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Dunkle Reise

Dunkle Reise

Titel: Dunkle Reise
Autoren: David Luckett
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beeinflussen oder auszubilden, sondern uns darauf beschränken sicherzugehen, dass sie verstehen, was diese Gabe und was das Dunkel bedeutet, damit Sie nicht wieder straucheln. Und auch Sie werden jeden Tag dieser Zeit für die Seele Meister Grames’ zur Göttin beten.« Ihr Blick umfasste uns beide. »Nehmen Sie alle beide mein Urteil an?«
    Ich blickte zu Arienne. »Ich nehme es an«, murmelte ich.
    »Ich auch«, sagte sie und lächelte. Und wieder drückte sie meine Hand.
    Die Priorin nickte. »Es ist unser Brauch, dafür zu sorgen, dass eine auferlegte Buße vollständig und angemessen geleistet wird, indem wir eine geeignete Person ernennen, die über den Büßer wacht. Im Falle von Arienne Brook werde ich selbst diese Aufgabe übernehmen. Ser Silvus de Castro, es scheint, dass Sie einige Zeit bei uns verweilen werden. Sind Sie einverstanden, dieses Amt für Willan de Parkin auszuüben?«
    Silvus zwinkerte überrascht. »Es muss einen anderen geben, der besser geeignet ist…«
    Wenn sie lächelte, geschah es ohne die geringste Veränderung in ihren Zügen. Vielleicht war es nur in ihren Augen. »Das bezweifle ich sehr.«
    Er blickte zu ihr auf wie ein Mann, der aus einem Albtraum erwacht. »Dann… nehme ich es an. Bei meinem Wort und Unterpfand.« Das war die alte Formel eines Edelmannes, der sich zum Dienst verpflichtet, und Silvus gebrauchte sie ohne Überlegung. Oder vielleicht im vollen Wissen ihrer Bedeutung.
    Barras musste es so verstanden haben. »Bei deinem Wort und Unterpfand, Silvus?«, knurrte er ihn an. »Also bist du bereit, dein Handeln auf dem Feld der Ehre zu verteidigen. Das bedeutet es, nicht wahr?«
    Silvus wandte sich zu ihm um, und ein unheiliges Licht spielte in seinen Augen. »Es bedeutet, dass ich getreulich dienen werde, wie das Gericht entschieden hat, auf meine Ehre.«
    Georghe spuckte aus. »Ehre! Das für das Urteil und für deine Ehre! Komm heraus hinter diesen Röcken und…«
    »Genug!«
    Der Saal widerhallte vom gellenden Ruf. Mir klang es in den Ohren. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass äußerste Empörung und eine Sopranstimme einen so am Boden festnageln können. Ich hatte mich zum Gehen gewandt, und die Schwestern hatten angefangen, sich von ihren Plätzen zu erheben. Waffen wurden im Konklave nicht getragen, aber in einer Festung des Ordens waren sie nie außer Reichweite. Wäre es aufs Ganze gegangen, so hätten sie Georghe innerhalb einer Minute zu Hackfleisch verarbeiten können. Aber man musste ihm lassen, dass er ein völlig furchtloser Mann war.
    Er wandte sich trotzig zu ihr. »Schreien Sie, so viel Sie wollen, Sie können mir dies nicht verweigern, Priorin. Auch nicht mit Ihren Anwaltskniffen. Ich bestreite Ihre Entscheidung kraft meines Rechts, Silvus Castro den Fehdehandschuh hinzuwerfen, wie er selbst es durch sein Wort und Unterpfand zugelassen hat. Lassen wir die Götter über das Recht entscheiden!«
    Die Priorin war so zornig, wie ich sie nie gesehen hatte. Ihre Stimme bebte. »Noch ein Wort, Barras, und ich lasse Sie auspeitschen und mit Schimpf und Schande hinausjagen, ob Sie Abgesandter des Fürsten sind oder nicht. Denn es gibt kein Standesrecht auf Fehde mehr. Der Orden hat es vor mehr als einem Jahrhundert abgeschafft. Wie ich entschieden habe, so soll es sein. Niemand nimmt Ihre Herausforderung an!« Der letzte Satz war an Silvus gerichtet, der vor Zorn erbleicht war. Er presste die Lippen zusammen und schwieg. Georghe aber verschränkte die Arme auf der Brust und lächelte höhnisch. Im Saal wurde es still, die Spannung wuchs.
    In dieser atemlosen Stille meldete sich eine Stimme zu Wort. »Ah… Schwester Priorin?«
    Ich glaube, es erforderte mehr Mut, als ich hatte, dass Schwester Magistra sich in diesem Augenblick zu Wort meldete. Aber sie tat es und stand auf ihren Stock gestützt, und als die Priorin sich überrascht umwandte, blickte die alte Frau ihr ins Auge, wie ich es nicht fertiggebracht hatte.
    Die Priorin starrte sie an. Die alte Frau stand da, unerbittlich wie das Gesetz selbst. »Schwester Magistra«, brachte die Priorin endlich hervor.
    Die andere nickte. »Schwester Priorin, du hast bestimmt, dass niemand hier die Herausforderung des Leutnant de Barras annehmen darf. Du magst so über uns Schwestern bestimmen, weil wir unter dem Gelöbnis stehen, zu gehorchen und Waffen nur zur Selbstverteidigung oder zur Verteidigung des Ordens oder gegen das Dunkel zu erheben. Das Gleiche gilt für die Laien unseres Herrschaftsbereiches, denn sie
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