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Dunkler Engel

Dunkler Engel

Titel: Dunkler Engel
Autoren: Margaret Weis , Lizz Weis
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auf die Lobby ihres Hauses zu, das im Norden Chicagos lag. Ihre Eigentumswohnung hatte den heiß begehrten Seeblick, den sie so liebte. Das hatte nicht unbedingt etwas mit Status zu tun. Sie mochte es einfach, nachts auf den See hinauszuschauen und zu sehen, wie sich die Lichter der Gebäude wie Sterne im Wasser spiegelten. Sie mochte den Luxus, in einem schönen Stadtteil zu wohnen, und sie liebte all die Annehmlichkeiten, die eine Fünfhunderttausend-Dollar-Eigentumswohnung mit sich brachte.
    Rachel ging die Stufen vor dem Haus hinauf. Der Portier Alex öffnete ihr die Tür.
    »Hallo, Miss Rachel. Wie war es heute an der Börse?«, fragte Alex.
    »Nicht gut, Alex, gar nicht gut.«
    »Das tut mir leid, aber ich fühle, dass bald eine Erholung des Marktes kommt, wissen Sie. Ich habe ein Gespür für so etwas.«
    »Hoffentlich haben Sie recht. Übrigens, Alex, wann soll eigentlich euer Baby kommen? Es ist bald so weit, oder?«, fragte Rachel, um das Thema zu wechseln. Sie wollte nicht mit ihm diskutieren oder überhaupt über ihren Job nachdenken.
    »Der Arzt sagt, es kann jetzt jeden Tag so weit sein. Und meine Frau sagt: Wenn das nicht bald passiert, zieht sie sich das Baby eigenhändig heraus.«
    »Na, da wollen wir hoffen, dass das nicht nötig ist«, sagte Rachel lachend, während sie auf den Aufzug zusteuerte.

    »Einen schönen Abend noch, Miss Rachel. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Alex.«
    »Ach, übrigens, Miss Rachel, ich habe ab morgen Urlaub. Morgen wird ein anderer Typ hier sein.«
    Rachel blieb stehen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie vorhatten, Urlaub zu nehmen.«
    »Um ehrlich zu sein, das hatte ich auch nicht«, sagte Alex. »Mr.
    Fraym, der Hausverwalter, hat festgestellt, dass sich bei mir eine ganze Menge an Urlaubstagen angesammelt hat, und er hat mir nahegelegt, sie zu nehmen, weil sie sonst verfallen würden. Das passt mir gut, denn dann bin ich zu Hause und kann meiner Frau mit dem Baby helfen.«
    »Das klingt ja wunderbar. Dann viel Spaß.« Rachel winkte ihm.
    »Und sagen Sie Marie, dass ich an sie denke.«
    Sie drückte den Fahrstuhlknopf für ihre Etage und stützte sich auf ihren Schläger. Als sie ausstieg, gähnte sie. Hatte sie noch irgendwas zu essen im Kühlschrank? Sie konnte sich nicht erinnern. Es könnten noch einige Fertigmahlzeiten da sein, dachte sie. Das hoffte sie, denn sie hatte weder Lust zu kochen noch irgendwohin zu gehen. Sie schloss die Tür zu ihrem Apartment auf und schaltete das Licht an, legte ihren Autoschlüssel und ihr Portemonnaie auf den Esstisch und ging in Richtung Küche. Sie hörte ihren Anrufbeantworter ab, während sie den Kühlschrank durchsuchte.
    Piep.
    »Rachel, wo bist du? Wir sind alle bei Mario's. Du bist schon ewig nicht mehr auf einen Drink mit uns aus gewesen. Es ist Donnerstag.
    Weißt du eigentlich, dass Donnerstagabend der neue Freitagabend ist? Hier ist die Hölle los. Du solltest auch hier sein. Ruf mich an!«
    Rachel kannte die Stimme. Einer der Typen aus dem Büro.
    »Oh nein, bitte nicht. Niemals«, murmelte Rachel.
    Keine Fertigmahlzeiten mehr da. Sie nahm ein Plastikgefäß mit Taco-Dip aus dem Kühlschrank.

    Zweites Piep.
    »Rachel, hier ist Tom, ich wollte dir ein Kompliment machen für die heißen Schuhe, die du heute anhattest. Ist dir eigentlich klar, wie sehr du mich ablenkst, während ich versuche, mich zu konzentrieren ? Ich glaube, dass ich heute drei Aufträge vermasselt habe. Ruf mich auf dem Handy an.«
    »Versuch du erst mal, dich scheiden zu lassen, Blödmann«, sagte Rachel zu dem Gerät. Sie ging in die Speisekammer, um Maischips zu suchen.
    Drittes Piep.
    »Ähm, hi, Rachel, hier ist, ähm, Matt. Du bist nach Börsenschluss so schnell weg gewesen, dass wir gar keine Chance hatten, ähm, noch ein bisschen zu plaudern. Du sahst ziemlich genervt aus. Ist alles in Ordnung? Ähm, ruf mich an, wenn du reden willst.«
    »Wie alt bist du eigentlich, Matt? Sechzehn oder was? Worüber, um alles in der Welt, sollte ich mit dir reden wollen? Vielleicht darüber, was du auf dem Ball anziehen sollst?«
    Viertes Piep.
    »Rachel, hier ist Zanus. Ich wollte nur mal fragen, wie dein Tag war. Ruf mich an, wenn du Zeit hast.«
    Rachel lächelte über die letzte Nachricht. Diese beließ sie auf dem Anrufbeantworter und löschte alle anderen. Sie blieb vor der Spüle stehen, aß alte Chips mit Dip und spülte sie mit einer Diät-Coke hinunter, die sie am Morgen auf der Anrichte hatte stehen lassen. Sie warf die Plastikteller in die Spüle.
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