Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
los!«
    »Was?«
    »Lady?«
    »Nein. Tu es nicht!«
    »Lady? Möchten Sie, daß ich die Polizei rufe?«
    »Linter? Linter?«
    »Lady?«
    »Linter!«
    Als sich seine Augen schlossen, erschlaffte sein Griff.
    Inzwischen waren noch mehr Leute zur Tür des Restaurants gekommen. Jemand sagte: »Jesus!« Ich blieb, wo ich war, kniete auf den kalten Boden, Linters Gesicht dicht vor dem meinen, und dachte: Wie viele Filme enden so? (Die Kanonen schweigen, der Kampf ist zu Ende.) Wie oft spielt sich so etwas in ihren kommerziellen Träumen ab? (Kümmern Sie sich um Karen… Das ist ein Befehl, Mister… Du weißt, daß ich dich immer geliebt habe… Der Mord an Georgie… Ici reste un deporte inconnu…) Was mache ich hier? Kommen Sie, Lady.
    »Kommen Sie, Lady. Kommen Sie, Lady…« Jemand versuchte, mich hochzuziehen.
    Gleich darauf lag er neben Linter und sah beleidigt und überrascht aus, und jemand kreischte, und die Leute wichen zurück.
    Ich rannte los. Ich packte die Terminal-Brosche und schrie.
    Am anderen Ende der Gasse blieb ich stehen, in der Nähe der Hauptstraße; ich lehnte mich an eine Wand und starrte die dunklen Backsteine gegenüber an.
    Dann vernahm ich ein leises Plop, und eine Drohne senkte sich langsam vor mir nieder; eine Schwarzkörper-Drohne mit geschäftsmäßigem Gehabe. Die tintenschwarzen länglichen Formen von zwei Dolchgeschossen schwebten zu beiden Seiten in Augenhöhe, ungeduldig zuckend vor Tatendrang.
    Ich holte tief Luft. »Es hat einen kleinen Unfall gegeben«, sagte ich ruhig.

 
    6.3: Überstrahlungs-Effekt
     
    Ich betrachtete die Erde. Sie wurde als Innenholo an der einen Wand meiner Kabine gezeigt; strahlend blau, massiv mit weißen Spiralwirbeln.
    »Dann war es wohl eher Selbstmord«, sagte Tagm und streckte sich auf meinem Bett aus. »Ich dachte, Katholiken würden…«
    »Aber ich habe Beihilfe geleistet«, sagte ich, während ich noch immer auf und ab schritt. »Ich habe zugelassen, daß er es tat. Ich hätte das Schiff anrufen können. Nachdem er das Bewußtsein verloren hatte, wäre noch Zeit genug gewesen; wir hätten ihn noch retten können.«
    »Aber er war durch die Veränderungen zurückentwickelt, Dizzy, und diese Leute sind doch tot, wenn ihr Herz stillsteht, oder nicht?«
    »Nein, sie leben noch zwei oder drei Minuten, nachdem das Herz aufgehört hat zu schlagen. Es war genügend Zeit. Ich hatte genügend Zeit.«
    »Nun, dann trifft das gleiche für das Schiff zu. Es hat euch bestimmt beobachtet; bestimmt hatte es einen Flugkörper auf den Fall angesetzt.« Tagm schnaubte durch die Nase. »Linter war wahrscheinlich der am meisten über-überwachte Mann auf dem Planeten. Das Schiff mußte ebenfalls Bescheid gewußt haben; es hätte etwas unternehmen können. Das Schiff hatte die Kontrolle über alles, es hatte den Echtzeit-Zugriff; du kannst nichts dafür, Dizzy.«
    Ich wünschte, ich hätte Tagms moralische Unterstützung annehmen können. Ich setzte mich auf das eine Ende des Bettes, den Kopf in die Hände gestützt, und starrte das Holo des Planeten an der Wand an. Tagm kam zu mir, nahm mich in die Arme, legte mir die Hände auf die Schultern und den Kopf gegen meinen. »Dizzy, du mußt aufhören, darüber nachzugrübeln. Laß uns etwas unternehmen. Du kannst doch nicht den ganzen Tag dasitzen und das verdammte Holo anstarren.«
    Ich streichelte eine von Tagms Händen und sah wieder zu dem sich langsam drehenden Planeten hin, wobei meine Augen mit einem einzigen Blick von Pol zum Äquator flackerten. »Weißt du, als ich in Paris war, wo ich Linter zum ersten Mal begegnet bin, stand ich auf der obersten Stufe einer Treppe in dem Innenhof, der zu dem Haus gehörte, in dem Linter wohnte, und ich sah zur anderen Seite hinüber, wo ein kleiner Anschlag an der Wand angebracht war, auf dem stand, daß es verboten sei, ohne die Erlaubnis des Menschen Fotos von dem Innenhof zu machen.« Ich drehte mich zu Tagm um. »Sie möchten das Licht besitzen!«

 
    6.4: Dramatischer Ausgang oder Danke und Gute Nacht
     
    Um fünf Minuten und drei Sekunden nach fünfzehn Uhr, Greenwich-Zeit, am Morgen des zweiten Januar 1978, durchbrach die AKE Willkür den Orbit über dem Planeten Erde. Sie hinterließ ein Oktett von Haupt-Beobachtungs-Satelliten – sechs davon in stationären Umlaufbahnen –, eine verstreute Menge von Drohnen und untergeordneten Flugkörpern sowie eine Anpflanzung von jungen Eichen an einem Steilhang in der Nähe des Elk Creek in Kalifornien.
    Das Schiff hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher