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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen
Autoren: Magnus Montelius
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kleinen Straße einer Eigenheimsiedlung ab. Das Haus war in einer Art funktionalistischem Stil erbaut, der vermutlich als schön galt. Die Fenster im Erdgeschoss waren hell erleuchtet, und er sah die Silhouetten von zwei Streifenpolizisten.
    Als er das Wohnzimmer betrat, fand er eine Streifenpolizistin vor, die auf einer Couch saß und den Arm um die Schultern einer hysterisch weinenden Frau gelegt hatte. Tilas nahm an, dass sie Lauréns Witwe war. Die Kollegin wandte sich an Tilas.
    »Sie kann keine Fragen beantworten, zumindest heute nicht.« In ihrer Stimme schwang ein selbstgefälliger, autoritärer Ton mit, der ihn reizte. Er sah auf die Uhr, es war fast schon Morgen.
    »Das Telefon?«, flüsterte er dem zweiten Polizisten zu, einem verzagten jungen Mann, der offensichtlich am liebsten sehr weit weg gewesen wäre.
    Der junge Beamte führte ihn zu einem Arbeitszimmer in der oberen Etage und war eindeutig erleichtert, eine Aufgabe zu haben, selbst wenn sie noch so klein war. Tilas dankte ihm und schloss die Tür hinter sich. Er rief Fahlén an, der jedoch nicht abhob. Danach rief er Fahléns Beeper an, setzte sich und wartete – immer bereit, beim ersten Klingelton das Gespräch anzunehmen.
    Währenddessen drehte er sich auf dem Stuhl und schaute sich um. Das Zimmer war ordentlich aufgeräumt, und an zwei Wänden standen Bücherregale, die bis zur Decke reichten. Ein niedrigeres Regal am Schreibtisch war voller Papiere in akribisch geordneten Mappen, und in einem Ständer auf dem Schreibtisch klemmten geöffnete Briefe und Rechnungen.
    Er ließ den Blick über die Bücherreihen schweifen. Das Einzige, was die Ordnung störte, waren ein paar Bände auf einem Beistelltisch. Tilas blätterte zerstreut in ihnen, es handelte sich größtenteils um Memoiren und programmatische Schriften von mehr oder weniger bekannten Politikern. Einige waren auf dem Vorsatzblatt mit einer persönlichen Widmung an Laurén versehen.
    Vermutlich liegen sie da, damit man in ihnen blättert, dachte Tilas.
    Er setzte sich wieder auf den Schreibtischstuhl und starrte das Telefon an. Fahlén würde wahrscheinlich noch ein paar Stunden tief und fest schlafen. Wenn du wüsstest, was ich weiß, dachte Tilas. Er fragte sich, wie viel Meijtens eigentlich begriffen hatte. Es sieht ganz so aus, als hätten sie zu guter Letzt mit etwas Unterstützung von außen eine ganze Menge herausgefunden. Tilas lachte in sich hinein. Aber warum hatten sie nichts geschrieben? Wahrscheinlich weil sie sich nicht sicher waren, sondern nur ahnen konnten, wie alles zusammenhing.
    Tilas musterte Lauréns Computer. Er war kleiner und moderner als die Ungetüme, die sie im Präsidium hatten. Er fragte sich, was sie darin finden würden. Vermutlich nichts. Vielleicht kannte seine Frau das Passwort. Es war bestimmt der Geburtstag eines Kindes, der Name des Hundes oder etwas anderes in der Art. Oder irgendwo lag ein Zettel, auf dem es notiert war. Gedankenverloren hob er die Schreibtischunterlage an, um sich die Zeit zu vertreiben, bis Fahlén anrufen würde.
    Es gab keinen Zettel mit dem Passwort. Aber etwas anderes. Tilas hielt das Foto behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger. Es war eine alte Schwarz-Weiß-Aufnahme, deren Maße Tilas sehr bekannt vorkamen. Er drehte sie um und entdeckte zwei Flecken, wo die beiden Klebestreifen gesessen hatten. Dann drehte er das Bild wieder um und studierte es aufmerksam. Es war ein Gruppenfoto von vier jungen Menschen. In der Mitte stand ein kleiner Mann, der seine lange Tolle lässig zur Seite geworfen hatte. Er grinste breit und hielt eine Weinflasche in der Hand.
    Ein anderer junger Mann beugte sich über ihn und lachte. Ein lautes, offenes Lachen und ein klarer, in die Kamera gerichteter Blick. Tilas erkannte Erik Lindman von den Jugendbildern, die sie bekommen hatten, und von den anderen Schnappschüssen in Sallings Album. An seiner Seite, den Arm um Lindmans Taille und den Kopf auf seine Schulter gelegt, stand eine auffallend hübsche Frau, deren Haare hochgesteckt waren, wie es die Mode Anfang der Sechzigerjahre vorschrieb.
    Schräg hinter ihnen, steif und mit einem schüchternen Lächeln, stand die vierte Person. Der Mann unterschied sich von den anderen nicht nur durch seine korrekte Kleidung und Haltung. Ihm schien etwas von der selbstverständlichen Selbstsicherheit zu fehlen, die alle anderen ausstrahlten. Tilas war sich nicht sicher, hatte aber den Eindruck, dass er verstohlen zu der Frau hinüberblickte. Die Clique aus
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