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Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst
Autoren: Kody DeVine
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kleiner Schädel!«
    Moss blickte an dem jungen Mann vorbei zu dem Platz, wo Tommy Danner stand, die Hände in den Taschen seines Blaumanns, den Kopf immer wieder schüttelnd. Dann trat er einen Schritt zur Seite und erbrach sich in die Hecke.
    »Was für ein Schädel? Was reden Sie bloß?« Doch er ahnte bereits, was ihn erwarten würde, als er sich an dem völlig schockierten Arbeiter vorbei schob und zu der besagten Stelle ging.
     
     

    Superintendant Flint war ein schlaksiger Mann Mitte bis Ende fünfzig, mit Halbglatze, einem rotbraunen Schnurrbart und einer dicken Hornbrille. Sein Gesicht war fast immerzu gerötet und wirkte angespannt. Cunningham konnte sich nicht daran erinnern,  ihn je lächeln gesehen zu haben. Er ging ihm größtenteils erfolgreich aus dem Weg. Flint hatte eine aufbrausende Art an sich, die binnen Sekunden das ganz Team nervös werden ließ. In einem halben Jahr ging er in Pension und Cunningham war nicht besonders traurig darüber.
    »Sie können sie auf keinen Fall als Verdächtige vernehmen, wie sähe das denn aus!«, bellte Flint, nachdem Cunningham ihn in seinem Büro aufgesucht und ihn auf den Stand der Dinge gebracht hatte.
    »In erster Linie wollen wir lediglich ihr Alibi überprüfen. Sie wäre nicht automatisch eine Verd-«
    Flint winkte ab. »Aber Sie werden nicht mit ihr reden. Lassen Sie sie herholen, und den Onkel auch. Ich werde das Mädchen vernehmen, Sie können sich meinetwegen den Onkel vornehmen.»
    »Sir, ich wäre gerne bei der Befragung des Mädchens dabei«, warf Cunningham schnell ein. »Dann fügte er rasch hinzu, »Im Hintergrund natürlich.«
    Flint schüttelte energisch den Kopf. »Auf keinen Fall. Angenommen Sie war´s, dann wird das für einige womöglich so aussehen, als würden Sie ihr etwas anhängen aus Rache wegen der Geschichte mit ihrem Sohn.«
    Cunningham verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sir, ich kann Ihnen versichern-«
    »Sie und Haines vernehmen den Onkel. Ich werde das Mädchen befragen. Das wäre alles Detective Chief Inspector!«
    »Das Mädchen ist sehr labil. Es wäre vielleicht nicht ratsam Sie hier auf dem Revier zu befragen, sondern in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause.«
    Flint warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wir werden beide hier vernehmen!«, knurrte er, nahm den Telefonhörer ab und wies mit der Hand zur Tür. Wütend verließ Cunningham das Büro und schloss die Tür eine Spur lauter, als es nötig gewesen wäre.
     
     

6
     
    Evanna Farlane sah noch kränker und blasser aus als am Vormittag. Ihre Mutter, die Augen hinter einer dicken Sonnenbrille versteckt, stützte sie. Ian Langden, Evannas Onkel, ein weiterer ihm unbekannter Mann mit Anzug und Krawatte und eine gut aussehende Rothaarige in einem grauen Kostüm folgten den beiden durch das Polizeirevier.
    »Sie haben einen Anwalt mitgebracht und Evannas Therapeutin«, flüsterte Haines ihrem Vorgesetzten zu.
    »Da wird Flint ja seine Freude haben«
    »Sir, soll ich Langden in den Verhörraum führen?«
    Cunningham schüttelte den Kopf. »Nein, wir befragen ihn in meinem Büro. Dort ist die Luft besser. Ich habe  tierische Kopfschmerzen.«
    Doch das war nur die halbe Wahrheit. Er glaubte, dass er in einem acht Quadratmeter großem Vernehmungsraum viel weniger aus Langden heraus bekommen würde, als in einem kleinen, gemütlichen Eckbüro mit  einem großen Fenster und frischer Luft. Langden war Vernehmungsräume gewöhnt. Ihn einzuschüchtern dürfte schwierig werden. Aber vielleicht kam er mit Komfort und Freundlichkeit etwas weiter.
     
    »Ich weiß wirklich nicht, was das hier soll. Wir haben Ihnen doch heute Morgen alles gesagt!«, erzürnte sich Langden, als Haines und Cunningham ihn in das Büro führten. »Nehmen Sie bitte Platz.« Cunningham wies mit freundlichem Gesicht auf einen Stuhl, während er selbst hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. Haines nahm ihren Notizblock zur Hand und setzte sich auf die Fensterbank. Doch Langden blieb im Türrahmen stehen und fuchtelte wild mit den Armen. »Das ist Schikane! Schikane!«
    »Setzen Sie sich!«, sagte Haines in schroffem Tonfall.
    Langden gehorchte widerwillig.
    Cunningham tat als sortierte Unterlagen auf dem Schreibtisch, dann holte er eine Akte hervor und legte diese ungeöffnet über die Tastatur seines Computers. »Vielleicht erzählen Sie uns, weshalb Sie gelogen haben. Sie waren nicht den ganzen Abend mit Evanna zusammen.«
    Langden versuchte einen Blick auf die Akte zu erhaschen. Als er die
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