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Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Titel: Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Autoren: Kurt Jahn-Nottebohm
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Kleine als auch Ritter in allen Einzelheiten geständig.
    Robert Lachner starb am 23. April im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen, ohne das Bewusstsein noch einmal wiedererlangt zu haben.

Montag 12. August 2002
    An diesem Montag im August schien bereits morgens die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Seit mehreren Tagen hatte sich der Sommer in Deutschland festgesetzt und trieb das Thermometer fast täglich auf neue Rekordwerte. Eine drückende Hitze lag schon jetzt über der Stadt.
    Die Eröffnung des Prozesses war auf 10:30 Uhr festgelegt. Noch wäre etwas Zeit, um einen Kaffee zu trinken. Frank und Maren saßen in Franks Büro – er hinter dem Schreibtisch, sie davor. Maren hatte ihre Beine ohne sich zu genieren auf die Schreibtischplatte gestützt, obwohl sie ein recht kurzes Sommerkleid trug. Frank störte es nicht.
    „Was meinst du, wie lange der Prozess dauern wird?“, fragte sie über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg. Frank zuckte mit den Schultern.
    „Wer weiß? Es wird ja eine ganze Reihe von Verfahren geben. Heute startet der Mordprozess gegen Ritter. Wenn der nicht plötzlich andere Dinge behauptet, kann das in einer Woche erledigt sein.“
    Marens nächste Frage ließ nicht lange auf sich warten.
    „Meinst du, es müssen einige von den Kindern aussagen?“
    Beinahe wirkte sie bei der Frage erschreckt, als sei sie ihr gerade erst in den Sinn gekommen.
    „Ich glaube nicht!“, beruhigte Frank sie und – wenn er ehrlich war – auch sich selbst. „Lachner ist tot, und gegen Tote werden keine Prozesse geführt. Kleine, Ritter und die Engländerin haben die Ware vertrieben. Damit haben die Kinder nichts zu tun.“
    Maren nickte, nahm ihre Beine vom Schreibtisch und stellte ihre Tasse hart darauf ab. Sie stand auf und schaute Frank wieder mit einem Blick an, aus dem er gleichzeitig Wut, Trauer und Kampfeslust las.
    „Ich hoffe, dass die Schweine für lange Zeit aus dem Verkehr gezogen werden. Ich wünsche ihnen die Pest an den Hals!“
    Als Frank sie da so stehen sah, hätte er sie am liebsten in den Arm genommen. Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum und tat, was er eben noch gedacht hatte. Er drückte sie leicht an sich und küsste sie auf das Haar. Er spürte ihren Körper unter dem dünnen Stoff des Kleides und befand es plötzlich für besser, sie wieder loszulassen. Sie lachte ihn an.
    „Wir sollten gehen!“, sagte er. Maren nickte.
    Um Viertel nach zehn erreichten sie das Gericht, dessen Gänge schon dicht gefüllt waren. Selbst in den steinernen Fluren des altehrwürdigen Gebäudes hatte sich die Hitze der vergangenen Tage gestaut und lag drückend über den Menschen, die dort warteten. Die Türen zum Gerichtssaal wurden geöffnet und ein Gerichtsdiener ließ die Leute ein. Natürlich waren es wieder die Presseleute, die den größten Tumult verursachten, obwohl sie wussten, dass jeder von ihnen einen zugewiesenen Platz bekommen würde. Im gleichen Maße, in dem sich der Verhandlungssaal füllte, leerte sich der Gang vor ihm. Frank und Maren standen noch am Aschenbecher etwa fünf Meter von der Tür entfernt, als Frank plötzlich ein Mann auffiel, den er zu kennen glaubte. Er stand unmittelbar an der Ecke, wo der Gang einen rechtwinkligen Knick nach rechts machte, und starrte wie abwesend vor sich hin. Frank stieß Maren an und deutete mit einem Nicken in seine Richtung.
    „Wer ist das?“
    Maren schaute in die Richtung des Mannes, zuckte aber kurz darauf mit den Schultern.
    „Keine Ahnung. Wer soll das sein?“
    Frank fühlte sich plötzlich unwohl.
    Irgendetwas ging mit dem Mann vor sich. Er stand weiterhin an der Ecke, ziemlich dicht an der Wand, und bewegte sich nicht, sondern starrte vor sich hin.
    „Den kenne ich!“, zischte Frank. „Woher bloß?“
    „Na und? Dann kennst du ihn eben, was soll’s!“, wurde es Maren nun zu bunt.
    Frank schien sie nicht zu hören. Er warf seine Zigarette in den Aschenbecher.
    „Was will der da? Warum geht er nicht rein?“
    „Warum gehen
wir
nicht rein?“, entgegnete Maren ungeduldig und schaute Frank fragend an.
    „Okay“, sagte Frank und schien das Interesse an dem Mann verloren zu haben. Er fasste Maren am Arm und zog sie mit sich zur geöffneten Tür des Gerichtssaales. Als er gerade durch die Tür gehen wollte, nahm er in den Augenwinkeln eine plötzliche und hektische Bewegung wahr. Gleichzeitig hörte er Schritte und aufgeregtes Rufen. Er schob Maren zur Seite und sah, dass der Mann an der Ecke plötzlich zum Leben
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