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Ein Engel mit kleinen Fehlern

Ein Engel mit kleinen Fehlern

Titel: Ein Engel mit kleinen Fehlern
Autoren: Wendy Haley
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war mit einem Polizisten verheiratet", sagte sie und blickte starr auf den Hinterkopf des Taxifahrers.
    "Aha." Gabriel wusste, dass ihre Stimme nur deshalb so ausdruckslos klang, weil sie ihre Gefühle im Zaum zu halten versuchte. Was immer sie in ihrer Ehe erlebt hatte, es musste sie tief verletzt haben.
    Am liebsten hätte er sie tröstend in den Arm genommen.
    Aber das durfte er nicht wollen. Sie wollte nicht, dass er etwas für sie empfand. Trotzdem interessierte es ihn, was sie glücklich oder traurig machte. Er wollte die wahre Rae kennen lernen.
    "Die Ehe ist gescheitert, nehme ich an", sagte er leise.
    Rae sah ihn nicht an. Sie brachte es nicht fertig. Sie hatte nicht vor, ihm die trostlose Geschichte ihrer Ehe zu erzählen.
    Und auch nicht davon, wie ihr Exmann ihr nachgestellt hatte.
    Oder wie seine Kollegen sich geweigert hatten, etwas gegen ihn zu unternehmen. Sie hatte ein ganzes Jahr gebraucht, um die Beweise zu sammeln, die den Captain ihres Exmanns endlich zum Handeln bewegten. Die anderen Detectives in seiner Abteilung glaubten noch immer, dass sie sich an ihm hatte rächen wollen. Tatsache war, dass er sich selbst die Karriere ruiniert hatte. Leider schien das außer ihr niemand zu wissen.
    Gabriel gewiss auch nicht. Er war Polizist, und Polizisten hielten zusammen. Immer.
    "Was ist passiert?" fragte er.
    "Womit?"
    "Mit Ihrer Ehe."
    "Können wir über etwas anderes reden?"
    "Nein", knurrte er.
    "Wir haben geheiratet, es funktionierte nicht, und wir haben uns getrennt", fauchte sie. "Ende der Geschichte."
    Gabriel lehnte sich zurück und musterte sie. Sie log, das fühlte er.
    "Sehen Sie ihn noch?"
    "Das geht Sie nichts an", gab sie zurück.
    Er runzelte die Stirn.
    Rae lächelte. "Was ist los, Detective? Gefallen Ihnen meine Antworten nicht?" "Kein bisschen."
    Sie strahlte ihn an. "Es tut Ihnen bestimmt gut, wenn Sie zur Abwechslung einmal nicht Ihren Willen durchsetzen."
    "Ich..."
    Er verstummte, als das Taxi vor dem Gebäude hielt, in dem sich Raes Büro befand. Der Fahrer drehte sich erwartungsvoll zu ihnen um. Gabriel ignorierte ihn und ließ Rae nicht aus den Augen. Sie war blass, und er wusste, dass er zu weit gegangen war. Er hatte Erinnerungen geweckt, die sie nicht wollte.
    Gut, dachte er. Er wollte sie innerlich aufwühlen.
    "He", sagte der Fahrer. "Falls Sie beide Liebeskummer haben und sich streiten wollen, tun Sie es draußen, ja? Ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen."
    Liebeskummer? Was für eine Vorstellung, dachte Rae entsetzt. "Was bin ich schuldig?" fragte sie rasch.
    "Das übernehme ich", sagte Gabriel.
    "Es war mein Taxi", protestierte sie.
    "Ich bezahle", erwiderte er scharf.
    "Wenn Sie es unbedingt wollen." Sie stieg aus.
    Als er bezahlt hatte, war sie bereits im Haus verschwunden.
    Er fluchte leise.
    "Hören Sie auf mich, mein Freund", sagte der Fahrer. "Sie haben sie auf die Palme gebracht. Warten Sie ab, bis sie von allein wieder herunterklettert."
    "Was macht Sie zum Experten?" erwiderte Gabriel gereizt.
    "Ich war vier Mal verheiratet. Wenn jemand weiß, wann es besser ist, in Deckung zu gehen, dann bin ich es."
    Gabriel gab ihm fünf Dollar Trinkgeld und stieg aus. Das Taxi rauschte davon.
    "Vier Ehen", murmelte Gabriel. "Armer Kerl."
    Er sah auf die Uhr. Noch drei Stunden bis Schichtende. Leise pfeifend betrat er das Haus und eilte in den zweiten Stock. Die Tür zu Raes Büro war verschlossen. Okay, das hatte er erwartet.
    Er klopfte.
    "Verschwinden Sie", drang ihre Stimme auf den Korridor.
    "Kommen Sie schon, Rae", rief er zurück.
    "Ich habe zu arbeiten."
    Er schüttelte den Kopf. Sie war gut. Sie verstand es wirklich, ihn aus der Reserve zu locken. "Machen Sie auf."
    "Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?"
    "Verdammt, Rae ..."
    "Wenn Sie keinen Durchsuchungsbefehl haben, können Sie meinetwegen zur Hölle gehen."
    "Da bin ich längst... seit ich Sie kenne!"
    Sie schwieg. Am liebsten hätte er die Tür eingetreten.
    Verdammt!
    Er starrte noch einen Moment auf die Tür, dann zwang er sich davonzugehen. Nicht etwa, weil er es wollte, sondern weil er nicht wusste, wie lange er sich noch beherrschen konnte.
    Rae öffnete die Jalousie und sah Gabriel nach, als er zu seinem Wagen ging. Er schlenderte mit langen, lässigen Schritten über den Gehweg. Jede Bewegung wirkte geschmeidig, fast raubkatzenhaft. Sämtliche Frauen in Raes Blickfeld drehten sich nach ihm um. Eine von ihnen verrenkte sich fast den Hals, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Was war das für ein
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