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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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schleppen.«
    »Und wenn die Fleißners nicht allein sind?«
    Matzbach knurrte leise. »Glaub ich nicht. Dann müßten hier ein paar Autos stehen. Die ganze Bande war am Wochenende hier. Ich nehme an, auch Abgeordnete müssen manchmal arbeiten, und die edlen Damen und Herren Journalisten sind bestimmt in Köln. Oder unterwegs.«
    »Und wenn nicht?«
    »Besorgt?« Er warf Yü einen überraschten Seitenblick zu. »Die Fleißners, Pittrich, Herms und die Sager – mit denen werden wir doch notfalls fertig.«
    »Nicht besorgt.« Yü zog ein langes Messer aus dem Stiefel, zeigte die Zähne und langte nach dem Türgriff. »Ich wollte nur wissen, ob du weißt, was passieren könnte; und ob wir uns einig sind.«
    »Wann wären wir uns je nicht einig gewesen?«
    Yü grinste. »Vorher.« Er stieg aus und nahm das Paket von der Rückbank.
    Fleißner kam selbst an die Tür. »Ja, bitte?« Er öffnete sie einen Spalt weit. Dann ächzte er und taumelte zurück, als Matzbach sie mit einiger Wucht aufstieß.
    »Was ist, Albrecht?« Frau Fleißners Stimme kam vom anderen Ende der Diele, aus dem erhellten Raum, dessen Tür offen stand.
    »Lieber und teurer Besuch«, sagte Matzbach.
    Fleißner ging langsam rückwärts, die Augen auf den Lauf der Pistole gerichtet. »Was … was soll das?« sagte er schwach.
    »Werden Sie gleich hören. Rein da.« Mit der Waffe dirigierte er den Arzt in das Zimmer, aus dem er gekommen war.
    Es war das Wohnzimmer. Frau Fleißner saß in einem teuren Ledersessel; sie hatte den Kopf zur Tür gedreht. Aus dem Hintergrund starrte von einem riesigen flachen Fernseher der Moderator der Tagesthemen in den Raum, als wolle er sich an der Auseinandersetzung beteiligen.
    »Ach du …« Frau Fleißner schlug die Hände vor den Mund, als sie Matzbachs Pistole sah. Dann irrte ihr Blick zu etwas hinter Baltasar ab. Sie ließ die Hände sinken und wurde blaß.
    Yü legte das mit Plastik umwickelte Paket auf den Telefontisch – Mahagoni, Ende 19. Jahrhundert –, ließ seine Klinge Lampenlicht in Fleißners Gesicht schleudern und sagte: »Ich seh mal nach.«
    »Es ist keiner außer uns da.« Fleißners Stimme klang mürbe; er stand mit hängenden Armen im Zimmer, auf einem vermutlich sehr teuren Teppich, und schien Matzbachs Pistole vergessen zu haben. Seine Augen konnten sich offenbar nicht von dem Paket lösen.
    Baltasar schwieg. Er sagte sich, daß Schweigen seitens des Überlegenen eine erstklassige Waffe sei, und daß Fleißner ruhig stehenbleiben sollte. In einem Sessel oder unter einem Sofakissen mochte er ja selbst ein Schießeisen versteckt haben.
    Die Blicke der Fleißners und ihr Schweigen andererseits verrieten alles. Wenn es denn, außer Einzelheiten, noch etwas zu verraten gab.
    Yü kam lautlos zurück; Baltasar spürte einen Lufthauch und sah Fleißners Augen für einen Moment das Paket verlassen.
    Plötzlich begann Frau Fleißner zu schluchzen; sie öffnete einfach den Mund, Tränen rannen ihre Wangen hinab, und sie hob weder die Hände noch griff sie zu einem Tuch. Sie saß nur da, als wollte sie sich auflösen.
    Fleißner schaute kurz zu ihr hin; dann blickte er Matzbach an. »Wieviel?« sagte er.
    »Wieviel haben Sie der Hebamme gezahlt?«
    »Zehntausend.«
    Matzbach schnaubte. »Und dafür schweigt sie? Zu billig, finde ich. Was meinst du?«
    Yü sagte nichts.
    »Was kostet eine gut eingeführte Praxis?«
    Fleißner blickte ihn verblüfft an. »Warum?«
    »Nur so, als Orientierung.«
    »Mit Patienten und Apparaten und allem?«
    »Ja.«
    »Kommt drauf an.«
    »Ihre, zum Beispiel.«
    »Halbe Million? Ungefähr.«
    Mit einem gehässigen und zugleich drohenden Ton sagte Yü: »Dann ist das der Preis.«
    Fleißner öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    »Ihre Praxis«, sagte Matzbach.
    »Können wir nicht …?«
    »Wir können nicht.«
    »Ich könnte, wenn ich alles aufnehme, was ich kriegen kann, vielleicht …«
    »Heulen und Zähneknirschen«, sagte Yü, als sie wieder ins Auto stiegen.
    »Gründlich. Wie lange sollen wir sie hängen lassen?«
    »So gehässig kenne ich dich gar nicht, Dicker.«
    Baltasar startete den Motor. »Die Hebamme«, sagte er dabei, »war der entscheidende Punkt.«
    »Was hat das mit deiner Gehässigkeit zu tun?«
    »Wenn die beiden das Kind umgebracht hätten, wären zehntausend zu wenig. Das macht eine katholische Hebamme nicht mit. Es ist tot geboren oder gleich nach der Geburt gestorben. Eigentlich sollten einem die Eltern leid tun. Aber so … Daraus dann noch ein
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