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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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veröffentlicht. Geschichten über Randgruppen der sozialistischen Gesellschaft schrieb ich und diese wurden dann nicht so schnell und manche gar nicht veröffentlicht.
    Schnell mal so beim Chefredakteur per Mail oder Telefon nachzufragen, war mir nicht möglich. Erstens besaß ich, wie jeder DDR-Normalbürger kein Telefon und das Internet war noch nicht mal in meiner Traumwelt angekommen. Ziemlich ratlos saß ich also in meinem kleinen Wohnort Schwaan und wusste nicht, woran ich bin.
     
    Daniel: Ah, ja. Telekommunikation in der DDR. Darüber können wir mal sprechen. Wer hat denn ein Telefon gehabt, und was mussten diese Leute dafür tun, um eines zu bekommen? Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns im Westen Anfang der 80er Jahre irgendjemand keinen Telefonanschluss besaß. Telefonieren war damals ein ganz normales Kommunikationsmittel für uns, auch wenn wir nur mal einen Freund in der nächsten Straße angerufen haben, um zu erfahren, ob er zu Hause ist.
     
    Christian: Ich weiß gar nicht, ob es den Begriff „Telekommunikation" damals in der DDR schon gegeben hat. Tja, wer hatte ein Telefon? Im kleinen Dorf Serrahn am Krakower See beispielsweise hatte der Pfarrer, der Dorfkonsum und meine „öffentliche Tante" ein Telefon. Verwandt war ich mit meiner Tante Irma nicht. Aber dennoch war sie mir eine Lieblingstante. Sie hatte in ihrer Veranda einen Telefonanschluss und jeder, der aus dem Dorf telefonieren musste, kam zu ihr. Die Gebühren wurden in ein Buch eingeschrieben und sie hat die Pfennigbeträge kassiert.
     
    Daniel: Nur, wen habt Ihr dann überhaupt angerufen, wenn die anderen auch kein Telefon hatten? Wurde dann bei den Verwandten ebenfalls der Dorfpfarrer angerufen, der die Nachbarn ans Telefon geholt hat?
     
    Christian: Telefonieren war uns fremd. Der Brief, der innerhalb der DDR vier oder fünf Tage unterwegs war, das war unsere private Nachrichtenübermittlung. Nur in wirklich dringenden Fällen wurde mal jemand angerufen.
    Das klingt natürlich alles furchtbar primitiv, aber heute bin ich glücklich darüber, diese Zeit miterlebt zu haben. Man war dazu gezwungen, mit dem Nachbarn persönlich von Angesicht zu Angesicht zu reden, man meinte nicht immer erreichbar sein zu müssen und hat dennoch überlebt.

    Daniel: Ohne Telefone konntet ihr ja auch keine Telefonstreiche machen. Telefonate haben damals glaube ich noch 12 Pfennig gekostet. Aber das war es uns schon als Grundschüler wert. Wir sind dann in irgendeine Telefonzelle gegangen, haben wahllos eine Nummer gewählt und der alten Dame, die abgenommen hat, irgendeinen Blödsinn erzählt.
     
    Christian: In Städten gab es auf den Straßen Telefonzellen, die im Normalfall kaputt waren. Vielleicht kam ich deshalb nie in die Verlegenheit, einen Telefonstreich zu spielen.
     
    Daniel: Orhan Pamuk macht sich in seinem Roman „Das Museum der Unschuld“ darüber lustig, dass in den türkischen 70er-Jahre-Filmen die Schauspieler dauernd an öffentlichen Telefonzellen in Istanbul telefonieren. Dabei wüsste doch jeder, dass damals keine einzige der Zellen funktionierte. Die türkischen Regisseure kannten das aber aus Hollywood-Filmen und wollten das auch unbedingt einbauen. Es ging also nicht nur euch im Osten so.
     
    Christian: Aber für Streiche war ich immer zu haben. Als ich in der großen Gruppe im Kindergarten war, war ich einmal schwer verliebt in ein Mädchen aus meiner Gruppe. Sie wohnte in unserer Straße. Um ihr zu imponieren, habe ich am Anfang der Straße begonnen, auf die vorhandenen Haustürklingeln zu drücken. Natürlich bin ich immer gleich verschwunden, um die nächste Klingel zu finden. Damals überschaute ich noch nicht, dass sich die nach und nach Herausgeklingelten über mich ärgerten oder meine Heldentat bewunderten. Auf alle Fälle liefen einige Damen zu meiner Mutter und mit ihrem Erscheinen war meine Heldentat beendet.
     
    Daniel: Klingelstreiche waren bei uns auch sehr beliebt. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Das Schreiben.
     
    Christian: Sehr genau erinnere ich mich noch an die jährlichen Treffen der Mitarbeiter der Kirchenzeitung. Ich hatte dem Chefredakteur eine Geschichte von mir geschickt und sie wurde nicht veröffentlicht. Das war nicht normal. Schon gar nicht, dass mir Pastor Beste per Brief keine Begründung lieferte. Bei der nächsten Mitarbeitertagung im Haus der Kirche in Güstrow nahm er mich beiseite und erzählte, weshalb diese in meinen Augen harmlose Geschichte nicht erscheinen
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