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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum
Autoren: Jillian Hunter
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tanzen, das könnte sie ihre Stellung kosten.
    Während einer Drehung stieß ein Herr in mittleren Jahren mit dem Rücken gegen sie. Drake zog sie schützend an sich und bedachte den Tollpatsch mit einem tadelnden Blick. Er spürte ihren vollen Busen an seiner Hemdbrust, was sein Blut erneut in Wallung brachte. Unwillkürlich ließ er seine Hand tiefer zu ihren wippenden Hüften gleiten. Oh ja, sie fühlte sich höchst verlockend an. Drake bevorzugte rundliche Frauen in seinem Bett.
    „Bitte verzeihen Sie“, sagte sie kühl, griff nach hinten und schob seine Hand weg. „Die Finger eines gewissen Herrn scheinen sich an eine Stelle verirrt zu haben, wo sie nicht hingehören.“ Der missbilligende Tadel, der ihr hübsches Gesicht überflog, ließ ihn schmunzeln. Ihre haselnussbraunen Augen hatten faszinierend grüne Einsprengsel, stellte er fest. Sie war intelligent und nicht völlig unschuldig.
    „Kein Grund, mich um Verzeihung zu bitten“, entgegnete er belustigt. „Wieso entspannen Sie sich nicht und genießen den Tanz?“
    Sie machte ein Gesicht, als habe sie einen Schluck Essig getrunken. „Mich entspannen?“
    Er nahm sie beim Handgelenk. „Ist es Ihnen denn nicht gestattet, sich zu amüsieren?“
    „Ich habe meinen Schützling verloren“, entgegnete sie aufgebracht, „und ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier.“
    „Wollen wir im Garten nach ihr suchen?“, fragte er mit ausgesuchter Höflichkeit. Es war ohnehin heiß und stickig im Ballsaal, und er hätte nichts dagegen einzuwenden, dieses spröde Wesen ein paar Minuten ins Dunkel der Nacht zu entführen.
    „Im Garten“, murmelte sie, und ihre schön geschwungenen Brauen zogen sich in der Stirnmitte zusammen. „Ich erwürge sie, wenn sie es gewagt hat, den Ballsaal zu verlassen.“
    Drake lachte. Offensichtlich machte er keinen nachhaltigen Eindruck auf sie. Vielleicht hätte er zu späterer Stunde mehr Glück bei ihr. „Bereitet es Ihnen immer so große Mühe, Ihre Schutzbefohlene vor Abwegen zu bewahren?“
    „Ein ganzes Heer Leibwächter könnte diese Göre nicht im Zaum halten und davor bewahren, auf Abwege zu geraten“, entgegnete sie erbost. „Und es würde ihr auch noch großen Spaß machen, ihrem Bewacher auf der Nase herumzutanzen.“
    „Ist das Ihre Aufgabe?“ Er folgte ihr zu den Flügeltüren, die in den Garten führten. „Widerspenstige junge Damen zur Raison zu bringen?“
    „Das beschreibt ziemlich genau mein Aufgabengebiet.“ An der Tür blieb sie stehen.
    Ein Gentleman wäre einen Schritt zurückgetreten, um höflich Abstand zu halten. Drake aber war in erster Linie kein Gentleman, sondern ein Herzensbrecher. „Vielleicht könnten Sie auch mich zur Raison bringen?“, raunte er einschmeichelnd dicht an ihrem Ohr. Die entzückende Person reizte ihn, sie zu necken. „Ich habe nämlich den Ruf, ein Querkopf zu sein.“
    „Das kann ich mir denken. Allerdings …“
    Er griff an ihr vorbei zum Türknauf. Eine Sekunde lang glaubte er, eine Reaktion von ihr wahrzunehmen.
    „Allerdings sind Sie etwa zwanzig Jahre älter als meine aufsässige Schutzbefohlene“, beendete sie den Satz ziemlich herablassend. „Und damit alt genug, um selbst auf sich aufzupassen. In Ihrem Fall wäre Selbstdisziplin angesagt.“
    „Zwanzig Jahre älter?“, entgegnete er in gespielter Entrüstung. „Ich komme mir vor wie Methusalem.“
    Die Türen schwangen auf. Die feuchte Nachtluft kühlte die Hitze, die zwischen ihnen entstanden war. „Ehrlich gesagt“, murmelte sie und blickte suchend in den dunklen Garten, „wäre Mephistopheles die treffendere Bezeichnung für Sie.“
    „Mephistopheles?“, fragte er unschuldig und begleitete sie ins Freie.
    „Ja.“ Sie eilte auf die Terrasse, wo einige Pärchen heimliche Zärtlichkeiten tauschten. „Der Teufel.“
    „Ich weiß, wen Sie meinen“, antwortete Drake und führte sie wie zufällig in eine entfernte, nur vom Mondlicht beschienene dunkle Ecke. „Finden Sie es nicht voreilig und ungerecht, mir diesen Stempel nach unserer kurzen Bekanntschaft aufzudrücken?“ Würde sie ihn besser kennen, hätte sie allerdings jedes Recht, ihn einen Teufel zu nennen, wenn nicht Schlimmeres.
    „Meiner Erfahrung nach hat sich der erste Eindruck eines Menschen stets als richtig erwiesen.“ Sie spähte an ihm vorbei zur Glastür, durch die weitere Ballbesucher auf die Terrasse strömten, um frische Luft zu schnappen.
    „Sie scheinen keine besonders gute Meinung von mir zu haben“, erwiderte er
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