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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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Polizisten, die der Meinung sind, dass kein Vertrag ihnen die Pflicht auferlegt, freundlich zu den Menschen zu sein. So kann ich nicht Dienst tun, Vater.‹« Er schnaufte ein paar Mal sehr heftig.
    Sein Sohn Timo kam heran und sagte: »Vater, gleich kommt der Ministerpräsident. Und da musst du an deinem Platz sein.«
    »Ja, klar«, hauchte der kleine Mann, der so große Söhne gezeugt hatte. Und bevor er seinen Posten bezog, reichte er mir noch einmal die Hand, es wirkte beinahe feierlich.
    Der Vater von Gaby Schirmer war doch angereist. Er wirkte verschlossen und war wahrscheinlich der Meinung, dass ihn diese ganze verdammte und natürlich bigotte Gesellschaft mal kreuzweise könnte. Seine Frau wirkte verträumt, nicht richtig im Jetzt angekommen. Aber ich wusste, dass genau das nicht stimmte. Sie hatte mir immerhin, in zwanzig Nebensätze verpackt, eindeutig den kürzesten Weg zu Tante Anne in Dockweiler gewiesen.
    Emma und Tessa saßen nebeneinander in der zweiten Reihe, und ihre sehr weißen, strengen Gesichter wirkten ein wenig verkrampft. Tessa machte mir den Eindruck, als würde sie gleich laut und böse sagen wollen: Ich habe zu wenig Personal! Rodenstock erschien mir isoliert, nicht wirklich vorhanden, abgetaucht in eine Welt, die in ihm war, und der er getreulich lauschte.
    Es waren viele Leute aus Daun gekommen, weil die Dauner immer dort zu finden sind, wo sie ihr Herz haben. Gaby Schirmer und Horst Walbusch hätten so eine Masse an Leuten mit Sicherheit nicht für möglich gehalten, wahrscheinlich hätten sie geflüstert: »Ich fasse es nicht!«
    Dann gab es einen lautlosen, aber eindeutigen Eklat: Marcus Straubing erschien, und ich dachte mit schmerzlicher Deutlichkeit: Na klar, was haben wir denn anderes erwartet? Er trug einen schwarzen Cordanzug und einen schwarzen, einfachen Pulli. Und er grüßte tatsächlich leicht nach links und rechts, als erwartete er eine Huldigung durch das einfache Volk. Das Groteske war, dass ihm Gerd Bludenz folgte, der genauso gekleidet war wie sein Herr. Straubing schritt angriffslustig nach vorn und suchte dann einen Platz, der nicht vorhanden war. Dann drehte er sich, ging den Mittelgang wieder hinunter und blieb bei der fünften Stuhlreihe stehen, als sei er sicher, dass er hier zwei Platzkarten bestellt hätte. Er schaute die Leute streng an, und sie rutschten ängstlich alle zwei Stühle weiter.
    Ich fragte mich, was die Leute wirklich wussten. Wahrscheinlich nicht viel. Jetzt war klarzustellen, dass Straubing eigens nach Trier geeilt war, um eindeutig zu signalisieren: Ich habe mit all diesen eventuellen Schweinereien nicht das Geringste zu tun. Schon gar nichts mit den beiden Toten da vorne.
    Dann kamen, ein wenig zögerlich, einige Landesminister und versäumten es nicht, in die dicht besetzten Reihen zu grüßen, weil immer irgendeine Wahl anstand. Dann kam der Ministerpräsident und begrüßte die engen Vertrauten der Toten und sprach mit ihnen. Er wirkte ruhig, ganz unaufgeregt, besonders lange sprach er mit Timo Walbusch und seinem Vater. Er hatte ein paar Tage zuvor seinen baldigen Rückzug aus dem Amt angekündigt, und er schien jetzt gelöst zu sein, erleichtert. Dieser Mann hatte die Gabe, einfache Worte für ganz einfache Gefühle zu finden. Und wie immer hatte er keinen Merkzettel bei sich, und man hörte ihm gern zu. Er sagte, die beiden Polizeibeamten hätten stellvertretend einen Kampf verloren, von dem die Welt in all ihrem Lärm eigentlich nichts wahrgenommen habe. Es sei ein Kampf um Selbstverständlichkeiten.
    An der Stelle nickte der Vater von Horst Walbusch heftig.
    Als es vorbei war, gingen wir hinaus in die Sonne. Ich bemühte mich, aus der Schusslinie all der Kameras zu kommen. Tessa kam, um mir zu sagen, sie wolle sich ein paar Stunden um ihre Kinder kümmern und sei dann wieder bei Emma zu finden. Timo sagte: »Ich gehe mit Vater in der KRIM essen, kommst du mit?« Ich sagte nein, ich wollte in Ruhe in die Eifel zurückfahren, vielleicht ein vorläufiges Manuskript versuchen, um die erste Woche des Dramas festzuhalten. Ich wusste nicht mehr genau, ob wir den sechsten oder siebten Tag zählten, seit die beiden erschossen worden waren. Es war so viel geschehen. So viele Fragen und so wenige Antworten waren rauschhaft schnell an uns vorbeigeglitten.
    Ich machte mir ein wenig zu essen, setzte mich dann zu meinem Kater auf die Terrasse und starrte in die Sonnenstreifen, die zwischen meinen Bäumen den Boden erreichten.
    Da dachte ich lange
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