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Eckball

Eckball

Titel: Eckball
Autoren: Stefan Donaubauer
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toppen, und stoppen können ihn höchstens (vorübergehende) psychische Probleme. 3. Sein Job ist hart verdientes Brot: zwei Halbzeiten Flaute, keine Bälle, nur Rumstehen, 0:0. Fünfmal schon im Abseits gewesen, ständig droht die Auswechslung, dreißigmal hat er sich freigelaufen, wäre bereitgestanden, wurde aber nicht gesehen. Dann plötzlich, in der 89. Minute, kommt er, der Moment, auf den er gewartet hat. Atemlose Ruhe im Stadion, nur noch er und der Torwart. Endlich hat er die Chance, das Spiel zu entscheiden. Der Fanblock wird ihn feiern, die Mannschaft bejubeln, der Trainer im Interview nach dem Spiel sagen, dass ein Mann seiner Klasse nicht zu ersetzen ist, und die Presse sich in Lobeshymnen überschlagen. Jetzt bloß nicht grübeln, einfach abziehen, das Ding versenken, irgendwie rein damit, ohne Schönheitspreis. Und dann? Nicht zu verwechseln mit: Feldjäger, Landjäger oder Zillertaler Schürzenjäger. Beispiele aus dem wirklichen Leben: der weiße Hai – Wilhelm Tell – Tomba la bomba.

unter die Latte hämmern, einen [ˈʊntɐ diː ˈlatə ˈhɛmɐn] 1. Bei diesem Torschuss wird meist ins Kreuzeck gezielt, wenn er doch zentral platziert wird, dann so scharf geschossen, dass der Torwart die Hand nicht rechtzeitig nach oben bringt, und nur noch den Luftzug des Balls verspürt, der gerade mit geschätzten 160 km/h hinter ihm ins Netz einschlägt. Im Allgemeinen handelt es sich hierbei um einen Spannstoß, der bis zum Eintreffen im Tornetz stetig an Höhe gewinnt, oder um einen Flachschuss, der durch das Aufsetzen auf den bevorzugt nassen Rassen unter die Latte gehämmert wird. In beiden Fällen prallt die Kugel meist zuerst an die Unterkante der Latte und geht anschließend ins Tor. Ausschlaggebend ist die Kraft des Schützen und seine Bereitschaft zu roher Gewalt. 2. Die bevorzugte Spielposition der Unter-die-Latte-Hämmerer ist die Abwehr. Es sind die grobschlächtigen Hünen, die aus der eigenen Hälfte angestürmt kommen und das runde Ding brachial Richtung Tor dreschen. Der Idealtyp hat eine Statur wie Hans-Peter Briegel, das Artikulationsvermögen eines Rolf Rüssmann, die Frisur von Mike Werner und das Gemüt von Thorsten Legat. Sie hätten auch Boxer, Türsteher oder Heizungsbauer werden können. 3. Der Torwart ist bei diesen Geschossen machtlos, springt aber doch mit kurzer Zeitverzögerung in die Ecke, wo der Ball raketenartig eingeschlagen hat. Anschließend Staunen, Kopfschütteln und der Rüffel an die Vorderleute, die sich nicht dazwischengeworfen haben. Er wäre schließlich da gewesen, hat’s wenigstens probiert. Nicht zu verwechseln mit: Hämatom, MC Hammer oder behämmert sein. Beispiele aus dem wirklichen Leben: mit 100 km/h durch die Dreißigerzone – Abfahrt vom Tourmalet – Überschallflug.

Wasserträger, der [ˈvasɐˈtʀɛːɡɐ] 1. Bezeichnet eine für die Mannschaft sehr wichtige und manchmal auch spielentscheidende Position. Das Hauptbetätigungsfeld des Wasserträgers befindet sich ca. 25-30 m vom eigenen Tor entfernt und reicht meistens bis 10 m in die gegnerische Spielhälfte. Der Wasserträger dient der Unterstützung der vor ihm agierenden, technisch besseren Spielmacherfigur. Er fällt oft durch Fouls, eher mäßige fußballerische Fähigkeiten, aber auch durch extrem hohe Laufbereitschaft auf. Bei Standardsituationen – zum Beispiel einer Ecke oder einem Freistoß – ist dieser Spieler, ob seiner Kopfballstärke und allgemeinen körperlichen Robustheit, auch im gegnerischen oder eigenen Strafraum zu finden. So wie er aussieht, möchte man ihm nicht gern allein im Dunklen begegnen. 2. Der Wasserträger ist als Mann fürs Grobe der klassische Sechser (siehe auch Ausputzer ). Er geht dahin, wo es wehtut, wo Fußball noch ein Männersport ist. Kämpfen, Grätschen, Gras fressen. Früher ließ er sich oft an seinen heruntergerollten Fußballstutzen erkennen. Sein Metier ist die Balleroberung und die Standortsicherung im Aufmarschgebiet. Hierfür beginnt er kurz hinter der Mittellinie, das gegnerische Angriffsspiel nachhaltig zu unterminieren, und muss dabei manchmal auch noch die Patzer seines eigenen Spielmachers auswetzen. 3. Auf der Gehaltsliste steht der Wasserträger kurz nach dem Busfahrer, aber noch vor dem Greenkeeper. Trainer und Mannschaft verdanken ihm viel. Trotzdem hat er keine Chancen bei der Wahl zum Fußballer des Jahres. Nicht zu verwechseln mit: Bauträger, Schlipsträger oder Gepäckträger. Beispiele aus dem wirklichen Leben: Co-Pilot –
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