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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz
Autoren: Marco Vichi
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und dämpfte dann das Licht im Zimmer.
    »Alles bereit«, sagte Rosa und kicherte wie ein kleines Mädchen. Amelia setzte sich und legte die Tarotkarten auf dem Tisch aus. Sie trug eine zweimal um den Hals geschlungene Jadekette, und im schummrigen Licht sahen die Steine schwarz aus.
    Casini versuchte, ernst zu bleiben.
    »Was möchten Sie wissen?«, fragte ihn die Wahrsagerin leise. Casini schaute sie ein wenig verlegen an, er hatte nie an so einen Humbug geglaubt.
    »Ich weiß nicht …«
    »Zuerst die Liebe«, antwortete Rosa für ihn, und Casini warf ihr einen besorgten Blick zu. Amelia begann die Karten umzudrehen und studierte sie dann aufmerksam. Im Dämmerlicht wirkte ihre lange, schmale Nase beinahe boshaft. Als alle Karten umgedreht waren, hob sie den Kopf und starrte Casini in die Augen. Sie hatte einen wachen Blick, aus dem nun alle Traurigkeit verschwunden war.
    »Eine blonde Frau, schön, um die fünfunddreißig … Sie hat die Beziehung plötzlich beendet, vor kurzem erst.«
    »Das stimmt«, flüsterte Casini und versuchte, nicht allzu sarkastisch zu klingen. Sicher hatte Rosa die Kartenlegerin vorab informiert.
    »Das war nicht die richtige Frau für Sie«, sagte Amelia finster. Rosa musste lächeln.
    »Siehst du, dass ich recht hatte?«, sagte sie hochbefriedigt. Die Wahrsagerin warf einen weiteren Blick in die Karten.
    »Sie werden bald eine schöne dunkelhaarige Signorina kennenlernen … eine leidenschaftliche Liebe, die aber nicht lange halten wird … Ein schlimmes Ereignis wird Sie auseinanderbringen … Auch sie ist nicht die Frau Ihres Lebens …«
    »Werde ich diese Frau denn irgendwann finden?«, fragte Casini interessiert, um die beiden Frauen nicht zu enttäuschen. Er konnte es nicht erwarten, sich endlich wieder auf der Couch ausstrecken zu dürfen. Amelia konsultierte lange ihre Karten und fand schließlich etwas.
    »In ein paar Jahren … Eine wunderschöne Frau, eine Ausländerin … sehr reich … geschieden … mit zwei Kindern …«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, knurrte der Kommissar.
    »Ich weiß nicht, ob es für immer halten wird, aber das ist bestimmt die größte Liebe Ihres Lebens«, meinte Amelia abschließend und schaute wieder auf.
    »Sind Sie sich sicher?«, fragte Casini und heuchelte Interesse.
    »Die Karten lügen nie.« Die Wahrsagerin sammelte in Ruhe ihre Tarotkarten ein und legte alle auf einen Stapel.
    »Jetzt die Gesundheit«, sagte Rosa.
    »Nein, bitte nicht … Ich möchte nichts darüber wissen«, sagte Casini schnell, denn darin war er abergläubisch. Die Kartenlegerin schaute ihn an und wartete darauf, dass er sie noch etwas fragte. Rosa mischte sich schon wieder ein.
    »Sag ihm doch etwas zu seiner Arbeit, Amelia. Der Commissario versucht, diesen vermissten Jungen zu finden.«
    »Rosa, lass das bitte«, sagte Casini. Doch die Kartenlegerin breitete schon die Karten auf dem Tisch aus – ein Teufel, ein Totenschädel, eine Sonne und andere Bilder, die der Kommissar gleichgültig betrachtete. Gedeone war in den hintersten Winkel des Wohnzimmers geflüchtet, und seine grünen Augen leuchteten im Dunkeln. Plötzlich zuckte Amelia zusammen und schlug die Hände vor den Mund.
    »Was ist los?«, fragte Rosa ängstlich. Die Wahrsagerin bedeutete ihr zu schweigen, und konsultierte immer besorgter die Karten. Casini suchte nach einer Zigarette und zündete sie sich an. Unwillkürlich war ihm ein Schauder über den Rücken gelaufen, und das hatte ihn überrascht. Er starrte die Frau an und wartete darauf, dass sie etwas sagte.
    »Morgen früh …«, stammelte Amelia, doch mehr brachte sie nicht heraus.
    »Morgen früh passiert was?«, fragte Casini, der mittlerweile doch gefesselt war. Um den kleinen Giacomo zu finden, würde er jeder Spur nachgehen, und sei sie auch noch so absurd. Doch die Wahrsagerin antwortete nicht. Sie sammelte ihre Karten ein und stand dann hastig auf.
    »Amelia, was ist denn los?«, fragte Rosa schuldbewusst. Schließlich hatte sie die Idee gehabt, die Karten zu dem vermissten Jungen zu befragen. Wortlos schlüpfte die Kartenlegerin in ihren Mantel. Sie bedeutete Rosa, dass sie aufbrechen wollte, und ging zur Tür. Casini verspürte den Wunsch, sie zurückzuhalten und zu fragen, was sie gesehen hatte, doch ihm fehlte der Mut. War er so stark zu beeinflussen, dass er an so ein dummes Zeug glaubte? Wie konnten Karten etwas über das Schicksal der Menschen wissen?
    Rosa begleitete die Kartenlegerin vor die Tür und blieb dort einige
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