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Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily
Autoren: Jude Deveraux
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hatte, war ihr Leben auf den Kopf gestellt, und sie wusste, dass sie nur wieder auf den rechten Weg zurückgelangen würde, wenn sie ihn losgeworden war.
    Sie stand auf, holte ihren Koffer vom Schrank und fing an, ihre Sachen hineinzuwerfen. Sie musste weg von hier, und zwar sofort. Je früher sie dieser Stadt den Rücken kehrte und nach Hause fuhr, umso eher würde ihr Leben wieder in geregelten Bahnen verlaufen.
    Sie schaute auf die Uhr. Es war schon drei, und wenn sie jetzt aufbrach, würde sie die Fünf-Uhr-Nachrichten und das, was der geliebte Donald ihr zeigen wollte, verpassen. Aber was, wenn er hierher kam? Und wenn er wieder versuchte, sie in seine seltsamen Angelegenheiten hineinzuziehen?
    Aber sie spürte, dass er nicht kommen würde. Sie kannte Michael Chamberlain noch keine vierundzwanzig Stunden, aber sie ahnte, dass er ein sehr stolzer Mann war. Er würde nicht noch einmal auf sie zugehen und sich ihr ganz bestimmt nicht aufdrängen.
    Gut, dachte sie, als sie die letzten Kleidungsstücke in den Koffer stopfte. Emily fuhr nicht gern in der Nacht Auto, trotzdem wollte sie gleich nach der Sendung auf-brechen, denn auch wenn Michael nicht vorhatte, sie noch einmal zu belästigen, hatte sie doch das Gefühl, als ob sie ein hilfloses Wesen im Stich lassen würde.
    Lächerlich!, redete sie sich ein und schaute wieder auf die Uhr. Zehn nach drei. Keine zwei Stunden mehr. Kleinigkeit. Sie würde ...Was sollte sie in diesen knappen zwei Stunden anfangen? Sie hatte den Handwerksmarkt noch nicht gesehen, obwohl sie gern hingegangen wäre. Doch es stand zu befürchten, dass sie ihm über den Weg lief, wenn sie ihr Zimmer verließ. Und eines war sonnenklar - wenn sie noch einmal in diese großen, dunklen Augen sah, würde sie nachgeben. Sie hatte versprochen, ihm zu helfen, das zu tun, was er seiner Ansicht nach tun musste. Sie warf erneut einen Blick auf die Uhr. Zwölf Minuten nach drei. Wenn sie ihm wiederbegegnete, würde sie womöglich auch noch herauszufinden versuchen, welche Aufgabe der Erzengel Michael ihm zugedacht hatte, dachte sie mit einem leisen Kichern. Ja, das war gut. Wenn sie sich die lächerliche Geschichte vergegenwärtigte, die er ihr aufgetischt hatte, würde sie bestimmt auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Heißen eigentlich alle Engel Michael?, hätte sie ihn fragen sollen. Oder nannten sich die Leute so, die aus einer psychiatrischen Anstalt entflohen waren?
    Sie schaute auf die Uhr. Vierzehn Minuten nach drei. Ich glaube, ich ziehe los und besorge ein Geschenk für Donald. Sie verließ das Zimmer.

Kapitel 4
    Sie war vollbepackt mit Tüten und Geschenken, als sie eine Minute vor fünf in ihr Zimmer stürmte. »Ausgezeichnet!«, sagte sie, als sie die Tüten aufs Bett fallen ließ und den Fernseher einschaltete. Donald hatte an den Wochenenden normalerweise keinen Dienst, deshalb war sie entsetzlich neugierig, was er im Schilde führte. Sie hatte sich ein wenig beruhigt, weil sie auf den Straßen keine Spur von dem eigenartigen Mann, der gestern in ihr Leben getreten war, bemerkt hatte. Und sie war froh, dass er weg war. Jetzt konnte sie sich mit der Realität beschäftigen, in der geflügelte, menschenähnliche Wesen keinen Platz hatten. Sie lächelte bei diesem Gedanken.
    Im Fernsehen lief der Vorspann der Nachrichten. Dann kam Donald ins Bild, und Emily entspannte sich sofort. Wie gut sie sein blondes Haar, seine regelmäßigen Gesichtszüge und das Blitzen in seinen blauen Augen kannte. Sie waren seit fünf Jahren zusammen und seit einem knappen Jahr verlobt, und sie hatten viel Schönes miteinander erlebt.
    Im Fernsehen wirkte er unecht. Er war makellos gekleidet, seine Haare wurden von Spray an Ort und Stelle gehalten, und er war so unnahbar wie eine computergesteuerte Gestalt. Oft, wenn er seine alten, seit Wochen nicht gewaschenen Pullover trug und sich drei Tage nicht rasiert hatte, fragte sie: »Ist das wirklich Mr. News?« Sie neckte ihn manchmal mit dem Spitznamen, den die Redaktion ihm gegeben hatte. »Ist das der Mann, der aufgebaut wird, um der nächste Gouverneur zu werden?«
    Sie liebte es, wenn er sie auf diese besondere Art angrinste und sie anwies, ihm ein Bier zu holen. »Ich glaube nicht, dass die First Lady Bier holt«, sagte sie bei diesen Gelegenheiten, und Donald stürzte sich auf sie und kitzelte sie. Oft führte dann eines zum anderen, und sie landeten im...
    Emily hatte gar nicht bemerkt, dass sie fast die ganze dreißig Minuten dauernde Nachrichtensendung über
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