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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
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murmelte jemand leise, sanfte, tröstliche Worte.
    Lizanne war an meine Seite geeilt, um mir beizustehen und schützte mich mit unbequem vorgebeugtem Oberkörper vor den interessierten Blicken der anderen. Kurz darauf hörte ich, wie Stuhlbeine über den Boden schleiften und sah ein paar schlanke Männerbeine: Lizannes Begleiter, der rothaarige Krimiautor, war nun wiederum ihr zur Hilfe geeilt, verschwand aber diskret, sobald er ihr eine Sitzgelegenheit hingestellt hatte.
    Lizanne nahm Platz und zog den Stuhl dicht an mich heran. Schmale, manikürte Finger schoben ein Taschentuch in meine kleine, feste Hand.
    „Komm, denken wir an etwas anderes." Lizanne schien fest davon überzeugt, dass ich an etwas anderes denken konnte, wenn man nur leise und vernünftig auf mich einredete. „Lass uns über meine Dummheit sprechen", fuhr sie charmant fort.
    „Nimm diesen Robin Crusoe: Ich schaffe es einfach nicht, für die Sachen Interesse aufzubringen, die er mag! Zum Beispiel interessiert er sich für Leute, die getötet wurden. Weißt du was?
    Du kannst ihn haben. Ihr würdet gut zusammenpassen. Mit dem Mann ist alles in Ordnung!", fügte sie eilig hinzu, damit ich bloß nicht auf die Idee kam, sie wolle mir Mängelware andrehen. „Ich finde nur, er wäre mit dir bestimmt glücklicher. Was meinst du?" Die liebe Lizanne! Sie wusste, dass die Aussicht auf einen Mann mich glücklicher stimmen würde.
    „Lizanne!", sagte ich, immer wieder von Schluchzern unterbrochen. „Du bist fabelhaft. Ich wüsste wirklich nicht, wie man dich toppen könnte. Es gibt in Lawrenceton nicht viele alleinstehende Männer unseres Alters, mit denen man ausgehen kann, was?"
    Diese Behauptung schien sie zu verwundern. Höchstwahrscheinlich war ihr noch gar nicht aufgefallen, dass es einen Mangel an ausgehwilligen Männern geben könnte. Ich fragte mich, wo sie ihre Männer immer herbekam - wahrscheinlich strömten sie aus einem Umkreis von zweihundert Meilen herbei, um sie zu sehen. „Danke, Lizanne", sagte ich hilflos.
    In der Tür war inzwischen Burns aufgetaucht, um seinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Zweifellos prägte er sich jedes Gesicht ganz genau ein. Als sich seine Miene unwillig verzog, wusste ich, dass er Sally Allison entdeckt und in ihr eine Reporterin erkannt hatte. Noch wütender wurde er beim Anblick Gifford Doakes', der aufgehört hatte, herumzutigern und Burns mit einem verächtlichen Grinsen anstarrte.
    „So, Leute!" Burns musterte uns mit leicht angewiderter Miene, als hätte er eine Gruppe ziemlich heruntergekommener Fremder vor sich, die er in halb bekleidetem Zustand erwischt hatte. „Wir hatten hier einen Todesfall."
    Wie eine Bombe schlug das nicht ein, immerhin waren alle Anwesenden ziemlich gut darin, Hinweise aufzuspüren und Hinweise hatte es reichlich gegeben. Dennoch folgte auf Burns'
    Ansage schockiertes Gemurmel. Perry Allison grinste noch schräger, was mich wieder einmal daran erinnerte, dass Perry unter etwas litt, das die Leute in unserem Städtchen taktvollerweise als „Nervenproblem" bezeichneten. Dabei ging er seiner Arbeit in der Bibliothek eigentlich recht kompetent nach. Perrys Mutter, Sally, beobachtete ihren Sohn sichtbar fürsorglich. Das Gesicht des rothaarigen Schriftstellers zeigte nach wie vor Wissbegier und betriebsames Interesse, auch wenn er sich höflich bemühte, beides ein wenig herunterzuspielen. Er war neu in der Stadt, hatte noch kaum jemanden kennenlernen können, und dies war sein erster Besuch bei Echte Morde. Ihn ging die Sache im Grunde nur am Rande etwas an.
    Wie ich den Mann beneidete!
    Er sah zu mir herüber, bemerkte, dass ich ihn beobachtete und seine Reaktion mitbekommen hatte, und errötete.
    Burns sagte: „Ich werde Sie jetzt einzeln in das kleine Zimmer auf der anderen Flurseite rufen, wo einer der uniformierten Beamten Ihre Aussagen zu Protokoll nehmen wird. Dann dürfen Sie erst einmal heimgehen, ich könnte mir aber vorstellen, dass wir später nochmals mit Ihnen reden müssen. Da Miss Teagarden einen Schock erlitten hat, fange ich mit ihr an."
    Lizanne drückte mir aufmunternd die Hand, als ich aufstand, um zu gehen. Auf dem Flur sah ich, dass es inzwischen im Haus von Polizisten nur so wimmelte. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Lawrenceton über so viele Beamte in Uniform verfügte.
    Anscheinend lernte ich an diesem Tag auf die eine oder andere Art und Weise eine Menge.
    Wäre ich nicht so aufgewühlt und erschöpft gewesen, hätte es ganz interessant
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