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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung
Autoren: V.C. Andrews
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hielt ihn zwischen uns beiden hoch.
    »Deine Figur entwickelt sich allmählich, und du hast gerade deine erste Periode gehabt«, erklärte sie. »Es ist jetzt an der Zeit, daß du lernst, dich wie eine Frau zu benehmen, und du solltest auch ein paar Dinge über die Männer erfahren.«
    Ich nickte und hielt den Atem an. Ein Erwachsenengespräch, wie wir es gerade miteinander führten, ließ mein Herz heftiger schlagen.
    »Du wirst das nicht ständig tragen, nur zu Anlässen, bei denen du elegante Menschen und gutaussehende, reiche Freier triffst, und wenn du das unter deinen neuen Kaschmirpullovern trägst…«
    Ich nahm den neuen BH eifrig entgegen. Mein Herz überschlug sich immer noch.
    »Männer, insbesondere Männer von Rang und Reichtum, zeigen sich gern mit schönen Frauen. Das schmeichelt ihrem Ego, hast du das verstanden?« Sie lachte und warf sich das Haar über die Schultern.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Selbst dein Vater, den fast nichts außer seinen Schiffen interessiert, genießt es, mit mir an seiner Seite ein feines Restaurant zu betreten. Männer sehen Frauen als eine Zierde.«
    »Aber ist das denn gut?« fragte ich mich und sprach es laut aus.
    »Natürlich ist das gut so. Sollen sie doch denken, was sie wollen, solange sie sich abrackern, um dich glücklich zu machen. Ein Mann darf nie genau wissen, was du denkst.«
    Plötzlich drehte sie sich zu mir um, und ihr zartes Gesicht wurde ein wenig kalt und hart. »Denk immer daran, Leigh, Frauen dürfen niemals so frei sein wie Männer. Niemals.«
    Mein Herz begann wieder, irrsinnig schnell zu schlagen.
    Gleich würde sie über die intimsten Dinge reden.
    »Bei Männern geht das, sie dürfen das. Es wird von ihnen erwartet, daß sie Erfahrungen mit Frauen sammeln. Sie wollen ihre Männlichkeit unter Beweis stellen, aber wenn eine Frau so ist, dann verliert sie alles, was wichtig ist. Anständige Mädchen kennen ihre Grenzen. Sie machen nicht alles mit.
    Nicht, solange sie nicht verheiratet sind«, fügte sie hinzu.
    »Versprich mir, das nicht zu vergessen.«
    »Ich verspreche es dir«, sagte ich, und meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Gut.« Sie sah sich wieder im Spiegel an, und ihr eisiger Gesichtsausdruck schmolz, bis sie wieder meine reizende, hübsche Mutter war. »Du hast Chancen, wie ich sie nie hatte.
    Wenn es mir doch bloß gelänge, deinen Vater dazu zu bringen, daß wir sie nutzen.
    Hat dein Vater uns etwa nach Jamaika mitgenommen, wie ich ihn gebeten hatte? Sind wir nach Deauville zu den Rennen gefahren? Wir haben Luxusdampfer – aber haben wir unsere eigene Jacht, mit der wir an die Riviera segeln könnten? Nein, er nimmt uns dreimal nach London mit, weil sich auf der Reise das Geschäftliche mit dem Vergnügen verbinden läßt, und von mir erwartet er, daß ich mich um die Passagiere kümmere wie die Frau eines Hotelbesitzers oder so was. Ich möchte endlich einmal wegfahren und wirklich Ferien machen, nicht geschäftlich unterwegs sein. Alles nur zu unserem Genuß. Wie kann er von mir erwarten, daß ich dich Leuten von der richtigen Sorte vorstelle, wenn wir die entsprechenden Orte nicht aufsuchen?«
    Sie wandte sich wieder zu mir um, und ihr Gesicht war vor Zorn gerötet. »Heirate keinen Mann, der sein Geschäft mehr liebt als dich.«
    Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte. Sie hatte mir so viel erzählt, mich mit so vielen neuen Ideen überhäuft, mit Dingen, über die ich nachdenken mußte. Und für mich hatten sich neue Fragen aufgetan, die ich stellen wollte. Wann versuchten Männer, einen dazu zu bringen, »alles«
    mitzumachen, und woran konnte man erkennen, welchen Männern man trauen konnte und welchen nicht?
    Ich war noch nicht soweit, dachte ich, und ich spürte, wie ich in Panik geriet.
    Mama stand auf und huschte zur Tür. »Ich bin so froh über dieses Gespräch mit dir, Liebling, aber ich fürchte, jetzt müssen wir uns anziehen. Du weißt selbst, wie ungeduldig dein Vater wird, wenn er warten muß. Bei ihm läuft alles nach einem festen Zeitplan ab. Er behandelt uns wie seine Schiffe.
    Ich bin sicher, daß er jetzt schon unten in seinem Büro auf und ab läuft und vor sich hin murmelt.«
    »Ich werde mich beeilen.«
    »Nein, laß dir Zeit«, sagte sie, als merkte sie gar nicht, daß sie sich widersprach. »Es ist eine gute Übung für dich, einen Mann auf dich warten zu lassen. Laß dir Zeit mit deinem Haar, und trag den Lippenstift so leicht auf, wie ich es dir gezeigt habe. Du darfst nicht fest
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