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Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)

Titel: Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Autoren: Kurt Jahn-Nottebohm
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Maren ihn von der Seite ansah. Er drehte sich zu ihr.
    „Darf ich was fragen, oder möchtest du schweigen?“
    „Frag’ ruhig“, antwortete er und wandte sich wieder dem Verkehr auf der Duisburger Straße zu, der im Augenblick vor einer roten Ampel ins Stocken geraten war.
    „Das hast du doch bestimmt schon öfter gemacht – ich meine: mit Angehörigen gesprochen, die gerade jemanden durch eine Gewalttat verloren haben.“
    „Ja“, erwiderte er. „Warum fragst du?“
    „Kann man sich an sowas gewöhnen? Kann das Routine werden?“
    „Ich glaube nicht. Man kann so eine Art entwickeln, mit der man den Abstand aufrecht erhält. Aber das ist nur äußerlich. Ich habe jedes Mal feuchte Hände, wenn ich das tun muss.“
    Maren sagte nichts mehr. Der dichte Feierabendverkehr war wieder in Fluss gekommen und schob sich der nächsten Ampel entgegen. Er nahm wahr, dass Maren ein Taschentuch aus ihrer Jeansjacke zog. Sie mussten wieder anhalten. Er drehte sich zu ihr hin und sah, dass sie weinte. Ohne nachzudenken nahm er ihre Hand.
    „Maren, wenn das jemals zur Routine werden sollte, würde ich aufhören. Du brauchst dich niemandem von uns gegenüber zu schämen. Wir können froh sein, dass wir in dieser Umgebung von Gewalt nicht abstumpfen. Aber wir müssen uns auch schützen. Es ist unser Job!“
    „Ich weiß“, sagte sie und steckte ihr Taschentuch in die Hosentasche. „Und ich schäme mich auch nicht.“
    Den restlichen Weg in die Von-Bock-Straße legten sie schweigend zurück.
     Als sie in Franks Büro saßen, griff Frank doch zur Zigarettenschachtel. Gerade hatte er sich eine angezündet, als Malte und Reinhard ins Zimmer kamen.
    „Können wir schon anfangen?“, kam Frank direkt zur Sache. Irgendwie hatte ihn die Situation mit Maren eben im Auto merkwürdig angerührt. Er schaute in die Runde und erntete dreifaches Nicken.
    „Maren, fängst du an?“
    Er drückte seine Zigarette aus und lehnte sich zurück. In ihrem Blick meinte er leichtes Erstaunen zu lesen. Wenn es so war, dann war es nur ein flüchtiger Eindruck. Maren setzte sich aufrecht hin und sprach mit sicherer Stimme zu Reinhard und Malte.
    „Die Eltern Hülst konnten uns nicht viel erzählen. Die waren natürlich erstmal völlig fertig. Sie haben am Dienstag mit ihrer Tochter telefoniert. Dabei erfuhren sie, dass Claudia im August zu Jörg Klettners Firma wechseln wollte.“
    „Ach nee …“, unterbrach Malte. „Das ist aber ein Zufall!“
    „Ja, schon“, reagierte Maren. „COMPUB wusste aber davon. Das war alles in trockenen Tüchern. Claudia Hülst hat das mit ihren Chefs besprochen und zum 1. April gekündigt. Es war wohl so, dass Jörg Klettner sie unbedingt haben wollte – in seiner Firma, meine ich.“
    „Anders ja wohl auch.“, feixte Reinhard.
    „Was ist mit euch?“, forderte Frank nun Malte auf.
    „Wenig. Bei den Eltern haben wir nur die Mutter angetroffen. Ihr Mann ist zur Zeit in Kur in Bad Wildungen. Wir haben Frau Klettners Schwester – eine Frau Döring - angerufen, die sich um ihre Schwester kümmert. Die neuen Firmenräume von Jörg Klettner sind übrigens in der Leineweberstraße. Da wird renoviert und man findet höchstens Farbeimer, Tapetenrollen und ähnliche Sachen.“
    „Aber irgendwo muss der doch seine Sachen haben!“, warf Frank ein. „Mit irgendwas muss der die Räume doch einrichten.“
    Er sah Malte an. Der zuckte mit den Schultern. Frank warf den Kugelschreiber, mit dem er sich während der Erzählungen von Maren und Malte einige Notizen gemacht hatte, auf seinen Schreibtisch, hielt den Zettel hoch und allen dreien entgegen.
    „Das ist das Ergebnis eines verfluchten Nachmittags!“, rief er. „Scheiße!“
    Die Tür öffnete sich und Rolf – offenbar beeindruckt von dem Vokabular, das durch die Tür nach draußen gedrungen war – lugte vorsichtig in den Raum.
    „Entschuldigt. Draußen wartet eine Frau Van Dresen. Sie möchte mit dir sprechen, Frank.“
    Frank Wallert blickte wie Hilfe suchend gen Himmel.
    „Wer ist das? Was will sie?“, raunzte er Rolf unbeabsichtigt heftig an. In diesem Augenblick merkte er, dass er ein wenig aus dem Takt geraten war. Sofort entschuldigte er sich bei Rolf.
    „Sie soll reinkommen.“
    Maren stand auf und wollte den Raum verlassen, aber Frank hielt sie zurück.
    „Nein, Maren, bleib!“ Mit einem Blick Richtung Malte und Reinhard fuhr er fort: „Ihr könnt Feierabend machen. Morgen um acht an gleicher Stelle.“
    Auch bei diesen Worten musste Frank sich
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