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Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Titel: Ein Jahr ohne Juli (German Edition)
Autoren: Liz Kessler
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gefallen. Was dagegen?«
    Ich blicke zu Mikey hinüber. Er streichelt sein Pferd immer noch. Mouse steckt die Nüstern an seinen Nacken. Juli zuckt die Schultern und wendet sich ab.

    »Nun komm, Jenny«, ruft Carol von ihrem Pferd her. Alle sind bereits aufgestiegen und stehen wartend um mich herum im Hof.
    Ich versuche zu lächeln, während ich noch neben Angus stehe, sein Zaumzeug halte und bete, dass er mir nicht auf den Fuß tritt. Carol springt von ihrem Pferd. »Komm«, sagt sie, »ich helfe dir hinauf.«
    Sie reicht Juli die Zügel ihres Pferdes. »Du siehst da oben ganz sicher aus. Halte Misty mal eben für mich.«
    Juli nimmt die Zügel und lässt mich nicht aus den Augen.
    »Beuge dein Knie«, sagt Carol. Sie steht hinter mir und wuchtet mich hoch. O Gott, sie hebt mich aufs Pferd!
    Ich bin drauf. Hoch oben in der Luft. Klammere mich an die Zügel. »Danke«, sage ich mit unsicherer Stimme.
    »Stell deine Steigbügel ein«, sagt Carol.
    Ich sehe auf meine Füße. Stell deine Steigbügel ein? Wie macht man das?
    Mit einem Seufzer kommt Carol wieder an meine Seite. »Streck das Bein nach vorne«, sagt sie, dann zieht sie einen Riemen unter dem Sattel hervor. Sie geht auf die andere Seite und macht dasselbe noch mal.
    »Bist du sicher, dass du schon mal geritten bist?«, fragt sie.
    »Ja, schon oft«, sage ich und zwinge mich, zu lachen. »Ich hab Sie einfach nicht richtig verstanden.«
    »Okay, gut, reite erst mal mit mir hinterher, damit ich dich im Auge behalten kann. Unser Angus kann ein bisschen ausgelassen werden. Halte die Zügel einfach gut fest, okay?«
    »Okay«, sage ich tonlos. Und dann geht sie und springt auf ihr Pferd.
    »Schritt, alle zusammen«, ruft sie und winkt die Reiter an sich vorbei. Sie deutet auf ein Mädchen vor uns, das schon aufsitzt. Sie muss wohl auch zum Reitstall gehören. »Sue führt uns an. Ich mache die Nachhut. Alle anderen bleiben zwischen uns, okay?«
    »Du verrücktes Huhn«, sagt Juli lachend, als sie an mir vorbeikommt. »Aber wenigstens sind wir da. Ist doch wirklich nicht so schlimm, oder?«
    »Nein, es ist super«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Juli lacht erneut, dann tippt sie ihr Pferd mit den Fersen an und verfällt in Trab, um Mikey einzuholen, der schon vorne ist und neben Mark Schritt reitet.
    Ich mache die Bewegungen der anderen nach und drücke meine Knie in die Flanken des Pferdes. »Komm, Angus«, sage ich leise. »Sei lieb zu mir.« Er reckt den Kopf vor und zieht an dem Zügel, so dass ich im Sattel nach vorne rutsche, dann legt er in ruhigem Schritt los.

    Der Ausritt führt uns zu einer Bahnlinie, die außer Betrieb und zu einem Weg umgewandelt worden ist. Sie wird von buschigen Bäumen überwölbt. Fliegen summen um die Köpfe der Pferde, während wir hintereinander hertrotten. Sanft klopfen die Hufe auf den Boden.
    Angus benimmt sich bestens. Ich fange sogar an, Spaß zu haben. Es ist leicht. Ich muss nur die Zügel fest in der Hand halten und still sitzen. Den Rest macht er.
    »Wir biegen hier ab«, ruft Sue von der Spitze. Ich schaue auf, um zu sehen, wohin sie deutet. Der Weg führt unter den Bäumen zu einem höher gelegenen Reitweg.
    »Da oben gibt es ein paar schöne offene Felder, wo wir ein bisschen galoppieren können.«
    »Super«, sagt eines der Mädchen vor mir zu dem Mädchen daneben. »Ich dachte schon, wir würden den ganzen Nachmittag hier unten bleiben.«
    »Langweilig!«, erwidert ihre Freundin.
    Die Pferde biegen auf den höher gelegenen Weg ein. »Komm, Angus«, flüstere ich. »Da hinauf.« Er bleibt am Fuß des Weges stehen. »Komm schon«, sage ich noch mal. Nichts. Er rührt sich nicht.
    Carol ist direkt hinter mir. »Gib ihm die Fersen«, sagt sie. »Weiter, Angus.«
    Ich drücke ihm die Knie in die Seiten, wie ich es bei den anderen gesehen habe. Angus zieht am Zügel und zerrt mich nach vorne.
    »Ruhig«, sagt Carol. Sie reitet neben mich und zieht sanft am Zügel. Angus wirft den Kopf wieder hoch, bewegt sich jedoch immer noch nicht. Ich packe das Zaumzeug mit schwitzigen Händen. Komm schon, Angus, hör bitte auf damit.
    Carol tippt ihn mit der Reitgerte an. Er zerrt noch einmal am Zügel und bäumt sich leicht auf, dann steht er wieder still da. »Gib ihm noch mal etwas Druck«, sagt Carol wieder. »Nur leicht. Mit den Knien.«
    Ich presse die Knie in seine Flanken, und endlich geht er los und folgt den anderen den Weg hinauf. Erleichtert atme ich auf. Mein Puls rast.
    Wir kommen auf eine offene Fläche,
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