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Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Titel: Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Autoren: Kurt Jahn-Nottebohm
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auf.
    „Sehen Sie, da könnten Sie sich ja auch gewaltig irren!“
    Ritters Gesichtsausdruck stürzte in sich zusammen. Er sagte aber nichts und zuckte nur in unveränderter Sitzhaltung mit den Schultern.
    Ohne Vorwarnung flog plötzlich die Tür auf und Reinhard stand davor.
    „Komm mal bitte raus!“, sagte er zu Frank und wedelte ihn mit der rechten Hand vor die Tür.
    Frank gehorchte und ließ Ritter mit Malte alleine. Reinhard hielt sich nicht lange mit Vorreden auf.
    „Frau Siebert hat gerade angerufen. Ihr ist eingefallen, was der Grund für den Auto-Anschlag auf sie gewesen sein könnte.“
    Jetzt machte Reinhard eine kunstvolle Pause. Seine Worte verfehlten ihre Wirkung auf Frank nicht. Er stand mit offenem Mund und einem Gesicht voller Staunen vor Reinhard und wartete auf eine Fortsetzung, die auch sofort folgen sollte:
    Er erzählte Frank, dass Martina Siebert im Krankenhaus Besuch von Frau Van Dresen bekommen hatte. Als sie sie sah, fiel ihr sofort ein, was sie vergessen hatte. Am Samstag vor den Morden war Martina Siebert vor ihrem Haus und brachte Müll hinaus. In diesem Augenblick sah sie Frau Van Dresen aus dem Haus kommen, die eine Umzugskiste in den Händen hielt. An dem Lieferwagen angekommen wurde Frau Van Dresen von einem Mann angesprochen, der ihr den Karton auf die Ladefläche schob und mit dem sie kurz sprach. Sie hatte gesehen, dass die Frau einige Male den Kopf schüttelte, bevor der Mann sich auf der gleichen Straßenseite entfernte.
    Am folgenden Dienstag, als sie sich auf den Weg zu ihrer Freundin nach Duisburg machen wollte, hatte sie den gleichen Mann vor dem Haus gesehen, sich aber keine weiteren Gedanken gemacht, sondern war in ihren Wagen gestiegen und losgefahren. Sie wisse nicht, ob der Mann in das Haus hineingegangen war. Es handelte sich bei ihm auf keinen Fall um Stefan Kleine. Die Beschreibung, die Frau Siebert geliefert hatte, passte allerdings auf Tobias Ritter.
    Frank schlug Reinhard auf die Schulter, drehte sich auf dem Absatz um und betrat wieder den Raum, in dem Ritter und Malte warteten, ohne zu wissen, worauf. Malte spielte gerade gelangweilt an seinen Fingernägeln. Frank schlug die Tür zu und setzte sich wieder auf den Stuhl gegenüber von Ritter. Der hob den Kopf und schaute Frank voller Erwartung an.
    „Sie, Herr Ritter, waren derjenige, der in der leeren Wohnung gegenüber von Claudia Hülst gehaust hat. Sie haben sich am Mittwochmorgen Zugang zu Frau Hültsts Wohnung verschafft und haben erst Jörg Klettner und dann Claudia Hülst umgebracht!“
    Malte erstarrte und richtete seinen Blick offenen Mundes auf Frank. Ritter schwieg erst. Es verstrichen einige Sekunden.
    „Ich will jetzt nichts mehr sagen. Ich bin müde und hungrig. Morgen möchte ich meinen Anwalt sprechen!“

2. Aprilhälfte 2002 bis Ende Mai 2002
    Der Durchbruch war geschafft. Der Fall war gelöst. Zwar zogen sich die restlichen Ermittlungen noch bis in den nächsten Monat hinein, aber Mitte Mai waren die Ermittlungsergebnisse schließlich so lückenlos, dass für die Staatsanwaltschaft eine Anklageerhebung nur eine Frage der Zeit war. Bei der Dichte der Verbrechen, mit der man sich hier konfrontiert sah, konnte dies allerdings noch etwas dauern. Im Anschluss an die Befragungen von Ritter und Kleine hatte sich das LKA massiv eingeschaltet, was aber zu erwarten gewesen war, denn schließlich hatte der Kinderporno-Ring über Jahre hinweg ungestört gearbeitet, sodass Material ungeheuren Ausmaßes in die Welt verschickt werden konnte.
    Man ermittelte bundesweit nicht weniger als 1372 Adressen, die das Material empfangen hatten – vom Arbeitslosen über Ärzte bis hin zu Lehrern, Anwälten und Geistlichen reichte die Palette der „Geschäftsfreunde“ von Kleine und Ritter – diese Bezeichnung verwendeten die beiden mit Vorliebe. An einem Mittwoch – am 8. Mai – fanden bundesweit Hausdurchsuchungen statt, bei denen die Polizeikräfte fast zweitausend Computer beschlagnahmten und 114 Verhaftungen vornahmen. Über 26.000 pornographische Fotos und etwa 800 gleichartige Filme mit Kindern gelangten in den Besitz der Landeskriminalämter, wurden von ihnen ausgewertet und archiviert. 52 Staatsanwaltschaften in fast allen Gegenden der Republik leiteten Ermittlungsverfahren ein. Frank und seine Kolleginnen und Kollegen konnten mit Recht behaupten, einen nicht unwichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet zu haben.
    Was war nun geschehen an jenem Mittwochmorgen Anfang April, an dem erste Spuren
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