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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Marineinfanterie aufgewachsen, und er selbst hatte zwei Dienstzeiten absolviert, bevor er sich dem Medizinstudium zuwandte. Er sprach und sah aus wie eine Hochglanzversion von Andy Griffith.
    »Wann geht’s wieder nach Norden?«
    »Die Herbstferien beginnen nächste Woche«, erwiderte ich.
    Larke kniff die Augen zusammen und ließ den Blick noch einmal über das Areal schweifen.
    »Ich furchte, Quebec muss diesen Herbst ohne seine Anthropologin auskommen.«
    Vor einem Jahrzehnt hatte ich an einem Fakultätsaustausch mit der McGill University teilgenommen. Während meiner Zeit in Montreal fing ich an, als Beraterin für das Laboratoire de Sciences Judiciaires et de Médecine Légale, Quebecs zentrales kriminologisches und gerichtsmedizinisches Institut, zu arbeiten. Am Ende meines Austauschjahrs hatte die Provinzverwaltung die Notwendigkeit eines dauerhaft für sie arbeitenden forensischen Anthropologen erkannt und deshalb eine Planstelle geschaffen, ein Labor eingerichtet und mich als feste Beraterin engagiert.
    Seitdem pendle ich zwischen Quebec und North Carolina hin und her, unterrichte biologische Anthropologie an der UNC-Charlotte und fungiere als Beraterin für zwei Verwaltungsbezirke. Da meine Fälle meistens mit Leichen zu tun haben, die nicht mehr gerade taufrisch sind, hat dieses Arrangement bis jetzt gut funktioniert. Aber es besteht Übereinkunft zwischen beiden Seiten, dass ich für Aussagen vor Gericht oder in Krisensituationen sofort zur Verfügung stehe.
    Eine Flugzeugkatastrophe war eindeutig eine solche Krisensituation. Ich versicherte Larke, dass ich meine Oktoberreise nach Montreal absagen würde.
    »Wie sind Sie so schnell hierher gekommen?«
    Wieder schilderte ich meine Fahrt nach Knoxville und das Telefonat mit dem Leiter des DMORT.
    »Ich habe bereits mit Earl gesprochen. Morgen früh wird ein Team von ihm hier sein.« Larke sah Crowe an. »Die Jungs von der NTSB kommen heute Abend an. Bis dahin bleibt alles so, wie es ist.«
    »Ich habe diesen Befehl bereits ausgegeben«, sagte Crowe. »Die Gegend ist ziemlich unzugänglich, aber ich stelle noch zusätzliche Wachen auf. Das größte Problem dürften Tiere sein. Vor allem, wenn diese Leichen anfangen zu verwesen.«
    Der Vizegouverneur machte ein komisches Geräusch, drehte sich um und taumelte davon. Ich sah, wie er sich gegen einen Berglorbeer stützte und sich übergab.
    Larke fixierte uns mit einem ernsten Blick und schaute dabei von Crowe zu mir.
    »Ladys, Sie machen einen sehr schwierigen Job unendlich viel einfacher. Worte können gar nicht ausdrücken, wie froh ich über Ihre professionelle Einstellung bin.«
    Blickwechsel.
    »Sheriff, Sie schauen hier oben nach dem Rechten.«
    Blickwechsel.
    »Tempe, Sie fahren los und halten ihre Vorlesung in Knoxville. Dann suchen Sie sich zusammen, was Sie an Material brauchen, und melden sich morgen wieder bei mir. Sie werden eine Weile hier sein, also informieren Sie die Universität. Wir kümmern uns um eine Unterkunft für Sie.«
     
    Fünfzehn Minuten später setzte ein Deputy mich bei meinem Auto ab. Ich hatte Recht gehabt, was eine bessere Zufahrtsroute anging. Fünfhundert Meter hinter der Stelle, wo ich geparkt hatte, zweigte ein Wirtschaftsweg von der Forest-Service -Straße ab. Der winzige Weg, der früher für den Holztransport benutzt wurde, schlängelte sich um den Berg herum und führte bis auf etwa hundert Meter an die Hauptabsturzstelle heran.
    Jetzt säumten Fahrzeuge beide Seiten des Wirtschaftswegs, und auf unserer Fahrt bergabwärts kamen uns Neuankömmlinge entgegen. Bis zum Sonnenaufgang würden Straßen und Wege in der näheren Umgebung verstopft sein.
    Kaum saß ich hinter dem Steuer, griff ich zu meinem Handy. Kein Signal.
    Ich machte kehrt und fuhr in Richtung Bezirksstraße. Auf dem Highway 74 versuchte ich es dann noch einmal. Das Signal war wieder da, und ich drückte Katys Nummer. Nach viermaligem Läuten sprang der Anrufbeantworter an.
    Jetzt hatte ich erst recht ein ungutes Gefühl. Ich hinterließ ihr eine Nachricht und schaltete dann in meinem Kopf das Band mit der Predigt »Spiel jetzt bloß nicht die Idiotenmutter« ein. In der folgenden Stunde versuchte ich mich auf die bevorstehende Präsentation einzustimmen, und das Schlachtfeld, das ich eben verlassen hatte, ebenso zu verdrängen wie das Grauen, das mir am nächsten Tag bevorstehen würde. Konzentrieren konnte ich mich trotzdem nicht. Immer wieder tauchten Bilder von schwebenden Gesichtern und abgetrennten
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