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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller
Autoren: James Ellroy
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Personen in vierundzwanzig Zim-
    mern besser miteinander klarkommen.«
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    »Ich mag selbständige Frauen.«
    »Nein, das tun Sie nicht.«
    Hughes schüttelte die Kissen auf. »Richtig. Aber ich mag
    den Begriff der selbständigen Frau und habe ihn in meinen
    Filmen immer zu verwerten versucht. Und bin überzeugt,
    daß Miss Hendee sich als Partnerin bei Erpressungen ebenso
    bewährt wie als Geliebte. Nun, Pete, zur TWA-Antitrust-
    Sache …«
    Pete angelte sich einen Stuhl. »Die Gerichtsvollzieher kom-
    men nicht zu Ihnen durch. Ich habe jeden Angestellten im
    Hotel bestochen und in der übernächsten Bungalowreihe
    einen Schauspieler einquartiert. Er sieht aus wie Sie und zieht
    sich an wie Sie, und ich lasse rund um die Uhr Callgirls bei
    ihm ein- und ausgehen, damit es nach wie vor heißt, daß Sie
    Frauen ficken. Ich überprüfe jede vorgesehene Neueinstel-
    lung, Männer wie Frauen, um sicherzugehen, daß uns das
    Justizministerium keinen Agenten unterschiebt. Sämtliche
    leitenden Angestellten des Hotels haben Geld an der Börse
    investiert, und für jeden Monat, den Sie ohne Vorladung
    überstehen, kriegt jeder von mir zwanzig Aktien der Hughes
    Tool Company. Solange Sie sich in diesem Bungalow auf-
    halten, kriegen Sie keine Vorladung und brauchen nicht vor
    Gericht zu erscheinen.«
    Hughes zupfte an seinem Bademantel – kleine Zeichen
    zittriger Unruhe. »Du bist ein sehr grausamer Mann.«
    »Nein, ich bin Ihr sehr grausamer Mann, darum gestatten
    Sie mir, Ihnen zu widersprechen.«
    »Du bist ›mein Mann‹ und betreibst dennoch deine etwas
    anrüchige Nebentätigkeit als Privatdetektiv.«
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    »Doch nur weil Sie mich bedrängen. Weil ich auch kein
    Weltmeister im Zusammenleben bin.«
    »Trotz des Gehalts, das ich dir aussetze?«
    »Nein, gerade deswegen. «
    »Wie das?«
    »Sehen Sie, ich habe eine Villa in Holmby Hills, aber Sie
    haben die Besitzurkunde dafür. Ich fahre ein 58er Pontiac
    Coupé, aber Sie haben den Fahrzeugbrief. Ich habe ein –«
    »Das führt zu nichts.«
    »Howard, Sie wollen was von mir. Sagen Sie was, und
    ich mach’s.«
    Hughes drückte auf die Fernbedienung. »Captain Kan-
    garoo« verschwand. »Ich habe Hush-Hush gekauft. Meine
    Beweggründe, warum ich ein skurriles Skandalblatt erworben
    habe, sind zweifacher Art. Zum einen korrespondiere ich
    mit J. Edgar Hoover und möchte meine freundschaftliche
    Beziehung zu ihm festigen. Wir beide mögen den Hol ywood-
    Klatsch, den Hush-Hush verbreitet, das heißt, der Kauf der
    Zeitschrift ist für mich ein ebenso amüsanter wie politisch
    geschickter Schachzug. Zum anderen denke ich an die po-
    litischen Verhältnisse insgesamt. Kurz, ich will in der Lage
    sein, Politiker angreifen zu können, die mir zuwider sind,
    insbesondere einen ruchlosen Playboy wie Senator John Ken-
    nedy, der 1960 möglicherweise als Präsidentschaftskandidat
    gegen meinen guten Freund Dick Nixon antreten wird. Wie
    dir bestimmt bekannt ist, waren Kennedys Vater und ich in
    den zwanziger Jahren Geschäftsrivalen, und ich kann, offen
    gesagt, die ganze Familie nicht ausstehen.«
    »Und?« sagte Pete.
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    »Und ich weiß, daß du für Hush-Hush als ›Story-Über-
    prüfer‹ gearbeitet hast, das heißt, du verstehst was von der
    Seite des Geschäfts. Sie weist gewisse Aspekte auf, die mit
    Erpressung verwandt sind, daher bin ich überzeugt, daß du
    dafür taugst.«
    Pete ließ die Fingerknöchel knacken. »›Eine Story über-
    prüfen‹ heißt: ›Lassen Sie die Klage gegen die Zeitschrift
    bleiben, oder Sie kriegen’s mit mir zu tun.‹ Wenn ich mich
    in der Hinsicht nützlich machen kann, soll’s mir recht sein.«
    »Gut. Das ist doch ein Anfang.«
    »Zur Sache, Howard. Ich kenne die Leute, sagen Sie mir,
    wer geht und wer bleibt.«
    Hughes zuckte zusammen – fast unmerklich. »Die Emp-
    fangsdame war eine Negerin mit schuppigen Haaren, also
    habe ich sie gefeuert. Der freie Mitarbeiter, der den Schmutz
    ausgegraben hat, hat aufgehört, und ich will, daß du mir
    einen neuen dafür besorgst. Sol Maltzman behalte ich. Er
    hat unter Pseudonym seit Jahren sämtliche Artikel verfaßt,
    deswegen halte ich es für angebracht, ihn weiter zu beschäf-
    tigen, obwohl er als Kommunist auf der Schwarzen Liste
    steht und nachweislich mindestens neunundzwanzig linken
    Organisationen angehört, und –«
    »Und mehr Mitarbeiter brauchen Sie nicht. Sol leistet
    gute Arbeit, und wenn alle Stricke reißen, kann Gail für
    ihn einspringen – sie hat seit mehreren
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