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Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Titel: Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Autoren: Ann Aguirre
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gibt kein Wort dafür. Auch wenn eine Springerin nie mit ihrem Piloten schläft, besteht immer noch eine Bindung, die man einem Außenstehenden nicht erklären kann. Der Pilot ist derjenige, der über einen wacht, während man schutzlos im Grimspace treibt. Er hat die Hände an der Schiffssteuerung und interpretiert die Signale, während man Sprung an Sprung an Sprung reiht. Jedes Mal, wenn du dich hineinstürzt, ist er es, der dafür sorgt, dass du sicher wieder zurückkehrst. Absolutes Vertrauen, absolute Symbiose; so weit, dass irgendwann keine Worte mehr nötig sind. Keine Zeit mehr für längeres Zögern.
    Marsch reicht mir einen unauffälligen braunen Overall, und unter seinem wachsamen Auge ziehe ich mich eilig um. Mein ganzer Körper ist mit blässlich-violetten Brandnarben überzogen – Andenken an den Crash. Wenn er nur ein bisschen Einfühlungsvermögen hat, wird er wegschauen. Aber er tut es nicht. Stattdessen starrt er mich unverhohlen an. Ich traue ihm nicht, und er scheint mich nicht zu mögen. Also sind wir ein perfektes Team.
    Endlich angezogen sehe ich aus wie ein San-Mechaniker. Mit einer Dose Sprühfarbe, dem gleichen Zeug, das auch diese Yuppie-Teilzeit-Punker verwenden, um sich die Spuren ihrer Wochenendpartys abzuwaschen, damit sie am Montag wieder schön geleckt ins Büro gehen können, vollendet er meine Verkleidung und hellt mein dunkles Haar zu einem schmutzigen Grau auf. Mit einem Mal bin ich um fünfundzwanzig Jahre gealtert, was perfekt zu meinen Bewegungen passt, weil ich von meinem Aufenthalt hier stocksteif bin. Marsch nickt und gibt mir zu verstehen, dass ich meine Stationskleidung in den Recycler stopfen soll, dann knackt er die Tür mit einem elektronischen Dietrich.
    »Unautorisiertes Verlassen der Mannschaftsquartiere«, quäkt meine KI etwa dreißig Sekunden später, und die Sirenen beginnen zu heulen. Noch während wir rennen, spüre ich so etwas wie Befriedigung darüber, sie überlistet zu haben. »Verletzung des Sicherheitsprotokolls an künstlicher Intelligenz Q-15. Einleiten der Abriegelungssequenz empfohlen. Sichtung unautorisierten Personals auf Arrestebene C.«
    In einiger Entfernung höre ich Stiefel herantraben. Nicht gut. Wir hasten weiter den Korridor entlang. Ich weiß nicht, welche Tageszeit es ist, weil sich das künstliche Licht auf der Station nie verändert. Das Leben hier würde mich wahnsinnig machen. Ich brauche einen natürlichen Rhythmus, was auch der Grund ist, warum ich mit Kai meistens noch eine Weile auf dem Planeten rumhänge, nachdem … Bei dem Gedanken zucke ich zusammen, dann renne ich weiter in halsbrecherischem Tempo hinter Marsch her. Mein Gott, hoffentlich gilt »halsbrecherisch« nicht auch für den restlichen Verlauf der Aktion .
    Was die Psychiater nicht kapieren: Der Grund, warum ich noch nicht vollkommen durchgedreht bin, obwohl ich schon weit länger springe als die meisten anderen, ist, dass ich schon als Kind gelernt habe, mich abzuschotten. Sachen einfach wegzusperren. Ein Teil von meinem Hirn mag mittlerweile dem schreienden Wahnsinn verfallen sein, aber ich lasse ihn einfach nicht raus aus seinem Käfig. Genauso hockt jener Teil von mir, der Kai betrauert, zusammengekauert in einer Ecke, wo er heult wie ein Kind, während der Rest von mir weiterhin funktioniert.
    Genau wie jetzt. Natürlich frage ich mich, auf was ich mich da eingelassen habe, aber ich war nie der Typ, der lieber dasitzt und abwartet. Was, zum Teufel, will der Kerl bloß von mir, wenn das alles nicht eine Falle des Konzerns ist? Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache und ein Stechen in der Seite, aber Marsch wird kein bisschen langsamer, und ich will verdammt sein, wenn ich mich von ihm abhängen lasse.
    Kurz vor dem ersten Checkpoint laufen wir zwei Überwachungsdrohnen in die Arme. Marsch bremst kein bisschen ab, hechtet unter den blauen Laserstrahlen hindurch, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan, und kommt genau im toten Winkel unter den Drohnen wieder hoch. Mit roher Gewalt knallt er die beiden zusammen, zerschmettert ihre Sensoren, um die Übertragung an die Überwachungszentrale zu unterbrechen, dann lässt er sie funkensprühend noch einmal gegeneinanderkrachen. Ich höre das leise Summen ihrer Minitriebwerke, wie sie immer schwächer werden, dann fallen sie, schwer wie Steine.
    Etwa zwei Korridore weiter höre ich noch mehr Stiefel. Sie kommen, um den Grund für den Ausfall der beiden Drohnen herauszufinden.
    »Beweg dich!«,
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