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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
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aufzusetzen, sich von Lawrencetons geliebter Aida Teagarden scheiden zu lassen. Hier in der Stadt war ich die Tochter meiner Mutter, nicht die meines Vater. „Ja", sagte ich.
    „Es tut mir leid, dass Sie das hier sehen mussten." Traurig schüttelte Burns das schwere Haupt.
    So großes, so theatralisch zur Schau gestelltes Bedauern wirkte ja fast schon wie eine burleske Parodie - sollte der Mann ironisch sein wollen? Ich senkte den Blick und sagte zur Abwechslung einmal nichts. Ironie konnte ich im Moment nicht vertragen, dazu war ich viel zu aufgewühlt und erschüttert.
    „Es scheint mir recht seltsam, dass eine nette junge Frau wie Sie an den Treffen eines solchen Clubs teilnimmt." Burns' Ton ließ nichts anderes erahnen als echtes, tief empfundenes Unverständnis. „Könnten Sie mir vielleicht ganz kurz erklären, was Sinn und Zweck dieser ... Organisation ist?"
    Das war eine direkte Frage, also musste ich antworten. Aber warum stellte Burns sie ausgerechnet mir, wo doch einer seiner eigenen Beamten ebenfalls zum Club gehörte? Ich wünschte aus ganzem Herzen, der Mann da vor mir möge samt kariertem Anzug und Cowboystiefeln im Boden versinken und nie wieder auftauchen. Arthur kannte ich auch nicht besonders gut, aber ich wollte lieber von ihm verhört werden. Burns machte mir Angst. Mit zitternden Fingern rückte ich mir die Brille auf der Nase zurecht.
    „Wir treffen uns einmal im Monat", erläuterte ich mit unsicherer Stimme. „Wir sprechen über berühmte Mordfälle, normalerweise historische."

    Darüber schien der Sergeant erst mal nachdenken zu müssen.
    „Sprechen darüber ...?", hakte er sanft nach.
    „Manchmal geht es nur um reine Information: wer getötet wurde, wie und von wem." Unsere Mitglieder setzten unterschiedliche Schwerpunkte.
    Ich interessierte mich am meisten für die Opfer.
    „Manchmal", fuhr ich stockend fort, „das hängt ganz vom Fall ab, erörtern wir auch, ob die Polizei wohl den Richtigen verhaftet hat. Wenn es sich um einen ungelösten Fall handelt, sprechen wir darüber, wer es unserer Meinung nach getan haben könnte.
    Manchmal sehen wir uns auch einen Film an."
    „Film?" Buschige Brauen hoben sich langsam. Ein sanftes, fragendes Kopfschütteln.
    „Wie ,Der Fall Randall Adams'. Oder auch mal einen Spielfilm, der auf einer wahren Begebenheit beruht. ,Kaltblütig' zum Beispiel oder ..."
    „Aber doch sicher nie ... wie soll ich es sagen? Sicher doch keine Snuff Movies?"
    „Mein Gott!" Mir wurde übel. „Oh mein Gott, nein!" Naiv fragte ich nach: „Wie können Sie so etwas denken?"
    „Nun, Miss Teagarden, wir haben hier einen echten Mord, also müssen wir echte Fragen stellen." Nun versuchte der Mann gar nicht mehr, charmant zu sein. Irgendwie hatte es unser Club geschafft, mit seiner bloßen Existenz Jack Burns' Unmut zu erregen. Was mochte das für Arthur bedeuten, der Polizist und zugleich Mitglied bei uns war? Ob Mitglied oder nicht, in irgendeiner Form würde er doch in die Ermittlungen eingebun-den sein.
    „Nun, Miss Teagarden!" Jack Burns' Maske saß wieder, seine Miene war distanziert, die Stimme so sanft wie Butter. „Ich leite die Untersuchung. Meine beiden Detectives aus der Mordkommission werden daran arbeiten, und Arthur Smith wird uns unterstützen, da er Sie alle kennt. Ich weiß, Sie werden mit uns kooperieren und ihm keine Steine in den Weg legen. Smith sagt, Sie wüssten etwas mehr über diese Sache als die anderen. Sie hätten einen Anruf erhalten und auch die Leiche gefunden. Also müssen wir uns unter Umständen ein paarmal mit Ihnen unterhalten, aber bitte: Haben Sie Geduld mit uns." Die Botschaft in seinem Gesicht war nicht zu missdeuten: Wenn es verlangt wurde, hatte ich der Polizei jede wache Minute meines Lebens zur Verfügung zu stehen.
    Burns war mir mit seinen furchterregenden Fragen so unheimlich geworden, dass ich mich förmlich nach Arthur sehnte und gern bereit war, mich mit ihm zu unterhalten, der mir schon fast wie ein lieber, alter Freund erschien, und da trat er auch schon hinter seinem Chef hervor, das Gesicht ein verschlossenes Buch, die Augen wachsam und ohne etwas preiszugeben. Wahrscheinlich hatte er zumindest einen Teil unserer Unterhaltung mitbekommen, die, blendete man Burns' bedrohliche Haltung aus, durchaus eine ganz normale Befragung hätte sein können.
    „Miss Teagarden?", meldete sich Arthur schroff zu Wort,
    „würden Sie jetzt bitte wieder zu den anderen in den Saal gehen?
    Reden Sie mit niemandem über das, was
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