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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy
Autoren: Michael Lewin
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steckte die Quittung in
     die Handtasche und erhob sich. »Das wär’s dann vorläufig,
     nicht wahr?«
    »Ja. Ich fange damit
     an, sobald ich hier fertig bin.«
    »Gut«, sagte sie
     und ging.
    Und da saß ich und war
     wieder mit einem Auftrag gesegnet! Einem ziemlich ungewöhnlichen
     Auftrag einer Klientin, deren Motiv möglicherweise ein ganz anderes
     war als das, was sie vorgebracht hatte. Aber fünfzig Dollar in der
     Tasche helfen über manche Bedenken hinweg.
    Danach setzte ich mich unverzüglich
     an die Schreibmaschine und produzierte einen ausführlichen, genauen
     Bericht samt dazugehöriger Rechnung und einer Aufstellung der Spesen.
     Ich war geradezu ein Musterbeispiel für sinnvolle, tüchtige
     Aktivität.

 
    3
    Erst gab ich meinen Bericht
     im Büro der Firma Albert Connah ab, dann fuhr ich über die South
     Meridian Street hinaus aus Indianapolis.
    Ich fühlte mich heiter
     und in gehobener Stimmung, als wäre ich von einem Alpdruck befreit.
     Nicht nur, weil ich ein paar Dollars in der Tasche hatte, sondern auch,
     weil ich dem heruntergekommenen, zum Abbruch bestimmten Haus in
     Indianapolis endlich einmal entfliehen konnte, in eine der hübschesten
     Gegenden des ganzen Hoosierlands.
    Die Gletscher in der dunklen
     und entfernten Vergangenheit haben den größten Teil des Landes,
     das heute den Staat Indiana bildet, glattgehobelt, aber ein paar Meilen südlich
     der Hauptstadt bringt die flache Ebene überraschenderweise ein paar Hügel
     hervor. An dieser Stelle war in jenen Urzeiten die Ausbreitung der
     Gletscher gestoppt worden, und heute beginnt dort das Brown-County.
    Die größeren
     Waldgebiete wurden zu Staatsparks gemacht, und obwohl es noch andere
     Naturschutzgebiete in der Umgebung gibt, wird das Brown County von den
     Flachland-Hoosiern bevorzugt, wenn sie im Herbst ihre Tagesausflüge
     machen, um die baumbestandenen Hügel in den bunten Farben des
     sterbenden Laubs zu betrachten.
    Aber im Juni ist es nicht
     weniger hübsch.
    Nashville ist der Sitz der
     Verwaltung des Countys und das Zentrum des Fremdenverkehrs, Die Stadt ist
     bekannt für ihre blühende Künstlerkolonie, die sich seit
     der Jahrhundertwende dort gebildet hat, wohl wegen der attraktiven und
     inspirierenden Landschaft. Heute gibt es Dutzende von professionellen Künstlern
     in der Gegend, und ihre Anwesenheit verleiht der Stadt eine Dimension, wie
     man sie in den üblichen nordamerikanischen Kleinstädten nicht
     finden kann - auch nicht in Touristikzentren.
    Die Antiquitäten-, Raritäten-
     und Kunsthandwerksgeschäfte sind so häufig, wie man es in einer
     solchen Gegend erwarten kann, durchsetzt mit Lebensmittel- und
     Delikatessenläden, restaurierten historischen Gebäuden und
     verwandten Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel dem
     John-Dillinger-Museum. Aber die Geschichte der Vergangenheit des Staates
     brachte auch ein recht diesseitiges Denkmal hervor, das mir besonders gefällt.
     Damit meine ich die »Lügenbank« vor dem Gerichtsgebäude
     am Marktplatz. Ich finde, die würde nicht nur in jede Stadt, sondern
     vor allem auch vor jedes Gerichtsgebäude passen.
    Für die dreiundvierzig
     Meilen brauchte ich nicht viel mehr als eine Stunde. Ich parkte in der Nähe
     des alten Blockhaus-Gefängnisses und ging von dort aus als erstes ins
     Büro des Sheriffs. Es befand sich in einem behutsam rustikal
     gestalteten, modernen Gebäude auf der Westseite des Hauptplatzes und
     hatte dunkle, schwere Glastüren.
    Drinnen, auf der linken
     Seite, war eine Empfangstheke mit dem Schild INFORMATION.
    Das fand ich gut, und ich
     blieb davor stehen, bis die junge Frau, die hinter der Theke stand, mit
     ihrem Telefongespräch fertig war und ihre Aufmerksamkeit mir
     zuwandte. Ich schaute kurz auf die Uhr: ein paar Minuten vor eins. 
    Dann teilte ich ihr meinen
     Wunsch mit. Ich wollte den Sheriff sprechen.
    »Ich bedaure, aber
     Sheriff Dunlap ist momentan nicht im Haus«, sagte sie mit einer
     weichen, angenehmen Stimme.
    »Und wann wird er zurückerwartet?«
     fragte ich.
    »Sie kennen unseren
     Sheriff nicht?« war ihre Gegenfrage.
    »Nein.«
    »Sie finden sie im
     Nashville Inn, auf der anderen Straßenseite, beim Mittagessen.«
    »Sie?« fragte
     ich. Eine Frage, die mir ganz unwillkürlich herausgerutscht war -
     aber die junge Dame am Empfang hatte mich hereingelegt, und meine Überraschung
     schien sie zu amüsieren.
    »Sie haben richtig gehört,
     Mister«, sagte sie und grinste.
    »Wie oft am Tag
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