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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen
Autoren: Melanie Hinz
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seinem Bus.
    „Warte!“, rufe ich ihm hinterher.
    Abrupt bleibt er stehen und dreht sich wieder zu mir.
    „Was?“, fragt er mit einem leicht genervten Unterton.
    „Kennst du das Trudi’s in der Fußgängerzone?“

    Sein zufriedenes Grinsen hätte breiter nicht sein können und auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich die Wohnungstür hinter mir schließe. Es ist nur ein Kaffee morgen Mittag, kein Date. Diese Tageszeit ist unverbindlich.
    Nach einer ausgiebigen Dusche nehme ich mein Bettzeug aus dem Schlafzimmer und wandere damit auf die Couch. Wie jeden Abend bereite ich meinen Schlafplatz vor dem Fernseher.
    Seit gut anderthalb Jahren wohne ich hier, aber in meinem Bett habe ich noch keine ganze Nacht geschlafen. Es ist einfach zu kalt, unabhängig von der Raumtemperatur. Zu viel Platz gibt mir außerdem das unbegründete Gefühl, nicht geschützt zu sein.
    Doch nichts könnte mich dazu bringen, mir für ein warmes Bett ein weiteres Mal die Strapazen einer Beziehung anzutun.
    Es ist nicht so, als wäre ich eine männerhassende Emanze. Ganz im Gegenteil. Ich mag Männer, ich liebe Männer. Aber acht Jahre in einer unglücklichen und kräftezehrenden Ehe haben mich gegenüber den Verpflichtungen einer solchen Verbindung verbittert. Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht ab und an einen warmen und festen Männerkörper zwischen meinen Schenkel zu schätzen weiß.
    Und Gabriels Körper, an dem in normaler Bekleidung nicht ein einziges Tattoo sichtbar ist, reizt mich sehr.

3.
    Er ist ein merkwürdiger Typ. Oder vielleicht bin ich es auch. Seit zehn Minuten sitzen wir uns nun schon gegenüber und sagen kein Wort. Abwechselnd nippen wir immer mal wieder an unserem Kaffee, aber sonst tun wir nichts, außer uns anzuschauen.
    Ganz genau kann ich nicht benennen, wie es zustande gekommen ist. Wir haben uns begrüßt, unseren Kaffee geholt und uns dann an einen kleinen Bistrotisch in der Ecke des Coffeeshop gegenüber gesetzt. Ab dem Zeitpunkt haben wir geschwiegen.
    Es fühlt sich wie ein kleines Machtspiel an, darüber, wer zuerst das Schweigen bricht.
    Mein Lächeln erwidert er immer, doch ansonsten scheint er völlig zufrieden damit, meine Mimik zu studieren. Er hat wahnsinnig klare, grüne Augen. Jetzt möchte ich ihn fragen, ob die Farbe echt ist oder nur durch gefärbte Kontaktlinsen so aussieht, aber ich beiße mir auf die Zunge.
    Ich nehme einen weiteren Schluck von meinem Cappuccino, als er sich plötzlich über den Tisch beugt.
    Da wir ja offenbar nicht reden, streicht er mir einfach eine lose Strähne meiner schwarzen, schulterlangen Haare hinters Ohr. Nur ganz kurz fährt er mit dem Daumen über meine Schläfe, ehe er sich wieder zurückzieht.
    Es kostet mich jede Menge Selbstbeherrschung, unter seiner Berührung nicht nach Luft zu schnappen. Das spürt er und kommentiert es gleich mit einem Grinsen.
    Auch ich kann nicht verhindern, dass meine Mundwinkel zittern, obwohl mein ganzer Unterleib von einer erregenden Hitze durchströmt wird.
    Für eine Weile sitzen wir uns schweigend gegenüber, aber irgendwann wird es mir zu blöd. So nett diese Flirterei auch ist, ich habe keine Zeit dafür.
    In meiner Handtasche krame ich nach einem Stift und kritzele ihm meine Handynummer auf eine Serviette. Doch statt sie ihm rüberzuschieben, nehme ich seine Hand und drücke ihm die Papierserviette in die Handfläche. Vorsichtig schließe ich seine Finger und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich die Wärme seiner Haut wahrnehme und genieße.
    „Du wolltest mich treffen. Wenn du mir doch noch was zu sagen hast, dann ruf mich an.“
    Das kam zickiger rüber, als ich es beabsichtigt habe, doch mein Geduldsfaden ist in Bezug auf Männer schon seit einer Weile ziemlich kurz.
    „Ich habe keine Ahnung, wie ich mit dir reden soll.“
    Was soll das denn heißen?
    „Dann weiß ich nicht, warum du dich unbedingt mit mir verabreden wolltest.“ Schnaubend drehe ich mich auf dem Absatz um und gehe zur Tür. Er macht keine Anstalten mich zurückzuhalten, während ich den Coffeeshop verlasse. Und das enttäuscht mich mehr, als ich mir eingestehen will.

    Wieder mal hat es sich bestätigt, welche Zeitverschwendung der Umgang mit Männern im Allgemeinen ist. Ich meine, wozu das ganze Drama und diese Spielchen? Auch jetzt, nach fast zwei Jahren, in denen ich schon alleine bin, schnürt mir der Gedanke an eine feste Bindung die Kehle zu.
    Um ein wenig Frustration abzubauen, werfe ich mich in meine
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