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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman
Autoren: Kristina Dunker
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noch mal jede Laune zu verzeihen. Ihre Lippen leuchten lecker in der Abendsonne, warten nur auf einen Kuss von mir -- für zwei Sekunden.
    Dann kräuseln sie sich wie Wellen vorm Sturm, die Augenbrauen schnellen hoch. Sie zieht mich zu sich hin, bis mein Gesicht nah bei ihrem ist. »Oder etwa nicht?«
    »Doch.«
    »Und?« Ihre Stimme klingt beinahe drohend. »Willst du nicht zufällig irgendwas machen?«
    »Ja. Doch. Sicher. Aber entschuldige. Momentan . . . Ich hab Kopfschmerzen.«
    »Du heilige Scheiße«, ruft Ricarda und lässt mich los. Stattdessen hakt sie sich bei Ferhad ein. »Glaubst du das?«
    Der frohlockt. »Hab ich die ganze Zeit schon gesagt. Florian hat Scheißlaune und keinen Bock auf Ferien.«
    »Das stimmt doch überhaupt nicht«, rufe ich ihnenzornig nach. »Ich hab gute Laune. Mir geht's gleich besser. Ich muss nur eben noch telefonieren.«
    »Das tust du doch schon die ganze Zeit. Und wenn du mich küsst, bist du in Gedanken woanders.«
    »Ich bin ein bisschen abgelenkt. Aber es geht doch um meine Schwester.«
    »Das hättest du dir vorher überlegen müssen.«
    »Mensch, Ricarda, jetzt warte doch, nerv du mich bitte nicht auch noch. Außerdem wär 'ne Tablette nicht schlecht.«
    Ricarda faucht. »Dann lass dich krankschreiben!«
    »Muss ich immer gut drauf sein? Darf ich nie 'nen Durchhänger haben?!«
    Keine Antwort.
    Mir brennen die Augen.
    Frustriert trinke ich aus und stecke die Flasche in den Sand. Der klebt mir schon zwischen den Zähnen.
    Finn und Lennart traben an mir vorbei und ich muss mir einen Spruch von unserem Mannschaftsführer reinziehen, dass wir keinen Müll auf dem Strand hinterlassen sollen. Finn kriegt ein böses Knurren zur Antwort. Zum Glück ignoriert er's.
    Dann überholen mich Eric und Nathalie. Sein Kinn ist rot von ihrem Lippenstift. Sie hat 'nen Schlafzimmerblick drauf, als wär sie schon lange keine dreizehn mehr und hätte's gerade mit ihm gemacht. Das ist doch so was von übertrieben.
    »Hey, Flo«, sagt er im Vorbeigehen, »fahren wirmorgen nach dem Turnier noch mal Quad? Gibst du wieder einen aus?«
    »Wieso sollte ich?«
    »Ich hab Nathalie davon erzählt. Sie muss das unbedingt probieren.« Er schleckt seiner Freundin ungeniert den halben Hals ab. »Das hat so einen Spaß gemacht . . .«
    »Gib mir mal lieber was aus der Tüte!«
    Eric guckt plötzlich grimmig, reicht mir aber ein Bier.
    Ich setze mich und öffne die Flasche mit den Zähnen.
    »Nicht zu viel, ne?! Morgen ist Turnier.«
    Ach, verpiss dich, Glückspilz.
    Wenigstens schaffe ich's diesmal, meine Klappe zu halten. Allerdings nur, weil mir jetzt auch noch die Zähne wehtun.
    Eric und Nathalie trollen sich; Jaffa kommt nicht mehr vorbei, ist bei den Spielern hängen geblieben; Lea ist die Letzte. Sie bleibt bei mir stehen, lächelt schief und streckt mir wortlos die Hand hin, um mich hochzuziehen. Ich schüttle den Kopf.
    »Komm schon!«
    Mit einem Stöhnen rappele ich mich auf. Die anderen sind weit voraus. Die Ersten verlassen gerade den Strand und schlagen den Weg in die Dünen ein. Ich weiß gar nicht, ob ich noch Lust auf den gemeinsamen Abend habe. Trotzdem folge ich ihnen.
    Lea sammelt weiter Muscheln, sagt nichts, fragtnichts, wirft nur ab und zu einen stirnrunzelnden Blick auf mich.
    Auf einmal aber bückt sie sich, ruft: »Ha«, hebt etwas auf, putzt es vom Sand frei -- und reicht mir ein großes bläuliches Schneckenhaus.
    Überrascht schaue ich das gewundene Gehäuse an. Es ist leicht, perfekt gedreht und unbeschädigt, sieht aus wie aus einer andern Welt und liegt doch einfach so hier herum.
    »Schön«, murmele ich.
    »In Schneckenhäusern kann man ja angeblich das Meeresrauschen hören.« Lea nimmt mir die Schnecke noch mal ab und hält sie ans Ohr. »Ja, ich hör's. Ziemlich laut sogar.«
    Wir lachen ein bisschen.
    »Vielleicht kann man damit auch kommunizieren . . .?« Sie sieht mich fragend an. »Hallo! Hallo, Atlantis?«
    Ich spüre, wie ich mich ein kleines bisschen entkrampfe. Atlantis, ja, das könnte der Ort sein, von dem das Schneckenhaus stammt. Eine stille blaue Welt der Fantasie.
    Lea verstellt ihre Stimme. »Hier ist das Callcenter von Atlantis. Wenn Sie das Atlantis-Unterwasser-Komitee sprechen wollen, drücken Sie bitte die Eins. Wollen Sie ein U-Boot mieten, drücken Sie bitte die Zwei. Sind Sie gerade am Ertrinken, bleiben Sie dran, wir werden Sie umgehend mit dem nächsten freien Taucher verbinden.«
    Vor lauter Lachen werden mir die Augen feucht. »Atlantis! Du
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