Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
genommen, ich habe die Schachtel eingesteckt.«
    »Du bist eine gute Freundin«, sagte ich.
    »Ach, Scheiße!« erwiderte Dinah heftig. »In Wirklichkeit kann ich gar nichts tun.«
    Schweigen.
    »Ich würde gern zum Ring hochfahren und mir den Parkplatz ansehen«, begann ich nach einer Weile erneut.
    »Dann mach das«, sagte sie. Ihre Stimme klang undeutlich, wahrscheinlich war sie auch müde. »Komm aber bald wieder hierher zurück. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, wenn die Eltern kommen.«
    »Natürlich«, versprach ich. Ich küßte sie auf die Stirn und ging.
    Das Licht auf der Straße war grell, der Wagen bis zur Unerträglichkeit aufgeheizt. Ich startete, öffnete alle Fenster und schaltete die höchste Stufe der Belüftung ein. Nach ein paar Minuten fuhr ich langsam los. Ich hatte nicht die mindeste Ahnung, nach was ich Ausschau halten könnte. Aber es war wichtig für mich, in Bewegung zu kommen.
    Ich fuhr über Quiddelbach zum Ring hoch, und als ich links das Dorint vor mir hatte, davor die Baustelle, das Rennsportmuseum, dann rechts die Einfahrt zu dem Parkplatz, hielt ich erst einmal auf der Nebenspur an. Es war wenig Verkehr, nur die obligaten Motorradfahrer glitten über die Bahn, hin und wieder ein Laster oder ein Pkw, Holländer meist oder Belgier, die hier ihren Urlaub verbrachten.
    Harro war also einige Minuten vor zwanzig Uhr an diesem Punkt gewesen, an dem ich jetzt stand. Dann war er nach links zum Hotel eingebogen und hatte den Wagen da geparkt, wo Platz war. Seit der Neubau des Freizeitzentrums in Angriff genommen worden war, mußte man sich einen Parkplatz suchen und dabei hoffen, nicht abgeschleppt zu werden, weil man irgendeinem Bagger im Weg war oder einem Lastzug, der Maschinen und Zubehör brachte.
    Harro hatte den Wagen also geparkt und war in das Hotel gegangen. Dann war er vier Stunden verschwunden, buchstäblich irgendwohin verschwunden, bis er gefunden worden war. Auf dem Parkplatz rechter Hand unter den Buchen.
    Ich fuhr dorthin, bog ein und stoppte. Es standen nicht mehr als sechs Autos dort, und es waren sicherlich die Autos von Bauarbeitern oder Hotelgästen oder Ingenieuren, die etwas mit dem Neubau zu tun hatten.
    Ich parkte und stieg aus. Unter den Bäumen, hatte der Arzt gesagt. Ich schlenderte dorthin. Es waren Kratzer auf der harten Erde, hatte Salchow berichtet. Ich suchte danach und fand nichts, was nicht weiter verwunderlich war, denn jedes durchrollende Auto mußte die Kratzer mit Erdpartikeln und Staub verwischt haben. Also, wo hatte er gelegen?
    War das eigentlich wichtig? Nein, es war nicht wichtig.
    Was war denn wichtig? Mit jemandem vom Hotel zu sprechen, zu fragen, wieso niemand Harro gesehen hatte.
    Ich verließ den Parkplatz und querte die Bundesstraße. Dankbar registrierte ich die Kühle in der Eingangshalle des Hotels. Der Empfang war links.
    Eine junge Frau sagte: »Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hatten Sie gestern abend Dienst?«
    »Ja«, nickte sie.
    »Es geht um den Tod meines Freundes Harro Simoneit. Er ist gestern abend auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite gestorben. Harro Simoneit hatte hier im Haus einen Termin um acht Uhr.«
    Ihr Gesicht war vollkommen verschlossen. Sie versuchte höflich zu sein. »Ich war hier, aber ich habe ihn nicht gesehen. Das habe ich der Polizei auch schon gesagt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, mit wem Herr Simoneit verabredet gewesen sein soll. Das weiß die Polizei aber auch schon. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Es war ganz offensichtlich, daß sie die Wahrheit sagte. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich Druck ausüben, ich war wütend. »Er hat gegen Mitternacht das Haus verlassen. Und Sie haben ihn wiederum nicht gesehen. Stimmt das?«
    »Das ist richtig.«
    »Kann ich Ihren Namen wissen?«
    »Wieso das? Glauben Sie mir nicht?«
    »Richtig«, nickte ich. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Sie war ausgesprochen hübsch, vielleicht dreißig Jahre alt, blond und braungebrannt von der Sommersonne. Sie wurde blaß und wandte den Kopf zur Seite: »Einen Augenblick, bitte.« Dann verschwand sie in einem Raum hinter dem Empfangstresen. Sie redete mit jemandem. Ein Mann erschien, etwa vierzig Jahre alt, schlank, dunkelhaarig, mit einem schmalen energischen Gesicht.
    »Wir können keinerlei Auskünfte geben«, sagte er scharf. »Das bleibt der Polizei vorbehalten, die wir gestern abend sofort informiert haben. Soweit uns bekannt ist, war der Tod von Herrn Simoneit ein schrecklicher, aber ganz normaler Tod.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher