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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung
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wiedersehen.« Die Worte ließen ihren Herzschlag stocken. Ungeduldig scheuchte sie ihn zur Tür. »Jetzt geh schon, bevor ich mich völlig zum Narren mache. Es liegt wahrscheinlich nur daran, dass wir seit unserer Hochzeit noch nie eine Nacht getrennt verbracht haben.«
    »Das wird die erste und letzte sein.« Er nickte und ging zur Tür, dann drehte er sich noch einmal um. »Für immer, Gwen. Sag es.«
    Sie hob den Kopf und lächelte. »Für immer, Marcus.«
    Einen Augenblick später war er verschwunden.
    Sie sah ihm nach, eine Minute oder eine Stunde oder eine Ewigkeit lang. Er war ihr Herz, ihre Seele, ihr Leben. Natürlich vertraute sie ihm, er würde tun, was er konnte. Aber es sah beinahe so aus, als würde nicht einmal Marcus dieses Problem lösen können.
    Er bestand darauf, mit den Anwälten über gesetzliche Ansprüche und Optionen zu sprechen, in die Gwen kein Vertrauen hatte. Genau diese Gesetze hatten sie ihr
    Erbe gekostet, und Gwen zweifelte nicht daran, dass sie immer nur für die Männer beschlossen wurden und Kinder und Frauen das Nachsehen hatten.
    Sie war nicht sicher, wann sie das entschieden hatte, aber irgendwann in den letzten Minuten war ihr klar geworden, dass sie wieder einmal die Dinge selbst in die Hand nehmen musste.
    In knapp zwei Stunden wäre Marcus schon halb in London, und dann bestünde kaum die Gefahr, ihm zufällig zu begegnen. Dann würde sie die Mädchen wecken, und sie würden sich aus dem Haus schleichen. Sie würden reiten, statt die Kutsche zu nehmen, das wäre schneller und zweifellos bei Nacht einfacher, wenn auch etwas gefährlicher. Aber die Mädchen hielten sich recht gut im Sattel, seit sie aufs Land gezogen waren. Das helle Mondlicht über der Landschaft würde zu einem weiteren Abenteuer in ihrem jungen Leben beitragen.
    Sie würde die Mädchen zu Colette und Madame bringen, so lange, bis sie ihre Finanzen geregelt hatte. Ihr Erbe lag sicher auf der Londoner Bank. Es würde das Beste sein, Whiting zu meiden, aber sie konnte sich an Albert wenden, um alles zu arrangieren. Gott sei Dank hatte sie darauf bestanden, die Kontrolle über ihr Vermögen zu behalten.
    Marcus' Vorschlag war ausgezeichnet: Sie würden das erste Schiff nach Amerika nehmen. Aber diesmal würde Gwen keine Anstellung benötigen. Sie besaß nun genug Geld.
    Whiting hatte fünf Jahre gebraucht, um sie zu finden. Selbst wenn Marcus ihr nachreisen würde, könnte es Jahre dauern, bis er sie fand. Bis dahin wären die Mädchen alt genug, um ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Sie würden ihr Erbe antreten, und niemand könnte ihnen Schaden zufügen. Sie würden glücklich und geliebt aufwachsen.
    Es war wirklich überaus merkwürdig; sie verspürte heute Nacht gar nicht die übliche Panik. Stattdessen war sie fest entschlossen und völlig ruhig. Sie hatte keine Ahnung, ob sie das Richtige tat. In den Augen der Welt wahrscheinlich nicht. Es könnte sogar ein schrecklicher Fehler sein. Obwohl sie Marcus vertraute, konnte sie sich in diesem speziellen Fall nicht darauf verlassen, dass er erfolgreich sein würde. Es war nicht ihr Ehemann, dem sie misstraute: Es war der Rest der Welt.
    Richtig oder falsch, sie sah keinen anderen Weg.
    Trotz des unerträglichen Schmerzes, den sie verspürte, musste es sein. Sie musste auch damit leben, dass sie Marcus wahrscheinlich nie wiedersehen, nie wieder sein Lachen hören oder in seinen Armen liegen würde.
    Das Mindeste, was sie tun konnte, war, ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Ihm zu erklären, warum sie keine Wahl hatte. Warum sie wieder einmal weglaufen musste. Außerdem hatte sie versprochen, ihn für immer zu lieben. Er sollte wissen, dass sie das ernst gemeint hatte. Und er sollte auch wissen, dass sie nie aufhören würde, ihn zu lieben, bis sie ihren letzten Atemzug tat und ihr Herz aufhörte zu schlagen.
    Er würde ihr natürlich nie vergeben können. Wie sollte er? Sie würde sich selbst nie vergeben können.
    Es würde ihn zerstören. Sein Herz würde entzweibrechen, wie ihres in diesem Augenblick brach. Er hatte die Liebe ebenso standhaft gemieden wie sie. Und nun ...
    Sie schüttelte den Kopf und ging langsam auf die Tür zu. Was für ein Unglück.
    Sie hatte gedacht, es erfordere mehr Mut, sich einem Problem zu stellen, als davor wegzulaufen. Aber das hier war etwas anderes. Das tat sie nicht für sich selbst. Es kostete sie all ihre Kraft, diesen Weg einzuschlagen, den sie für den besten hielt. Eine Liebe für eine andere zu opfern.
    Marcus
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