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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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den dritten betraf… Diese vier Männer, die nun aufstanden, hiel-
    ten Speere in der Hand und richteten sie auf Rincewind. Wenn man
    sieht, daß vier Speerspitzen auf die eigene Kehle zielen, läßt einen al ein der Instinkt jede Menge Respekt spüren. Unter solchen Umständen
    springen einem Worte wie »Herr« und »zu deinen Diensten« auf die
    Zunge.
    Einer der Männer zuckte mit den Schultern und ließ den Speer sinken.
    »Tag auch, Bursche«, sagte er.
    Nur noch drei Speere bedrohten Rincewind – eindeutig eine Verbesse-
    rung.
    »Äh«, sagte er. »Dies ist nicht die Unsichtbare Universität, oder?«
    Auch die anderen Speerspitzen sanken nach unten. Die Männer lächel-
    ten; ihre Zähne waren beeindruckend weiß.
    »Klatsch? Das Wiewunderland? Hier sieht’s wie im Wiewunderland
    aus«, sagte Rincewind hoffnungsvoll.
    »Kenne die Burschen nicht, Bursche«, erwiderte einer der Männer.
    Die anderen drei schoben sich näher.
    »Wie nennen wir ihn?«
    »Wie wär’s mit Känguruh-Bursche? Kein Problem. Im einen Augen-
    blick ein Känguruh, im nächsten ein Bursche. Die alten Burschen sagen,
    daß so etwas dauernd geschah, im Traum.«
    »Jemand, der aus dem Traum kommt… sollte besser aussehen.«
    »Ja.«
    »Es gibt eine Möglichkeit, Gewißheit zu erlangen.«
    Der Mann, der das Oberhaupt der Gruppe zu sein schien, trat auf Rin-
    cewind zu und schenkte ihm ein Lächeln, das normalerweise für Idioten
    und Leute mit Pistolen oder Gewehren reserviert war. Er reichte dem
    Neuankömmling einen Stock.
    Das Ding war flach und in der Mitte gekrümmt. Jemand hatte viel Zeit
    damit verbracht, es mit hübschen Mustern aus kleinen bunten Punkten
    zu schmücken. Es überraschte Rincewind nicht, daß auch ein Schmetter-
    ling zu den Bildern gehörte.
    Die Jäger beobachteten ihn aufmerksam.
    »Äh… ja«, sagte er. »Ausgezeichnet. Gute Arbeit, ja. Interessanter
    pointillistischer Effekt. Schade, daß ihr kein gerades Stück Holz finden
    konntet.«
    Einer der Männer legte seinen Speer beiseite, ging in die Hocke und
    griff nach einem langen hölzernen Rohr mit ähnlichen Mustern. Er blies
    hinein. Es hörte sich ganz nett an. Wie Fliegen, wenn sie in der Lage
    gewesen wären, ein Orchester zu bilden.
    »Ähm«, sagte Rincewind. »Ja.«
    Es handelte sich ganz offensichtlich um einen Test. Sie hatten ihm das
    krumme Stück Holz gegeben und warteten nun darauf, daß er irgend
    etwas damit anstellte. Vermutlich war es eine wichtige Angelegenheit.
    Er…
    O nein. Wenn er jetzt etwas sagte oder sich auf eine ganz bestimmte
    Weise verhielt, dann erwiderten diese Männer vielleicht »Ja, du bist der
    Große Bursche« oder so. Und dann führten sie ihn fort, womit ein neues
    Abenteuer begann, das heißt eine lange, von schrecklichen und be-
    schwerlichen Dingen geprägte Phase. Das Leben steckte vol von sol-
    chen Tricks.
    Diesmal wollte Rincewind nicht darauf hereinfallen.
    »Ich möchte nach Hause«, sagte er. »Ich möchte zur Bibliothek zurück,
    wo es friedlich und still war. Ich weiß nicht, wo ich hier bin. Und es ist
    mir völlig gleich, was ihr mit mir anstellen wollt, klar? Ich lasse mich
    nicht auf ein neues Abenteuer ein, und mir liegt auch nichts daran, ein-
    mal mehr die Welt zu retten. Und ich lehne es ab, mich von geheimnis-
    vollen Holzstücken überlisten zu lassen.«
    Er nahm den Stock und warf ihn mit al er Kraft fort.
    Die vier Männer beobachteten ihn, als er die Arme verschränkte.
    »Ich meine es ernst«, betonte er. »Das mit den Abenteuern hört hier
    und jetzt auf.«
    Die Fremden starrten ihn noch immer an. Nach einer Weile begannen
    sie zu lächeln. Ihre Aufmerksamkeit galt etwas, das sich hinter Rincewind
    befand.
    Er spürte, wie Ärger in ihm brodelte.
    »Versteht ihr nicht?« fragte er. »Hört ihr mir überhaupt zu? Rincewind
    läßt sich nicht noch einmal vom Universum überli…«
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