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Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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genau so lebte, wie sie es wollte.
    An der Zweieinhalb-Kilometer-Markierung, die für sie ein alter, vom Blitz getroffener Hickorybaum darstellte, machte sie sich auf den Rückweg. Von dem leichten Nebel waren ihr Haar und ihr Sweatshirt feucht, doch ihre Muskeln fühlten sich warm und locker an. Es war eine Sauerei, sinnierte sie, dass alles, was über das Trainieren gesagt wurde, stimmte.
    Sie erspähte ein Reh, das gemächlich die Straße überquerte, im dicken Winterfell und mit wachsamen Augen, die aufgrund der Störung durch einen Menschen Alarmbereitschaft signalisierten.
    Du bist schön, dachte Roz, die während dieses letzten Kilometers ein wenig keuchte. Aber halt dich bloß fern von meinen Gärten. Im Geiste machte sie sich eine weitere Notiz, dass die Gärten nochmals mit Wildabwehrmittel behandelt werden mussten, bevor das Reh und seine Gefährten beschlossen, auf einen Imbiss vorbeizukommen.
    Roz bog gerade wieder in die Einfahrt ein, als sie gedämpfte Schritte vernahm; dann sah sie, wie ihr jemand entgegenkam. Selbst im Nebel hatte sie keine Schwierigkeiten, den anderen Frühaufsteher zu erkennen.
    Beide blieben stehen und liefen auf der Stelle, und sie grinste ihren Sohn an. »Heute mit den Hühnern aufgestanden.«
    »Ich dachte, ich mache mich mal früh genug auf, um dich zu erwischen.« Harper fuhr sich mit der Hand durch das dunkle Haar. »Die ganzen Thanksgivingfeiern, dann dein Geburtstag – ich habe mir überlegt, dass ich die überschüssigen Pfunde besser wieder abtrainiere, bevor Weihnachten zuschlägt.«
    »Du nimmst doch nie ein Gramm zu. Es ist zum Verzweifeln.«
    »Ich fühle mich schlaff.« Er ließ die Schultern kreisen, rollte dann mit den Augen, die whiskeybraun wie die ihren waren, und lachte. »Außerdem muss ich doch mit meiner Mama mithalten.«
    Er sah aus wie sie. Es ließ sich nicht leugnen, dass sie ihm ihre Gesichtszüge vermacht hatte. Doch wenn er lächelte, sah sie seinen Vater. »Den Tag möchte ich erleben, Junge. Wie weit läufst du?«
    »Wie weit warst du?«
    »Fünf Kilometer.«
    Ein Grinsen huschte über Harpers Gesicht. »Dann mache ich sechs.« Im Weiterlaufen tätschelte er ihr leicht die Wange.
    Ich hätte sieben sagen sollen, um ihn zu ärgern, dachte Roz kichernd und ging zum Abkühlen im Schritttempo die Einfahrt hinauf.
    Das Haus erhob sich schimmernd aus dem Nebel. Roz dachte: Gott sei Dank, das hätten wir noch einmal geschafft. Damit umrundete sie das Haus, um dort hineinzugehen, wo sie es verlassen hatte.
    Im Haus war immer noch alles still – und wundervoll. Und es spukte.
    Roz hatte geduscht, ihre Arbeitskleidung angezogen und ging gerade die Haupttreppe in der Mitte der beiden Flügel des Hauses hinunter, als sie hörte, wie sich zum ersten Mal an diesem Tag etwas regte.
    Stellas Jungen, die sich für die Schule fertig machten, Lily, die nach ihrem Frühstück verlangte. Angenehme Geräusche, dachte Roz. Geschäftige Familiengeräusche, die sie vermisst hatte.
    Natürlich hatte sie erst vor ein paar Wochen das Haus voll gehabt, als alle ihre Söhne zu Thanksgiving und zu ihrem Geburtstag nach Hause gekommen waren. Austin und Mason würden zu Weihnachten wiederkommen. Mehr konnte sich eine Mutter von erwachsenen Söhnen nicht wünschen.
    Während sie heranwuchsen, hatte es, weiß Gott, häufig Zeiten gegeben, in denen sie sich nach ein wenig Ruhe gesehnt hatte. Nur eine Stunde völligen Friedens, während der sie nichts Aufregenderes zu tun hatte, als in einem heißen Bad zu versinken.
    Danach hatte sie dagegen zu viel Zeit gehabt. Zu viel Ruhe, zu viel leeren Raum. Das hatte schließlich dazu geführt, dass sie einen aalglatten Mistkerl heiratete, der sich an ihrem Geld bediente, damit er die Betthäschen beeindrucken konnte, mit denen er sie betrog.
    Geschehen ist geschehen, rief Roz sich ins Gedächtnis. Und es führte zu nichts, länger darüber nachzudenken.
    Sie ging in die Küche, wo David bereits irgendetwas in einer Schüssel verquirlte und der verführerische Duft von Kaffee in der Luft lag.
    »Morgen, meine Schöne. Wie geht’s?«
    »Zu allen Schandtaten bereit.« Roz ging zu einem Schrank,
um sich einen Becher zu nehmen. »Wie war die Verabredung gestern Abend?«
    »Viel versprechend. Er mag Grey-Goose-Martinis und John-Waters-Filme. Dieses Wochenende versuchen wir eine zweite Runde. Setz dich. Ich mache Arme Ritter.«
    »Arme Ritter?« Dafür hatte Roz eine Schwäche. »Verdammt, David, ich bin gerade fünf Kilometer gerannt, damit mir
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