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Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Titel: Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
Autoren: Andy Falk
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wünschte sich an einen anderen Ort. Als sie die Augen jedoch wieder öffnete, sah sie die Holzdecke von Großvater Maximilians Hütte. Sie konnten nicht entkommen. Hoffentlich würde der Krampus sie nicht finden. Sie schloss abermals die Augen und betete.
     
    Die Zeit verging langsam und zäh. Während Hannah immer noch auf dem Sofa lag und an die Decke starrte, saß Julian mit Wolly am warmen Kaminfeuer. Der Großvater hockte in seinem Sessel und genoss sein Pfeifenkraut – vielleicht war es das letzte Mal, wer konnte das schon wissen.
    Draußen blies ein kräftiger Wind, der sich im Dachgiebel der Hütte brach und bedrohliche Geräusche ins Innere transportierte. Niemand sprach ein Wort. Die Stille in der Wohnkammer, vermischt mit dem tosenden Treiben des Windes, schaffte eine schwermütige und unheilvolle Atmosphäre. Sie warteten auf ihren Henker.
    Julian, der gerade eine Walnuss aufgebrochen und sie an Wolly verfüttert hatte, warf die Schalen ins Feuer. Ein lautes Knacken ertönte sogleich aus den Flammen. Der Junge seufzte. „Diese Warterei macht mich Wahnsinnig! Ich halte das nicht mehr aus!“
    Der Großvater neigte den Kopf. „Da müssen wir jetzt durch. Wir können nur abwarten und hoffen.“
    „Und wenn er uns findet?“
    „Dann beten wir, dass unsere Verbarrikadierung hält.“
    Julian war das nicht genug. „Und wenn er durchbricht?“
    „Dann ...“ Der Großvater überlegte kurz. „Dann gibt es nur noch eine Möglichkeit.“ Er erhob sich aus dem Sessel und ging zu einem hohen, schmalen Schrank, der sich rechts neben dem Kamin befand. Er öffnete ihn und holte etwas heraus. Als er sich umdrehte, erkannte Julian eine große Axt. Großvater Maximilian drückte seinem Enkel die Waffe in die Hand. „Das ist eine meiner besten Äxte, mit denen ich das Holz für den Winter schlage. Ich habe noch ein paar Weitere in Reserve. Ein jeder von uns wird sich damit bewaffnen. Wenn dieser Unhold tatsächlich zu uns vordringt, dann werden wir nicht kampflos aufgeben!“
    Er holte eine weitere Axt aus dem Schrank und reichte sie Hannah. Das rothaarige Mädchen hatte sich mittlerweile neben Julian ans warme Feuer gesetzt. Ungläubig starrte sie auf das wuchtige Kampfgerät in ihren kleinen schmalen Händen.
    Der Großvater strich ihr über die linke Wange. „Schon gut, mein Kind. Ich hoffe, es wird nicht so weit kommen. Aber wir müssen auf alles vorbereitet sein.“
    Dann holte er eine weitere Axt aus dem Schrank und schloss diesen wieder. Mehr gab es nicht zu tun. Mehr konnten sie einfach nicht tun. Der alte Maximilian beugte sich zu den Kindern herunter und umarmte sie. Was hätte er dafür gegeben, sie in Sicherheit zu bringen.
     
    Der Wind heulte schon seit Stunden sein immer gleiches Lied. Eine beruhigende Gleichmäßigkeit hatte sich in die Ohren der Wartenden eingeschlichen. Am warmen Kaminfeuer waren sie doch glatt eingenickt. Zu dritt, eng umschlossen in dieser Stunde der Not. In der Mitte, auf dem Schoß des Jungen, lag ein Wollknäuel, das ebenfalls sanft ruhte.
    Doch die Zeit der Schonung schien nun vorbei zu sein. Ein lautes, kratzendes Geräusch, ließ die Vier nach oben schrecken.
    „Was war das?“ Hannah wurde kreidebleich.
    „Ganz ruhig.“ Großvater Maximilian versuchte das aufgeschreckte Mädchen zu beruhigen.
    Abermals war ein Kratzen zu hören. Es kam aus Richtung der Eingangstür. Sie hielten die Äxte bereit, für den Fall, dass gleich Etwas in die Hütte eindringen sollte. Ihre Hände umfassten krampfhaft die Griffe ihrer Waffen.
    Dann verstummte das Kratzen plötzlich. Es war nichts mehr zu hören. Julian ging einen Schritt nach vorn. Er spitzte die Ohren. Irgendetwas hörte er da draußen. Leise aber unaufhörlich. Er konzentrierte sich. Es war ein Keuchen, ein Atmen und Grunzen. Und dann - ein Schnuppern.
    „Er ist da!“ Julian sprach die grauenvolle Gewissheit aus. Es gab keinen Zweifel. Der Krampus hatte sie aufgespürt!
     
    Sie warteten darauf, dass das Böse sich Zutritt zu ihnen verschaffte. Eine erdrückende Stille herrschte im Innenraum der Hütte. Das Gesicht des Großvaters verriet große Sorgen. Er wollte die Kinder mit allen Mitteln verteidigen.
    Das Keuchen und Schnuppern war lauter geworden. Der Krampus stand direkt vor der Tür und hatte seine Opfer lokalisiert.
    „Warum kommt er nicht rein?“, fragte Hannah in einer Weise, als könne sie es gar nicht mehr abwarten. Sie konnte die Spannung einfach nicht mehr ertragen.
    „Ich weiß es nicht. Wir müssen auf
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