autoren: Michelle Celmer
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war, obwohl das außer ihr niemand wusste. Weil sie jedoch überhaupt nicht müde war, checkte sie ihre E-Mails.
    In ihrem Posteingang fand sie eine Nachricht von Phillip, in der er sich einfach nur erkundigte, ob sie mit dem König und der Königin gesprochen hatte. Kein Wort darüber, wie ihre Reise gewesen war, ob sie Spaß hatte oder warum sie die Bodyguards wieder nach Hause geschickt hatte. Melissa wurde das Gefühl nicht los, dass Phillip über ihr Fortgehen erleichtert war. Vermutlich bildete sie sich das nur ein, denn der König von Morgan Isle konnte nicht unbedingt herzlich genannt werden. Er ähnelte vermutlich ihrem Vater – mit Ausnahme seiner „Schlafgewohnheiten“, denn Phillip war seiner Ehefrau treu ergeben, während ihr Vater keine Gelegenheit ausgelassen hatte, fremde Betten zu erkunden.
    Sie schrieb eine E-Mail, in der sie kurz über ihren bisherigen Aufenthalt berichtete. Dass sie beinah mit Prinz Christian im Bett gelandet wäre, behielt sie allerdings lieber für sich. Phillip wollte, dass sie sich mit der Königsfamilie von Thomas Isle eng anfreundete, und ganz besonders mit dem zukünftigen Herrscher, aber sie glaubte nicht, dass er dabei an eine so enge Beziehung gedacht hatte.
    Nie war es ihre Art gewesen, mit jedem gleich ins Bett zu gehen, obwohl sie alles andere als prüde war. Vielleicht steckte ja doch mehr von ihrem Vater in ihr, als sie zugeben wollte.
    Nachdem sie die E-Mail verschickt hatte, fiel ihr nichts Besseres ein, als ihr Lieblingskartenspiel auf dem Laptop zu öffnen, aber schon nach fünfzehn Minuten hatte sie jegliches Interesse daran verloren. Gelangweilt rollte sie sich ins Bett und versuchte zu lesen, doch sie konnte sich einfach nicht konzentrieren.
    Sie bestellte in der Küche eine Tasse Kräutertee, aber auch die half nicht, ihre Nerven zu beruhigen. In New Orleans war ein Spaziergang im Garten im Mondschein immer ein todsicheres Mittel gegen Schlaflosigkeit gewesen. Sie bezweifelte, dass es irgendjemanden stören würde, wenn sie einen kleinen Ausflug unternahm. Wahrscheinlich würde es auch niemand mitbekommen. Im Gegensatz zu ihr schliefen die übrigen Schlossbewohner vermutlich tief und fest.
    Sie zog ihren Morgenmantel über, öffnete die Tür und spähte in den Gang hinaus. Im Palast auf Morgan Isle war Tag und Nacht immer was los, entweder wollte eins der Kinder um Mitternacht gefüttert werden oder die Windeln gewechselt bekommen, oder einer der Wachleute machte seine Runden. Im Vergleich dazu war Sparrowfax Castle still und dunkel.
    Melissa trat in den Flur und schlich nach unten bis zu der Nebentür, die zur Terrasse führte. Sie trat hinaus und spürte den warmen Schiefer unter den nackten Füßen. Die Luft war kühl und feucht, und der Vollmond warf sein silbernes, fast geisterhaftes Licht auf das Land. In der Ferne schlugen die Wellen sacht gegen die Klippen, aber ansonsten war die Nacht unheimlich still.
    Im Osten, außerhalb des Gartens, ragte der Irrgarten unheilvoll aus der Dunkelheit hervor und schien sie zu sich zu rufen. Wenn es bei Tageslicht eine Herausforderung war, was für ein Nervenkitzel würde es dann sein, im Mondschein nach dem Weg zu suchen?
    Sie sah zum Schloss, das im Dunkeln hinter ihr lag und dachte sich, warum zum Teufel eigentlich nicht? Schließlich hatte sie so etwas wie Ferien. Außerdem konnte nichts Schlimmeres passieren, als dass sie sich verlief und die ganze Nacht herumirrte.
    Sie trat von der Terrasse auf das kühle, feuchte Gras und überquerte den Rasen bis zum Eingang des Irrgartens. Vor Aufregung begann ihr Herz schneller zu schlagen. Gleich würde sich herausstellen, ob sie sich selbst überschätzte.
    Sie machte ein Schritt vorwärts, und es kam ihr so vor, als hatte der Irrgarten auf sie gewartet wie ein hungriges Tier auf seine Beute. Innen war es dunkel und ruhig, so als verschluckten die mächtigen grünen Wände jedes Geräusch von außen.
    Sie wartete, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie die erste Biegung des Weges vor sich erkennen konnte. Immer tiefer drang sie auf dem kühlen und feuchten Gras in das Labyrinth vor. Als sie um die erste Ecke bog, fand sie sich vor einem unheilvoll aussehenden Gang wieder. Während sie langsam weiterging, zählte sie ihre Schritte für den Fall, dass sie diesen Weg zurückgehen musste. Dann entdeckte sie einen weiteren Durchgang zu ihrer Rechten. Sollte sie ihren gegenwärtigen Kurs beibehalten oder dem Weg folgen, der sie noch tiefer in den
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