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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
Autoren: Frau Freitag
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um die abzuholen. Ich soll die ihrem kleinen Bruder mitgeben.«
    »WIIIE BITTEEE? Na, die spinnen doch wohl. Du bist doch gar nicht mehr für die zuständig. Außerdem sollten sie den Ende MAI abgeben. Sag denen mal schön, dass die in die Schule kommen müssen, falls sie den wollen.«
    »Stimmt, hast du eigentlich recht. Und vor allem hat mich Miriam noch nicht mal selbst gefragt.«
    Wahrscheinlich sitzen die beiden zu Hause und warten, und dann ist Frau Freitag schuld, dass sie sich nicht am OSZ anmelden können, weil sie ja keinen Leitbogen von mir bekommen. Eigentlich eine Frechheit, dass die sich überhaupt trauen, mich danach zu fragen! Wo ich denen doch ständig damit hinterhergerannt bin. Und wie Miriam immer »Sie stressen!« zu mir gesagt hat, wenn ich sie auf die OSZ-Anmeldung angesprochen habe. Jetzt ist es fast September!
    Und das alles nach diesem unsäglichen letzten Schultag, als meine Klasse zur Verabschiedung geschlossen zu spät kam. Wenn sie mir damals wenigstens Blumen geschenkt hätten, könnten wir ja drüber reden, aber so …
    Genezareth bei Gelsenkirchen
    »Frau Freitag, gucken Sie, der Mann! Er klaut!« Rosa zuppelt ungeduldig an meinem Mantelärmel. Ich sehe nichts. »Wo denn? Was denn?« Volkan dreht mich vorsichtig in die richtige Richtung. »Da, der Mann, er klaut, sehen Sie?« Und jetzt sehe ich ihn. Ein junger Typ steht vor einem 99-Cent-Laden und steckt sich irgendwas in die Tasche.
    »Was klaut er denn?«, frage ich die Schüler.
    »Essen«, antwortet Volkan. Und plötzlich rennt der Dieb auf uns zu. Was soll ich jetzt tun? Mich ihm in den Weg stellen? Schließlich hat er ein Verbrechen begangen. Er hat etwas gestohlen. Ich muss irgendwas machen. Aber was ist, wenn der ein Messer hat?
    »Was war das denn für Essen?«, frage ich.
    »So Vogelfutter«, sagt Rosa.
    Ich entscheide blitzschnell, dass geklautes Vogelfutter im Wert von sechs oder sieben Euro kein Messer im Bauch rechtfertigt. Ich kann aber auch nicht nichts machen, ich bin doch Lehrerin. »Sie haben geklaut! Das dürfen Sie nicht. Dafür kommen Sie in die Hölle«, rufe ich ihm hinterher. Aber das tangiert den Dieb nicht, er dreht sich nicht mal um, sondern rennt die Treppe zur U-Bahn runter.
    »Hihihi, Sie kommen in die Hölle, haben Sie gesagt.« Rosa kichert und auch Volkan grinst.
    »Ja, ist doch wahr. Klauen darf man nicht, das haben wir doch eben gelernt. Das steht doch in den 10 Geboten und im Gesetz auch.«
    Wir kommen gerade aus einer Kirche, in der uns ein netter Pfarrer allerlei Wissenswertes über das Christentum erklärt hat.
    Die Kirche hatte eine schlechte Akustik und war etwas kalt. Hamid gähnte und Taifun konnte nicht mehr gerade sitzen und lehnte sich deshalb an Orkan, der dabei das Gleichgewicht verlor. Leichte Unruhe entstand. Ich guckte ernst zu den Jungs, sie setzten sich wieder aufrecht hin. Ich war auch müde. Ich hatte Hunger, Durst, mir war kalt und ich wollte gerne gehen, aber es gab ja noch so viele unbeantwortete Fragen: Warum heißt Jesus Jesus? Hatte Jesus Geschwister? Dürfen Christen Alkohol trinken? Warum gibt es das Alte und das Neue Testament? Wer oder was ist der Heilige Geist? Was bedeutet Dreifaltigkeit?
    Der nette Pfarrer versuchte alle Fragen genauestens zu beantworten, aber ich sah förmlich, wie die Aufmerksamkeit aus jedem meiner Schüler entwich. Sie konnten nicht mehr. Nicht mehr zuhören, nichts mehr aufnehmen und nicht mal mehr ruhig sitzen. Wenn der Pfarrer sie etwas fragte, hauten sie ihre Antworten ohne jegliche Denkleistung raus.
    »Weiß jemand wo Genezareth ist?«
    Volkan meldete sich: »Bei Gelsenkirchen?« Das wäre mir neu. Wie kam Volkan nur darauf? Klar, beides fängt mit »Ge« an.
    »Wenn Jesus der Sohn Gottes ist, dann müsste seine Schwester doch auch die Tochter Gottes sein«, vermutete Orkan. Hatte Jesus eine Schwester? Die Antwort bekam ich leider nicht mit, denn ich musste Hamid daran hindern, Volkan zu treten.
    Zum Schluss zeigte uns der Pfarrer den Altar. Der ist aus verschiedenen Steinplatten gebaut. »Diese Steinplatten sind etwas ganz Besonderes. Kann sich jemand vorstellen, wo die herkommen?«
    Und als Taifun schrie »Von Jesus!«, reichte es mir. »Taifun, von Jesus? Was ist das für eine depperte Vermutung? Wie sollen die denn von Jesus kommen? Der Pfarrer hat doch eben gesagt, dass die Kirche vor acht Jahren gebaut wurde.«
    »Wieso? Kann doch sein«, sagte Taifun beleidigt.
    »Nein! Kann nicht sein! Wie soll Jesus das denn gemacht haben? Aus dem
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