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Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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dem, was sie alle im vergangenen Frühjahr gemeinsam erlebt hatten, nicht die Flucht ergriffen hatte.
    Ihrer Meinung nach verfügte er über die erforderlichen Referenzen sowie das nötige Rückgrat und die nötige Aufgeschlossenheit. Das Beste war jedoch, dass er sie bisher in ihren Diskussionen über die Ahnenfolge und die Maßnahmen, die notwendig waren, um eine Tote zu identifizieren, noch nicht gelangweilt hatte.
    Im Augenblick sah er aus, als hätte er sich ein paar Tage nicht rasiert, sodass dunkle Stoppeln seine Gesichtszüge härter wirken ließen. Seine flaschengrünen Augen wirkten zugleich müde und gehetzt. Er hätte dringend zum Friseur gemusst.
    Angezogen war er ganz ähnlich wie bei ihrer ersten Begegnung
 – er trug alte Jeans und ein verwaschenes Sweatshirt. Im Unterschied zu ihrem war sein Einkaufswagen leer.
    »Helfen Sie mir«, sagte er wie jemand, der – gehalten nur von schwitzigen Fingern an einem wackeligen Ast – über dem Rand einer Klippe baumelt.
    »Verzeihung?«
    »Ein sechsjähriges Mädchen. Weihnachten. Zum Verzweifeln.«
    »Oh.« Roz entschied, dass sie seine warme Bourbonstimme mochte, selbst wenn die Panik sie etwas härter klingen ließ, und spitzte die Lippen. »In welcher Beziehung stehen sie zu ihr?«
    »Sie ist meine Nichte. Ein später Nachkömmling meiner Schwester. Wenigstens war sie so anständig, vorher zwei Jungen zu bekommen. Mit Jungs komme ich klar.«
    »Hm, ist sie ein mädchenhaftes Mädchen?«
    Mitch gab einen Ton von sich, als hätte der Ast zu knacken begonnen.
    »Schon gut, schon gut.« Roz winkte ab und ließ ihren Wagen stehen, um den Gang hinunterzugehen. »Sie hätten sich einigen Stress ersparen können, wenn sie einfach ihre Mutter gefragt hätten.«
    »Meine Schwester ist sauer auf mich, weil ich letzten Monat ihren Geburtstag vergessen habe.«
    »Verstehe.«
    »Sehen Sie, letzten Monat habe ich einfach alles vergessen, ein paar Mal sogar meinen Namen. Ich habe Ihnen erzählt, dass ich das Buch noch mal überarbeite. Ich war unter Zeitdruck. Um Himmels Willen, sie ist dreiundvierzig. Einundvierzig. Oder vielleicht zweiundvierzig.« Offenbar mit seinem Latein am Ende, fuhr er sich mit den Händen über das Gesicht. »Hört Ihr Geschlecht nicht mit vierzig auf, Geburtstag zu haben?«
    »Wir zählen vielleicht nicht mehr, Dr. Carnagie, aber das heißt nicht, dass wir aus dem Anlass kein angemessenes Geschenk erwarten.«
    »Das war deutlich«, erwiderte er und beobachtete Roz, wie sie die Regale durchsah. »Und da Sie mich schon wieder Dr. Carnagie nennen, könnte ich wetten, Sie stehen auf der Seite meiner Schwester. Ich habe Blumen geschickt«, fügte er gekränkt hinzu. Um Roz’ Lippen zuckte es. »Okay, zu spät, doch ich habe sie geschickt. Zwei Dutzend Rosen, aber lenkt sie vielleicht ein?«
    Mitch stopfte die Hände in seine Gesäßtaschen und warf Malibu-Barbie einen finsteren Blick zu. »Zu Thanksgiving konnte ich Charlotte auch nicht besuchen. Bin ich deshalb ein teuflischer Dämon?«
    »Klingt, als hätte Ihre Schwester Sie sehr gern.«
    »Wenn ich heute nicht dieses Geschenk auftreibe und es morgen nicht per Express ankommt, wird sie überlegen, wie sie mich schleunigst um die Ecke bringen kann.«
    Roz nahm eine Puppe in die Hand und legte sie wieder hin. »Dann nehme ich an, der Geburtstag Ihrer Nichte ist morgen, und Sie haben bis fünf vor zwölf gewartet, bis Sie losgegangen sind, um etwas für sie zu finden.«
    Mitch schwieg einen Moment, dann legte er ihr eine Hand auf die Schulter, sodass sie sich umwandte und zu ihm aufsah. »Rosalind, wollen Sie, dass ich sterbe?«
    »Ich fürchte, ich würde mich nicht dafür verantwortlich fühlen. Aber wir finden schon etwas, dann können Sie es einpacken lassen, und ab die Post.«
    »Einpacken. Allmächtiger, muss das sein?«
    »Natürlich muss das sein. Und Sie müssen eine schöne Karte kaufen, eine hübsche, die für das Alter der Kleinen passend ist. Ah. Das gefällt mir.« Roz klopfte an einen riesigen Karton.
    »Was ist das?«
    »Damit kann man ein Haus bauen. Sehen Sie, es sind lauter Bausteine, mit denen man sein eigenes Puppenhaus bauen und wieder umbauen kann, inklusive Möbeln. Dazu gehören auch Puppen und ein kleiner Hund. Das macht Spaß und ist pädagogisch wertvoll. Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »Super. Klasse. Fantastisch. Ich verdanke Ihnen mein Leben.«
    »Das hier ist doch eigentlich nicht Ihre Gegend, oder?«, fragte Roz, als Mitch den Karton aus dem Regal
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