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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy
Autoren: Michael Lewin
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gefunden?«
    Mein Kopf sagte, durch den
     Mund: »Ja.« Aber mein Herz sagte, durch die Augen: »Nein.«
    Als Kunstwerk konnte sie die
     Sprache des Herzens natürlich lesen.
    »Ich habe mehrere
     Angebote, die ich noch überprüfen muß«, gestand ich
     daraufhin. Und dachte: Zum Beispiel den Antrag auf Sozialversorgung in
     meiner Schreibtischschublade, unter meiner letzten Fünfdollarnote.
    »Keine günstige
     Zeit für mich, wie?«
    »Ja nun -« begann
     ich.
    »Aber wissen Sie, ich
     will keinen auslassen. Es ist mein Gebiet, und es ist schließlich für
     einen guten Zweck. Es hilft nicht nur den Kindern, sondern auch uns Müttern.«
    Sie kam mir nicht alt genug
     vor, um schon Mutter sein zu können, aber in dem Punkt bin ich
     offenbar etwas altmodisch.
    »Mein Gott - alles, was
     Sie geben können, wird uns helfen. Ehrlich«, sagte sie und
     schaute sich wieder in dem kahlen Raum um. »Alles.«
    Ich öffnete die
     Schreibtischschublade und gab ihr den Fünfer.
    Keine große Sache - ich
     mußte dann eben mit meiner Diät einen Tag früher beginnen.
    »Oh, großartig!«
     sagte sie und schaute entzückt drein.
    Für die Kunst, sagte ich
     innerlich. Hätte ich es laut gesagt, wäre sie vermutlich
     verwirrt gewesen.
    So aber sagte sie: »Ich
     kann Ihnen eine Quittung geben - für den Fall, daß Sie es mit
     Ihrer Einkommenssteuer verrechnen wollen.«
    »Das wird nicht nötig
     sein«, erwiderte ich.
    Ich hatte gegen die
     Vertreibung gekämpft, und es war mir sogar gelungen, sie eine Weile
     hinauszuzögern. Aber die ganze Angelegenheit übte eine
     sonderbare Wirkung auf mich aus.
    Das Schlimmste war, daß
     ich mich fragte, was ich nun mit meinem Leben anfangen sollte.
    Eine Frage, auf die ich keine
     Antwort wußte. Das machte mich unruhig; ich kann es nun einmal nicht
     ausstehen, wenn Fragen unbeantwortet bleiben. Sie vergiften die geistige
     Atmosphäre.
    Und da ich unruhig war,
     konnte ich mich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren.
    Also hatte ich noch mehr
     Zeit, mir selbst Fragen zu stellen.
    Was, wirst du jetzt tun, mit
     deinen zweiundvierzig Jahren, wenn du von einem Monat zum anderen nicht
     weißt, wie du deine Rechnungen bezahlen sollst?
    Wenn du schon kein Geld
     machst, warum bist du dann nicht wenigstens bereit, diesen Zustand zu
     genießen?
    Und wenn du ihn nicht genießen
     kannst - warum versuchst du es nicht mit irgendeinem anderen Job?
    Aber was für ein anderer
     Job?
    Was kannst du schon?
    Die Spielschulen-Lady verließ
     mich gegen halb fünf, und um fünf war ich soweit, mich ebenfalls
     zu verlassen.
    Nicht, daß ich keine
     Arbeit hatte. Für Freitag war noch ein Bericht fällig. Ich hatte
     den ganzen Tag über versucht, ihn auszuarbeiten.
    Aber dann hatte ich die
     Arbeit zurückgestellt und wollte lieber packen. Und Socken waschen.
     Und meinen Efeu gießen.
    Warum? Weil ich fürchtete,
     es gäbe überhaupt nichts mehr zu tun, sobald ich damit fertig
     war.
    Eine irrationale Angst, sagte
     ich mir.
    Aber ich höre nicht
     immer auf mich.
    Um fünf also entschloß
     ich mich, zum Essen zu gehen. Ein großes Steak. Um die Diät
     wenigstens mit Stil zu beginnen. Und um später, wenn ich unerwartet
     bei meiner Frau und ihrer Tochter vorbeischaute und meine Frau mich
     fragte: »Hast du überhaupt in letzter Zeit anständig
     gegessen?« mit Überzeugung »Na klar!« sagen zu können.
    Ich hatte zwar meine letzten
     fünf Dollar weggegeben, besaß aber noch meine Kreditkarte. Mein Gefühl
     für Romantik hatte auch ihre praktische Seite.
    Und irgend etwas würde
     früher oder später auf mich zukommen.
    Zum Beispiel die Rechnung des
     Kreditkarteninstituts.

 
    2
    Um neun kam ich aus der
     Dusche und sperrte die Bürotür auf, als ob ich für einen
     Arbeitstag bereit wäre. Während einem zwangsweise kleinen Frühstück
     bereitete ich mich auf den Bericht vor, den ich ausarbeiten mußte.
    Nichts besonders Schwieriges.
     Ich war für ein Fixum engagiert worden, den Hintergrund der Freundin
     des einundzwanzigjährigen Sohnes eines Geschäftsmannes
     auszukundschaften. Der Junge ging auf das College, und der Vater, eine
     Selfmademan, der kein abgeschlossenes Highschool-Studium hatte, achtete
     darauf, daß sein Sohn nicht allzusehr abgelenkt wurde.
    Der Geschäftsmann hieß
     Albert Connah. »Ich finde, sie sieht wie eine Nutte aus«,
     hatte er zu mir gesagt. »Nicht, daß ich was gegen Nutten hätte,
     aber sie sind darauf aus, das Geld auf möglichst leichte Weise
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